Baustopp beim Milliardenprojekt Zukunft des Hamburger Elbtowers weiter offen
Nach Hoffnungen der Politik auf Unterstützung von Klaus-Michael Kühne beim Weiterbau des Elbtowers geht der Milliardär auf Distanz. Staatshilfe soll es dafür nicht geben. Indes wächst der Druck auf Investor René Benko.
Der Zukunft des prestigeträchtigen Elbtowers in Hamburg ist weiterhin ungewiss. Öffentlich geäußerten Erwartungen seitens der Hamburger Politik, dass sich der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne beim Projekt in der Hafencity der Hansestadt beteiligen könnte, erteilte der Milliardär eine Absage. "Das ist vollkommen absurd und frei erfunden; man versucht, mir ein Elbtower-Engagement aufs Auge zu drücken", sagte Kühne der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Davon sei er weit entfernt, so Kühne. Nur am Rande sei er beteiligt an den Gesprächen über die Zukunft des Elbtower-Bauherrn Signa Prime, einem Unternehmen des österreichischen Immobilieninvestors René Benko, der aktuell offensichtlich Finanzierungsprobleme hat. "Zur Zeit zeichnen sich keine Lösungen unter unserer Mitwirkung ab", teilte Kühne der "FAZ" und dem "Hamburger Abendblatt" mit. Früheren Angaben zufolge ist die Kühne Holding an Signa Prime mit zehn Prozent beteiligt.
Baustopp wegen fehlender Zahlungen
Auf einer der bekanntesten Baustellen Deutschlands waren in der vergangenen Woche die Arbeiten unterbrochen worden - offenbar wegen fehlender Zahlungen des Konzerns von Karstadt-Milliardär Benko, der als Investor in vielen Bauprojekten deutscher Städte auftaucht. Der Baukonzern Lupp hatte seine Bautätigkeit eingestellt, weil die österreichische Signa-Gruppe des Unternehmers mit Zahlungen in Verzug sei, wie Geschäftsführer Matthias Kaufmann mehreren Medien bestätigte.
Mit einer Höhe von 245 Metern und 64 Etagen soll der Wolkenkratzer eigentlich das höchste konventionelle Gebäude Hamburgs und das bundesweit dritthöchste werden - nach dem Commerzbank Tower und dem Messeturm in Frankfurt am Main. Die laufenden Baukosten summieren sich Medienberichten zufolge auf 25 Millionen Euro pro Monat. Insgesamt soll der noch unter der Regie des heutigen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) ins Leben gerufene Bau knapp eine Milliarde Euro kosten.
Doch nun ruhen die Arbeiten weitestgehend - und der Turm ist gerade einmal 100 Meter hoch. Am Montag hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen die Bauunterbrechung bestätigt. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) verwies auf mögliche Vertragsstrafen und erklärte, dass Hamburg eine Fertigstellung des Bauvorhabens entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und Merkmale erwarte.
Hamburg will keine Staatshilfe leisten
Über den Weiterbau laufen derzeit offensichtlich intensive Gespräche. Staatliche Finanzhilfen schloss Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher gestern jedoch aus. Die Stadt werde "keine finanziellen Belastungen übernehmen", sagte der SPD-Politiker dem "Spiegel".
Die Verträge mit dem Bauherrn Signa seien "gut verhandelt", zudem würde ein Abbruch des Vorhabens großen wirtschaftlichen Schaden für die privaten Investoren bedeuten, so Tschentscher. Er gehe davon aus, dass die Investoren aus eigenem Interesse "eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden".
Investoren entziehen Benko das Vertrauen
Ein Sprecher des Commerzbank-Vermögensverwalters Commerz Real, der mit 25 Prozent an dem Projekt beteiligt ist, teilte indes mit: "Vom Elbtower sind wir nach wie vor absolut überzeugt und gehen davon aus, dass die Bauarbeiten bald wieder aufgenommen werden können."
Signa selbst äußerte sich bislang nicht zum Baustopp. Bei der angeschlagenen Immobiliengruppe haben die wichtigsten Gesellschafter in einem Brief inzwischen eine Entmachtung des Gründers Benko gefordert, wie das "Handelsblatt" berichtet. Das sei die einzige Möglichkeit, die Firma wieder auf Kurs zu bringen.
Der Unternehmer Hans-Peter Haselsteiner, der 15 Prozent an der Signa Holding hält, erklärte heute gegenüber dem ORF, dass Benko grundsätzlich einverstanden sei, sich operativ zurückziehen. Statt dessen solle der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz das Ruder übernehmen.
"Die Gesellschafter haben diese Woche Rene Benko gebeten, noch einen Schritt weiter zu gehen und Herrn Geiwitz nicht nur als Sanierungsbeauftragten einzusetzen, sondern auch als Art Generalbevollmächtigten", sagte Haselsteiner, der früher den Baukonzern Strabag leitete. Darüber hinaus sollte Geiwitz laut Haselsteiner auch alle Stimmrechte übertragen bekommen, die Benko oder seine Stiftungen in der Signa Holding inne haben. Direkt und indirekt hält Benko laut ORF rund 50 Prozent der Anteile.