Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz Sanierer von tadellosem Ruf
Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz soll sich um die Rettung des angeschlagenen Immobilien- und Warenhauskonzerns Signa kümmern. Geiwitz gilt als einer der profiliertesten Sanierer Deutschlands.
Es liegt eine gewisse Ironie darin: Vor rund drei Jahren holte der Immobilientycoon René Benko den Sanierer Arndt Geiwitz an Bord, um ein Sanierungskonzept für die marode Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zu entwickeln. Kürzlich musste der Österreicher wieder zu Geiwitz Kontakt aufnehmen - diesmal, um sein gesamtes Lebenswerk, die Signa Holding, vor dem Untergang zu bewahren und sein Ende an der Sigma-Spitze zu besiegeln.
Benko geht, Geiwitz übernimmt
Seit heute ist es nun offiziell: Geiwitz übernimmt die Führung des Signa-Beirats, wie der Konzern mitteilte. Und auch Benkos Stimmrechte in der Holding werden an den Sanierungsexperten übertragen. Zum Machtwechsel bei Signa kommt es offensichtlich nicht ganz freiwillig. Wichtige Investoren hatten den einst als "Wunderkind" gefeierten René Benko dazu gedrängt.
Für viele Beteiligte dürfte das in der schwierigen Lage eine positive Nachricht sein. Zwar hat Geiwitz nicht nur Erfolge vorzuweisen, doch er hat sich einen tadellosen Ruf erarbeitet - manche in der Branche bezeichnen ihn als Spezialisten für die schwierigen, scheinbar hoffnungslosen Fälle.
Schlecker-Rettung nicht gelungen
Die Insolvenz des Drogeriemarkt-Imperiums Schlecker 2012 machte Geiwitz als Insolvenzverwalter einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Doch das entwickelte Konzept fand nicht das Vertrauen der Schlecker-Gläubiger. Tausende Filialen mussten geschlossen werden. Rund 20.000 Arbeitnehmer, meist Frauen, verloren ihre Jobs. Geiwitz stritt noch Jahre später vor Gericht für die Lohnansprüche der sogenannten "Schlecker-Frauen". Das brachte ihm Lob von Betroffenen und Gewerkschaftsvertretern.
Der aus Ulm stammende Geiwitz hat Betriebswirtschaftslehre in Passau studiert. Im Jahr 1995 heuerte er beim Wirtschaftsprüfer und Insolvenzverwalter Werner Schneider an. Geiwitz ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und mittlerweile Geschäftsführender Gesellschaft der Kanzlei Schneider Geiwitz.
Bücher prüfen, Unternehmensnachfolgen organisieren, Insolvenzen begleiten und bestenfalls abwenden: Das ist Gleiwitz' Geschäft. Zahlreiche angeschlagene Unternehmen hat er mit einer Sanierung gerettet. Etwa den Schuhhändler Leiser. Oder indem er Käufer fand: Etwa für den Augsburger Weltbild-Verlag; Kögel-Trailer, einen Hersteller von Lkw-Anhängern; den Strumpfhosenhersteller Kuhnert. Mittlerweile hat der Unternehmensverbund SGP Schneider Geiwitz nach eigenen Angaben 320 Mitarbeiter an 21 Standorten.
Mehrfach mit der Karstadt-Krise befasst
Wenn der 54-Jährige jetzt bei Benko übernimmt, kommt er nicht als Unbekannter: Bevor Benko vor gut zehn Jahren bei der in Schieflage geratenen Kaufhauskette Karstadt eingestiegen ist, soll Geiwitz die Zahlen geprüft haben.
Seit die Belastungen der Corona-Pandemie 2020 Galeria Karstadt Kaufhof zu erdrücken schienen, begleitete Geiwitz Galeria Karstadt Kaufhof gemeinsam mit dem Juristen Frank Kebekus gleich zweimal durch ein Insolvenzverfahren. Ob das Sanierungskonzept aufgeht, ist noch offen. Vieles dürfte davon abhängen, ob Signa die zugesagten Sanierungshilfen von rund 200 Millionen Euro in der angespannten Lage tatsächlich an Galeria zahlen kann.
Die Aufgabe bei der Signa Holding dürfte jedenfalls herausfordernd werden: Das österreichische Immobilien- und Handelsunternehmen ist europaweit aktiv, allein der Brutto-Vermögenswert der Immobiliensparte liegt nach Unternehmensangaben bei 27 Milliarden Euro. Doch die Bau- und Immobilienbranche steht auch wegen massiv gestiegener Zinsen und hoher Baukosten seit Monaten extrem unter Druck. Auch Benkos Projekte leiden, mussten teilweise gestoppt werden.