Geplantes Milliardengeschäft Bläst Musk die Twitter-Übernahme ab?
Die Zweifel daran werden größer, dass Elon Musk wirklich Twitter kauft. Wegen der Kontroverse um Fake-Accounts bei dem Kurznachrichtendienst hat der Multimilliardär nun damit gedroht, aus der Vereinbarung auszusteigen.
Im Ringen um die Übernahme von Twitter droht Tech-Milliardär Elon Musk nun mit dem Ausstieg aus der Übernahmevereinbarung. In einem gestern veröffentlichten Brief seiner Anwälte an Twitters Chefjuristin Vijaya Gadde heißt es, der Kurznachrichtendienst weigere sich, ihm Daten für eigene Recherchen zur Zahl von Spam- und Fake-Accounts zu liefern. Damit verstoße das Unternehmen gegen die Übernahmevereinbarung. Musk behalte sich daher vor, aus dem Deal auszusteigen.
Schon seit Mitte Mai schwelt die Kontroverse um angeblich falsche Schätzungen von Twitter zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts. Musk hat die Vereinbarung daher bereits für ausgesetzt erklärt. Twitter erklärte dagegen, Musk könne diese überhaupt nicht einseitig auf Eis legen.
Das Unternehmen schätzt nach eigenen Angaben, dass Fake-Accounts weniger als fünf Prozent seiner Nutzerbasis ausmachen. Twitter-Chef Parag Agrawal betonte, dass der Dienst jeden Tag mehr als eine halbe Million Spam-Accounts blockiere - meist bevor Nutzer sie zu sehen bekämen. Schätzungen zur Zahl der Fake-Accounts seien von außerhalb der Firma nicht seriös zu machen. Musk geht dagegen von einer deutlich höheren Zahl aus und fordert unter Berufung auf den Übernahme-Deal die Bereitstellung weiterer relevanter Daten.
Aktienkurs weit unter Angebotspreis
Die Twitter-Aktie brach nach Veröffentlichung des Briefes um bis zu sechs Prozent ein, konnte ihr Minus dann aber auf 1,5 Prozent begrenzen. An der Börse wird offensichtlich nicht mehr mit einer Übernahme zu Musks Angebotspreis von 54,20 Dollar pro Aktie gerechnet. Zuletzt notierte das Papier bei 39,56 Dollar.
Die Kontroverse dürfte nun auf eine Klärung vor Gericht hinauslaufen. Strittig ist vor allem, ob die Übernahmevereinbarung die Herausgabe von Nutzerdaten zur Klärung der Angaben zu Fake-Accounts umfasst - und ob Musk mit seinen Vorwürfen einen ausreichenden Grund hat, von der Vereinbarung zurückzutreten.
Unterstützung für Musk aus Texas
Am Montag erhielt Musk Beistand aus Texas: Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates, Ken Paxton, gab eine Untersuchung zu Twitters Angaben über die Zahl der Fake-Accounts bekannt. Das Unternehmen ist nun binnen drei Wochen aufgefordert, Informationen dazu zu liefern. Der Republikaner Paxton wirft Twitter und anderen Online-Plattformen schon seit längerem vor, konservative Ansichten zu unterdrücken.
Musk selbst kündigte jüngst an, bei Wahlen künftig für die Republikaner zu stimmen. Im vergangenen Oktober hatte er die Zentrale des von ihm geführten Elektroauto-Herstellers Tesla von Kalifornien nach Texas verlegt.