Staatliche ITA Lufthansa bietet für italienische Airline
Die Lufthansa hat der italienischen Regierung ein Gebot zum Einstieg bei der staatlichen Fluggesellschaft ITA Airways unterbreitet. In einem ersten Schritt soll ein Minderheitsanteil erworben werden.
Die Lufthansa will bei der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways einsteigen. Man habe bei der Regierung in Rom ein Angebot für einen Minderheitsanteil an der Nachfolgerin der Alitalia abgegeben, erklärte der MDAX-Konzern in Frankfurt. Außerdem sollen Optionen zum Kauf der verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart werden.
Die deutsche Airline sei der einzige Interessent für einen Einstieg, teilte das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium als Eigentümer am Abend mit. Nun werde die Absichtserklärung aus Deutschland geprüft - danach könnten exklusive Verhandlungen zwischen der Lufthansa und dem italienischen Staat für einen endgültigen Kaufvertrag aufgenommen werden.
Die Lufthansa hatte bereits vor rund einem Jahr mit der Schweizer Reederei MSC die Übernahme einer Mehrheit von ITA vorgeschlagen, war während des im Wahlkampf umstrittenen Privatisierungsprozesses zwischenzeitlich aber aus dem Rennen. Mit rund 4000 Beschäftigten und 66 Flugzeugen hat ITA Airways in Italien einen Marktanteil von rund 20 Prozent.
Verschuldete Airline soll verkauft werden
Beträge zu dem geplanten Einstieg oder ein Zeitrahmen für die Dauer der Prüfung wurden vorerst nicht genannt. Insidern zufolge will die Lufthansa in einem ersten Schritt einen Anteil von 40 Prozent an der Alitalia-Nachfolgerin für 200 bis 300 Millionen Euro kaufen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die Verhandlungen mit der italienischen Regierung, die die Anteile ausschließlich an Fluggesellschaften verkaufen will, sollen demnach in einigen Wochen abgeschlossen werden.
Das italienische Finanzministerium wolle rasch eine verbindliche Absichtserklärung mit der Lufthansa unterschreiben, gefolgt von einem Beschluss des staatlichen Eigners einer Kapitalerhöhung, hieß es laut Reuters von mit dem Vorgang Vertrauten. Die Lufthansa erklärte, anschließend müsse es weitere Verhandlungen über die Ausgestaltung einer Beteiligung, die kommerzielle und operative Einbindung der ITA in die Lufthansa Airline Group und sich daraus ergebenden Synergien geben.
Die ITA war im Oktober 2021 als deutlich verkleinerte und entschuldete Nachfolgerin der Alitalia an den Start gegangen, die trotz großer Staatshilfen in der Corona-Krise endgültig aufgeben musste. Seit Beginn hatte die Airline nur Verluste eingeflogen.
Lufthansa will Geschäft jenseits der Alpen ausbauen
Die Lufthansa versucht bereits seit Jahren, jenseits der Alpen stärker Fuß zu fassen. Dabei wurde auch mehrmals eine Übernahme der Alitalia erwogen. Letztlich rettete der italienische Staat immer wieder mit großen Finanzspritzen die Airline.
Mit ITA Airways, wozu auch Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss gehören, könnte die Lufthansa ihre Position auf dem wichtigsten europäischen Auslandsmarkt stärken. Und die italienische Fluggesellschaft könnte ihr Langstreckengeschäft ausbauen. Auf längere Sicht könnte die Lufthansa dann Mehrheitseigner werden, denn der italienische Staat strebt eine vollständige Privatisierung an.
An der Börse löste die Nachricht zunächst keine nennenswerte Kursbewegung aus. Die Lufthansa-Aktie hatte bereits am Vormittag nach positiven Geschäftszahlen ihrer US-amerikanischen Partnerin United Airlines zeitweise um fünf Prozent zugelegt und lag zuletzt noch mit mehr als vier Prozent im Plus. Der geplante Einstieg bei ITA ist bereits seit längerem Thema, und auch der Inhalt des jetzigen Gebots war in Grundzügen bereits vorher durchgesickert.