Schlüsselfigur im Konflikt mit den USA Meng rückt an Huawei-Spitze
Meng Whanzou, Tochter des Huawei-Gründers, soll die Führung des chinesischen Technologieriesen übernehmen. Die Personalie ist nicht ohne Brisanz: Meng spielte im Konflikt mit den USA eine Schlüsselrolle.
In der Führungsetage des chinesischen Telekomriesen Huawei steht eine bedeutende Personalentscheidung an. Die Finanzchefin des Unternehmens, Meng Wanzhou, die zuvor ins Visier der US-Justiz geraten war, soll zum 1. April erstmals den rotierenden Vorsitz des Konzerns übernehmen. Informierte Kreise bestätigten der Nachrichtenagentur dpa in Peking, dass damit eine Nachfolgeregelung für Mengs 78-jährigen Vater Ren Zhengfei eingeleitet werden soll.
Ohne ein Datum zu nennen, bestätigte Huawei auf dpa-Anfrage, dass Meng in diesem Jahr "in Übereinstimmung mit unserer bekannten Führungsstruktur" für sechs Monate rotierende Vorsitzende werde. Im Vorjahr war die Managerin bereits neben Eric Xu und Ken Hu zur dritten Führungskraft für den rotierenden Vorsitz aufgerückt.
Drohen weiteren Sanktionen der USA?
Der bevorstehende Aufstieg der 51-jährigen Meng in die Führungsspitze des Konzerns Huawei könnte die politischen Vorbehalte der USA gegenüber dem Unternehmen weiter verstärken. Laut Berichten erwägt US-Präsident Joe Biden derzeit, die Sanktionen gegen Huawei zu verschärfen, indem er möglicherweise den Zugang des Unternehmens zu Halbleitern von wichtigen US-Zulieferern wie Qualcomm oder Intel vollständig unterbindet.
Das Unternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe, Spionage und Cyberangriffe im Auftrag der chinesischen Regierung zu betreiben und betont seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Netzbetreibern in mehr als 170 Ländern sowie seine Erfolgsbilanz in der Cybersicherheit. Eine Diskussion über Netzwerksicherheit sei sicher nötig, aber eine "Bewertung anhand des Herkunftslandes" sei "diskriminierend". In Deutschland herrscht laut Huawei ein faktenbasierter Ansatz, jedoch gebe es trotzdem Verunsicherungen unter Kunden und verantwortlichen Stellen, die in der "neuen Normalität" zerstreut werden müsse.
Huawei wurde bereits der Zugang zum US-Betriebssystem Android entzogen, was das Smartphone-Geschäft des Unternehmens schwer belastete. Die Folgen dieser Entscheidung wurden vergangene Woche auf der großen Mobilfunkmesse in Barcelona deutlich, als Huawei keine neuen Smartphones mehr vorstellte.
Zentrale Figur im USA-Konflikt
Im Jahr 2018 ließ die Festnahme von Meng in Kanada den Konflikt zwischen den USA und Huawei eskalieren. Auf Ersuchen der US-Justiz wurde die Tochter des Firmengründers Ren beschuldigt, gegen Sanktionen gegen den Iran verstoßen zu haben. Die USA haben seitdem mehrere Anklagen gegen Huawei wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen und Verstößen gegen das Iran-Embargo erhoben. China reagierte auf Mengs Festnahme mit der Festnahme von zwei Kanadiern unter dem Vorwurf des Spionageverdachts und wurde dafür kritisiert, "Geiselpolitik" zu betreiben.
Drei Jahre wurde die Managerin unter Hausarrest gehalten und kämpfte juristisch gegen ihre Auslieferung an die USA. Im September 2021 konnte sie nach einem Deal mit den US-Strafverfolgungsbehörden nach China zurückkehren, im Gegenzug für die Freilassung der beiden inhaftierten Kanadier. Erst im Dezember vergangenen Jahres wurde der Fall auf Anweisung der US-Ankläger wie zuvor vereinbart fallen gelassen.
"Aus dem Krisenmodus befreit"?
Trotz der Widrigkeiten hat sich der Technologieriese nach eigenen Angaben "aus dem Krisenmodus" befreit und spricht von einer "neuen Normalität". Der Umsatz war 2022 mit 636,9 Milliarden Yuan stabil ausgefallen, nachdem er im Vorjahr um 28,6 Prozent eingebrochen war. Ende März soll das Jahresergebnis verkündet werden.
Der Druck seitens der USA zwingt Huawei dazu, sein Geschäft schneller zu variieren als ursprünglich geplant. Das Unternehmen expandiert in Cloud-Dienste, technische Unterstützung für die Industrie sowie Dienstleistungen und betritt sogar ungewohntes Terrain wie Auto, Gesundheit, Bildung, Logistik und Bergbau. Der Bereich Smart Manufacturing spielt hierbei in Deutschland eine wichtige Rolle, so der jetzige Vorsitzende Xu.