Trotz Ukraine-Krieg Henkel hält an Russland-Geschäft fest
Der Konsumgüterkonzern Henkel will trotz Kritik auch weiterhin in Russland produzieren und dort seine Produkte verkaufen. Der Hersteller der Waschmittelmarke Persil befürchtet die Enteignung durch den Kreml.
Henkel hält trotz des anhaltenden Krieges und der mutmaßlichen schweren Kriegsverbrechen der russischen Armee in der Ukraine an seinem Russland-Geschäft fest. Das bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Carsten Knobel bei der heute stattfindenden Hauptversammlung. Allerdings sagte er auch: "Unsere Haltung ist klar: Wir setzen konsequent alle internationalen Sanktionen gegen Russland um. Und wir tun noch mehr. Wir haben sofort die gesamte Werbung eingestellt. Wir haben alle Sponsoringaktivitäten beendet. Und alle geplanten Investitionen in Russland gestoppt."
Seit Wochen gibt es Kritik an dem DAX-Konzern, der sich als einer der wenigen international agierenden Großkonzerne nicht aus Russland zurückziehen will. Knobel begründete dies heute damit, dass man in Russland vor allem Güter des täglichen Bedarfs wie Reinigungs- und Hygieneprodukte herstelle und verkaufe. "Und natürlich haben wir auch eine Verantwortung für unsere 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland. Ein Stopp unserer russischen Geschäfte kann weitreichende Konsequenzen haben. Auch für unsere Mitarbeiter vor Ort", so der Vorstandsvorsitzende.
Konzern schließt weitere Schritte nicht aus
Demnach fürchtet der Konzern die Enteignung ausländischer Unternehmen durch die russische Regierung. Außerdem seien lokale Manager gefährdet, sollten sie die Geschäfte vor Ort einstellen, so Knobel. Diese Aspekte müsse man bei einer Entscheidung berücksichtigen. Aber: "Wir schließen weitere Schritte nicht aus."
Henkel ist seit 30 Jahren in Russland aktiv und hat wie kaum ein anderer DAX-Konzern in dem Land investiert. In elf Werken beschäftigt der Hersteller bekannter Marken wie Persil und Pritt insgesamt 2500 Menschen und erwirtschaftet damit rund fünf Prozent seines Umsatzes. Für 2022 erwartete der Hersteller zuletzt ein organisches Umsatzwachstum für den Konzern zwischen zwei und vier Prozent. Die bereinigte Umsatzrendite soll zwischen 11,5 und 13,5 Prozent liegen.
Neben Henkel haben sich auch andere deutsche Unternehmen wie die Käserei Hochland und der Schokoladenhersteller Ritter Sport entschieden, weiterhin in Russland zu produzieren oder die eigenen Produkte in das Land zu liefern. Ähnliches gilt für den Pharmariesen Bayer, der weiterhin Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte nach Russland exportiert.