Hannover Messe startet Chat mit der Maschine
Schwerpunkte der Hannover Messe sind in diesem Jahr Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. Besonders beäugt werden dürfte dabei, mit welchen Entwicklungen aus Deutschland die Industrie rechnen kann.
Auf der Hannover Messe geht es um die wichtigen neuen Trends für die Industrie - heute Abend findet die Eröffnungsfeier der weltweit größten Industriemesse statt, am Montag beginnt sie offiziell. Sie ist eine Plattform für Unternehmen, um ihre neuesten Innovationen und Technologien zu präsentieren. Rund 4000 Firmen sind diesmal dabei.
Ein Schwerpunkt in diesem Jahr liegt auf Textrobotern mit Funktionen der Künstlichen Intelligenz (KI). Die Art und Weise, wie Fabrikpersonal mit Maschinen interagiert, könnten diese Chatsysteme revolutionieren.
Chatsysteme mit deutscher Beteiligung
Die sogenannte Industrie 4.0, auch "vierte industrielle Revolution" genannt, wird durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion maßgeblich geprägt. Doch während bislang beim aktuellen Rummel um die KI vor allem Systeme aus den USA Schlagzeilen machen, sind auf der Industrieschau in Hannover auch Initiativen mit großer Beteiligung aus Deutschland zu sehen.
Das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha und der IT-Dienstleister Hewlett Packard Enterprise (HPE) kündigten beispielweise im Vorfeld der Messe einen virtuellen Assistenten mit KI für die Industrieproduktion an.
Dieser virtuelle Assistent soll es dem Fabrikpersonal ermöglichen, in natürlicher Sprache und mithilfe von Bildern mit dem Roboter zu kommunizieren. "Der KI-Assistent agiert dabei quasi wie ein hoch spezialisierter Servicetechniker, der das Fabrikpersonal unterstützt, sehr komplexe Aufgaben zu lösen", sagte HPE-Sprecher Patrik Edlund.
Kommunikation durch Bilder
Der Dialog erfolge dabei natürlich, ohne vorgegebene Systematik, und der KI-Assistent antworte ebenfalls in natürlicher Sprache. Er könne auch in verschiedenen Sprachen verwendet werden, selbst wenn das Handbuch nur in bestimmten Sprachen vorliege.
Die Kommunikation mithilfe von Bildern funktioniere wie folgt: Eine Fachkraft könne zum Beispiel die Standposition eines Roboters fotografieren und fragen, ob diese Position sicher sei. "Bei akuten Problemfällen kann der KI-Assistent entscheidende Hinweise liefern, um Schäden oder Produktionsausfälle zu verhindern", versprechen die beiden Anbieter.
Auf der Suche nach Produktfehlern
Ein weiteres Projekt, das auf der Hannover Messe präsentiert wird, ist die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Unternehmen Siemens und dem US-Softwareriesen Microsoft.
Die beiden Unternehmen möchten zeigen, wie KI-Chatsysteme dazu genutzt werden können, Produktfehler zu erkennen und zu vermeiden. Dabei werden von Kameras aufgenommene Bilder und Videos durch maschinelles Lernen analysiert, um Muster und Anomalien zu erkennen, die auf potenzielle Fehler hinweisen können. Das Ziel: Fehler sollen frühzeitig erkannt und vermieden werden, was zu besseren Produkten und mehr Produktionsleistung führen könne - eine Herausforderung für viele Industrieunternehmen.
KI-gestützte Programmierung
Bei dem Projekt geht es auch um Programmcodes. In Zusammenarbeit mit Microsoft zeigt Siemens an seinem Stand, wie ChatGPT, ein KI-System vom Microsoft-Partner OpenAI, die Programmierung von Codes für speicherprogrammierbare Steuerungen beschleunigen kann.
"Leistungsstarke, fortschrittliche künstliche Intelligenz entwickelt sich zu einer der wichtigsten Technologien für die digitale Transformation", sagte Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries. "Siemens und Microsoft arbeiten gemeinsam an der Bereitstellung von Tools wie ChatGPT, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit zu geben, auf neue Weise zusammenzuarbeiten und innovativ zu sein."
Weiterer Schwerpunkt: Klimafreundlichkeit
Doch die Messe in Hannover spannt das Thema Künstliche Intelligenz weiter. Das Motto im diesem Jahr lautet "Wo Energie und KI zusammenarbeiten für eine nachhaltige Zukunft."
Dieses Geschäft hat sich beispielsweise das erst vor zwei Monaten gegründete Kölner Unternehmen Cofinity-X vorgenommen. Es ist ein Joint Venture von BASF, BMW Group, Henkel, Mercedes-Benz, SAP, Schaeffler, Siemens, T-Systems, Volkswagen und ZF. Das Unternehmen wolle einen sicheren Datenaustausch ermöglichen, heißt es - um eine nachhaltige und klimaneutrale Wertschöpfung in der gesamten automobilen Lieferkette möglich zu machen.
Das Ziel dabei: Eine präzise Berechnung von CO2-Verbrauchswerten entlang der Wertschöpfungskette für Kunden. Das soll die Emissionen in der Autoproduktion transparenter machen.
Mit Informationen von Emal Atif, tagesschau.de.