Windturbinenhersteller Siemens Gamesa senkt erneut Prognose
Die europäische Windindustrie hat es weiterhin schwer. Der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa hat seine Jahresprognose erneut eingedampft. Das sind auch für die Muttergesellschaft Siemens Energy schlechte Nachrichten.
Siemens Gamesa kann selbst seine bereits gesenkten Ergebnisziele für das laufende Jahr nicht erreichen. Das teilte das deutsch-spanische Unternehmen, das mehrheitlich zu Siemens Energy gehört, heute Morgen mit.
Verluste weiten sich aus
So rechnet Siemens Gamesa für das laufende Jahr mit einer Rendite von minus 5,5 Prozent. Bislang hatte das Unternehmen minus vier Prozent vorhergesagt. Beim Umsatz wird ein Rückgang um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte der Umsatz nach Unternehmensangaben auf 2,44 Milliarden Euro von 2,7 Milliarden im Vorjahr. Der Nettoverlust weitete sich auf 446 Millionen Euro von 314 Millionen Euro aus.
Die Nachricht belastete heute Morgen auch die Aktie der Muttergesellschaft Siemens Energy, die rund vier Prozent verlor. Ein Händler sah mit Blick auf die Windkraft-Tochter "anhaltend unterirdische Ziele" und einen "katastrophalen Ausblick".
Hohe Kosten und Lieferprobleme
Siemens Gamesa leidet weiterhin unter mehreren Problemen. Die Herstellung von Masten und Flügeln für Windturbinen ist in den vergangenen Jahren wegen des harten internationalen Wettbewerbs, der Lieferprobleme im Zuge der Corona-Pandemie und auch wegen steigender Metallpreise für die Hersteller deutlich weniger lukrativ geworden. Das zeigten zuletzt auch Geschäftszahlen des dänischen Weltmarktführers Vestas, der sinkende Erträge meldete.
Siemens Gamesa hat zudem Probleme bei der Entwicklung und Vermarktung seiner neuen Windturbinen-Generation 5.X. Die Turbine soll bei Windanlagen an Land eingesetzt werden.
Dem DAX-Konzern Siemens Energy gehören zwei Drittel an dem Hersteller von Windkraftanlagen und will die restlichen Aktien für 18,05 Euro je Anteil übernehmen. Danach soll Siemens Gamesa von der Börse genommen und in den Konzern integriert werden.
Stellenabbau geplant?
Gut möglich, dass im Zuge der geplanten Integration zunächst auch der Personalbestand bei Siemens Gamesa reduziert wird. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Insider, dass Siemens Gamesa den Abbau von rund 2500 Arbeitsplätzen erwäge. Das Ziel sei die Erholung von Verlusten, die den Hauptaktionär Siemens Energy zu einem Übernahmeangebot bewegt hatten, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag. Es sei noch nicht klar, welche Sparten und Regionen betroffen sein könnten. Siemens Gamesa lehnte eine Stellungnahme ab, und auch Siemens Energy wollte sich zu den operativen Schwierigkeiten des Windenergiekonzerns nicht äußern.
Ausbau der Windenergie stagniert
Die geringen Zuwachszahlen der Windenergieanlagen in Deutschland an Land bleiben ein Problem für die Industrie. Im ersten Halbjahr des Jahres 2022 wurden laut dem Bundesverband Windenergie 238 neue Windräder mit einer Leistung von 977 Megawatt installiert, in etwa so viele wie im Vorjahreszeitraum. Im gesamten Jahr 2017 waren noch Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 5333 Megawatt in Betrieb genommen worden.