Finanzielle Auswirkungen unklar Henkel gibt Russland-Geschäft auf
Der Konsumgüter-Konzern Henkel zieht sich nun doch aus Russland zurück. Offenbar zieht das Management mit dieser Kehrtwende die Konsequenz aus dem steigenden öffentlichen Druck.
Nur zwei Wochen nach seiner Entscheidung, am Russland-Geschäft festzuhalten, hat das Management des DAX-Unternehmens Henkel nun eine strategische Kehrtwende vollzogen. Das Russland-Geschäft will man nun doch aufgeben.
"Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen des Krieges in der Ukraine hat Henkel entschieden, die Geschäfte in Russland aufzugeben", so die Mitteilung des Herstellers von Pritt und Persil am Mittag.
"Henkel verurteilt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Gewalt gegen unschuldige Zivilisten", erklärte Konzernchef Carsten Knobel. Die Umsetzung der Entscheidung werde nun vorbereitet. Währenddessen würden die rund 2500 Mitarbeiter von Henkel in Russland weiterbeschäftigt und bezahlt.
Kehrtwende von eigenen Aussagen
Noch vor zwei Wochen hatte der Vorstandschef bei der Hauptversammlung des Konzerns erklärt, man wolle am Russland-Geschäft festhalten. Allerdings hatte Henkel seine gesamte Werbung eingestellt und alle Sponsoringaktivitäten beendet. Auch alle geplanten Investitionen in Russland hatte das Unternehmen gestoppt.
Der Konzern wollte in Russland vor allem Güter des täglichen Bedarfs wie Reinigungs- und Hygieneprodukte weiter herstellen und und verkaufen. Zudem wolle sich seiner Verantwortung die Mitarbeiter in Russland stellen.
Henkel hatte Anfang April auch erklärt, man befürchte eine mögliche Enteignung durch die russische Regierung. Zudem seien lokale Manager gefährdet, sollten sie die Geschäfte vor Ort einstellen.
Imageschaden droht
Trotz dieser Argumente schien eine Beendigung der Geschäfte nun aber nicht mehr zu vermeiden. Viele Konzerne, die noch in Russland aktiv sind, werden öffentlich angeprangert und erleiden einen Imageschaden.
Henkel war mehr als 30 Jahre in Russland aktiv und betreibt dort elf Produktionsstandorte. Der Konzern erwirtschaftete in Russland zuletzt rund eine Milliarde Euro Umsatz. Die finanziellen Auswirkungen des geplanten Ausstiegs aus Russland könnten "zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher quantifiziert werden", teilte Henkel nun weiter mit.
Aktie fällt bei Anlegern durch
An der Börse ist die Aktie von Henkel heute einer der schwächsten Werte im DAX, der Titel verliert am Nachmittag fast drei Prozent. Auf Sicht von zwölf Monaten gehört die Henkel-Aktie mit Minus 40 Prozent ebenfalls zu den Index-Schlusslichtern.
Der Branchen-Konkurrent Beiersdorf, ebenfalls im DAX notiert, ist dagegen weiterhin in Russland präsent. Der Konzern hatte in der vergangenen Woche erklärt, das Geschäft in Russland sei deutlich reduziert worden, man wolle dort Produkte des täglichen Bedarfs weiter anbieten.