Spanische Windkraft-Tochter Siemens Energy will Gamesa übernehmen
Siemens Energy will in Zukunft noch stärker auf Windkraft setzen. Der Konzern hat nun ein Angebot für die Komplettübernahme der verlustreichen Tochterfirma Siemens Gamesa vorgelegt, an der Siemens Energy bisher 67,1 Prozent hält.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy will Siemens Gamesa für 18,05 Euro je Aktie vollständig übernehmen. Siemens Energy hält derzeit 67,1 Prozent der Anteile an der spanischen Windkraft-Tochterfirma. Das Kaufangebot für die restlichen 32,9 Prozent der Anteile liegt acht Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag (16,75 Euro) und würde den Konzern rund vier Milliarden Euro kosten.
Die Aktie von Siemens Gamesa war bereits in den vergangenen Tagen kräftig gestiegen, nachdem sich die Übernahmepläne laut Insidern konkretisiert hatten. Vor den ersten Spekulationen zu Beginn der vergangenen Woche lag das Papier noch bei 14,13 Euro. Um Siemens Gamesa von der Börse zu nehmen, brauchen die Münchener nach spanischem Recht 75 Prozent der Anteile. In einer ersten Reaktion stieg der Kurs der Aktie von Siemens Gamesa im elektronischen Handelssystem XETRA bis auf 17,75 Euro.
In einer von Siemens Energy veröffentlichten Präsentation nennt der Konzern den September als angestrebten Termin für den Start des Angebots. Es könnte dann im Oktober enden und der Kauf im Erfolgsfall bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Siemens Gamesa hat große Probleme
Siemens Energy hält derzeit 67,1 Prozent der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE), das seinen Sitz in Spanien hat. Das Unternehmen stellt Windkraftanlagen für Land und See her und gehört zu den größten Anbietern weltweit. Es galt eigentlich als Hoffnungsträger, macht aber seit Jahren Verluste. Bei der neuen Windturbinen-Generation 5.X gibt es große Anlaufschwierigkeiten. Zudem laufen Siemens Gamesa die Kosten für Rohstoffe davon, während in den Lieferverträgen mit den Kunden feste Preise vereinbart sind.
Siemens Energy hatte vergangene Woche bei der Vorlage der eigenen Quartalszahlen wegen des "enttäuschenden" Ergebnisses von Gamesa die Prognose gesenkt. Umsatz und operatives Ergebnis dürften daher am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen ausfallen. Konzernchef Christian Bruch erklärte, die Ergebnisse von Gamesa seien "zum wiederholten Male" enttäuschend und belasteten Siemens Energy "erheblich".
Stärkere Kontrolle und Synergieeffekte
Bei einer Komplettübernahme von Gamesa könnte Siemens Energy stärker durchgreifen. Bisher kann der deutsche Konzern die Tochter wegen der eigenständigen Börsennotierung nur über den Aufsichtsrat kontrollieren. Zudem erhofft sich das Unternehmen Synergieeffekte.
Marktteilnehmer sehen den erwarteten Schritt von Siemens Energy positiv. Der Kapitaleinsatz stehe nicht im Vordergrund, sondern dass man die Probleme der Tochter endlich unter Kontrolle bekomme, sagte ein Börsianer. Nach einigen Gewinnwarnungen waren Siemens Gamesa-Papiere jüngst auf das tiefste Niveau seit Mai 2020 abgetaucht. Im Sog der Schwäche der Tochter war der Aktienkurs von Siemens Energy in den vergangenen Monaten stark gefallen.