Produktion wird verlagert Miele streicht weltweit 2.000 Stellen
Der Hausgerätehersteller Miele streicht weltweit bis zu 2.000 Stellen. 700 Jobs in der Waschmaschinen-Montage am Hauptsitz Gütersloh sollen nach Polen verlagert werden.
Schon seit Monaten kursierten Gerüchte über Stellenstreichungen und Produktionsverlagerungen beim Hausgerätehersteller Miele in Gütersloh. Heute informierte das Management Beschäftigte und Öffentlichkeit über die konkreten Pläne.
Sie sehen vor, dass der Traditionshersteller weltweit bis zu 2.000 Stellen streicht. 700 Stellen in der deutschen Waschmaschinen-Montage am Stammsitz Gütersloh sollen bis 2027 -"vorbehaltlich der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen" - nach Polen verlagert werden, teilte Miele mit.
Fast alle Waschmaschinen für den Haushalt sollen künftig im polnischen Werk in Ksawerow montiert werden. Standorte sollen nicht geschlossen werden. In Gütersloh verbleiben soll die Montage von Wäschetrocknern und der Kleingewerbemaschinen.
Kritik von der IG Metall
Die Gewerkschaft IG Metall äußerte Kritik an den Plänen. Das Unternehmen rücke von seinem Markenversprechen ab und setze jetzt offenbar auf billiger statt besser, sagte der nordrhein-westfälische Bezirksleiter Knut Giesler laut einer Mitteilung.
Zwar sei die Marktsituation für Miele derzeit angespannt. Nach den Rekordjahren 2020 bis 2022 gebe es aber keinen Grund, beim ersten Gegenwind zu solchen Maßnahmen zu greifen, so die Gewerkschaft.
Rekordergebnis in der Pandemie
Während der Corona-Pandemie hatte das Unternehmen von einer starken Nachfrage nach Haushaltsgeräten profitiert. 2022 war der Umsatz um 12,2 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro gestiegen, so viel wie noch nie in der Firmengeschichte. Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor.
Das Familienunternehmen wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Weltweit arbeiten weltweit 23.300 Beschäftigte für Miele, 11.900 davon in Deutschland.
Details werden noch verhandelt
Welche Bereiche in welchem Umfang von personellen Einschnitten betroffen sein werden, stehe noch nicht fest, so das Unternehmen. Die Details würden in den kommenden Monaten ausgearbeitet und mit den Sozialpartnern verhandelt.
Miele leidet unter einem Einbruch der Nachfrage und gestiegenen Kosten. Im Gesamtjahr 2023 ist der Umsatz nach Unternehmens-Angaben um rund 9 Prozent gesunken. Bis 2026 sollen 500 Millionen Euro eingespart werden.
"Keine vorübergehende Konjunkturdelle"
"Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen", teilte die Geschäftsleitung mit.
In der deutschen Industrie werden derzeit branchenübergreifend Tausende Stellen gestrichen. So kündigte Bayer-Chef Bill Anderson Mitte Januar einen erheblichen Personalabbau in Deutschland an. Volkswagen stimmte bereits Ende vergangenen Jahres die Belegschaft auf Personalabbau ein. Bosch plant 560 weniger Stellen in der Werkzeugsparte Power Tools. Der Softwarekonzern SAP kappt bis zu 8.000 Stellen.
Am Morgen hatte das Statistische Bundesamt überraschend ein Plus von 8,9 Prozent beim Auftragseingang der Industrie im Dezember gemeldet. Allerdings hatten vor allem Großaufträge für Zuwachs gesorgt. Im vierten Quartal 2023 lag der gesamte Auftragseingang trotz des starken Dezembers nur um 0,1 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor.