Unternehmer René Benko Aufstieg und möglicher Fall eines Immobilien-Tycoons
Der österreichische Immobilienunternehmer Benko steht möglicherweise vor einem Scherbenhaufen seines Lebenswerks. Investoren fürchten um ihr Geld und wollen ihn loswerden. Andere haben Gründe, sein Scheitern zu fürchten.
Plötzlich wollen sie ihn loswerden, den "Wunderwuzzi", den smarten Tiroler, den Selfmade-Milliardär René Benko, in dessen Immobiliengeschäfte sie viel investiert haben. Millionen - um ein paar mehr Millionen daraus zu machen.
Zum Beispiel der österreichische Milliardär Hans-Peter Haselsteiner, Bauunternehmer, Vorstandsvorsitzender der Strabag und als Ex-Politiker erfahren darin, wie man öffentlich Druck aufbaut. Haselsteiner ist Miteigentümer bei Benkos Signa-Holding. Im ORF erzählte er, man habe an Benko den Wunsch herangetragen, er solle sich aus seinem Lebenswerk Signa zurückziehen, möglichst schnell und vollständig. "Dieser Wunsch wurde von Benko grundsätzlich positiv beantwortet", sagte Haselsteiner. Er sei bereit, dies zu unterschreiben.
Immobilien in besten Innenstadtlagen
Es geht um Immobilien in besten Innenstadtlagen weltweit. Wert: 20 Milliarden Euro, heißt es. Das Problem ist die Kreditfinanzierung. Die Zinsen steigen, die Immobilienpreise sinken. Von einer halben Milliarde Euro Verlust im vergangenen Jahr ist die Rede. Kredite in Höhe von 1,3 Milliarden Euro sollen noch dieses Jahr fällig werden. Eigentlich war das nie ein Problem für einen wie Benko. Inzwischen schon. Ganz offensichtlich halten ihn auch seine Geschäftsfreunde nicht mehr für kreditwürdig.
Das aber würde heißen: Aus, der große Traum des erst 46-jährigen Benko: "Wenn mir jemand die Frage stellt, 'wo möchte sich der Unternehmer Benko vielleicht in 30 Jahren sehen oder auf was möchte er zurückblicken?': Ich möchte darauf zurückblicken, dass man eine Art Familienunternehmen geschaffen hat, das kontinuierlich gewachsen ist, das aber in privater Hand geblieben ist."
Das war Benko vor 15 Jahren. "Der talentierte Herr Benko" hieß die Doku-Reihe des ORF, in der Hauptfigur zu sein nicht nur ein Kompliment ist. Trotzdem, viel Respekt für die kleinen Anfänge. Auf 60 Quadratmetern wohnte die Familie Benko damals in Innsbruck: Renés Vater, der bei der Gemeinde arbeitet, die Mutter, eine Erzieherin, und die jüngere Schwester. Mit der Matura, dem Abitur, wurde es nichts: zu viele Fehlstunden. Benko baute Dachgeschosse aus, machte schnell seine erste Million - Schilling damals noch. Sein offenes Geheimnis: "Innenstadtimmobilien haben eines gemeinsam. Sie sind rares Gut und von daher werden sie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr wert sein."
Sein Erfolgsrezept: Geldgeber, die ihm vertrauten und gute Freunde mit Einfluss. Seit Jahren Beirat der Signa-Holding: Alfred Gusenbauer, Ex-Bundeskanzler, von der SPÖ. Susanne Riess-Hahn, die mal FPÖ-Vizekanzlerin war und ebenfalls im Signa-Beirat sitzt, kannte Benko bereits, als der noch zur Schule ging. Und Sebastian Kurz, Ex-ÖVP-Bundeskanzler, auch ihn nannten sie mal "Wunderwuzzi", ist ein Türöffner für Benko. Zum Beispiel beim Staatsbesuch Wladimir Putins in Wien im Jahr 2018.
Scherben mit Millionenwert
Jetzt steht Benko - möglicherweise - vor den Scherben seines Lebenswerks. Dabei sind die einzelnen Scherben des Signa-Imperiums immer noch Millionen wert. Im Filetieren haben sie Erfahrung bei Signa. Und Benko pokert noch ums Kleingedruckte: "Es gibt einige Leute, die sich freuen würden, wenn der Unternehmer René Benko scheitert. Aber die werden sehen, dass ich ihnen die Freude nicht machen werde."
Auch diese Prognose ist schon etwas älter. Und die vermutete Freude ist zwiespältig. Abgesehen von den Risiken und Nebenwirkungen, wenn jemand so schnell Milliardär geworden ist in einem so kleinen Land wie Österreich.
Viele haben Gründe, ein Scheitern Benkos eher zu fürchten. Auch die Bürgermeister der Städte, in denen Benkos Signa versprochen hat, aus prominenten Innenstadtlagen mehr zu machen. Zum Beispiel Hamburg mit dem Elbtower, in München das neue Stadtquartier Corbinian zwischen Stachus und Hauptbahnhof, in Stuttgart in der Königsstraße oder die Carschhaus-Baustelle in Düsseldorf.