Nord Stream 1 Gasstrom läuft konstant
Das russische Gas strömt kontinuierlich durch die Pipeline Nord Stream 1. Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Die Bundesregierung rüstet sich mit einem Maßnahmenpaket für eine größere Energiesicherheit im Winter.
Seit Abschluss der Wartungsarbeiten strömt Netzdaten zufolge weiter kontinuierlich Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Wie aus Angaben der Betreibergesellschaft Nord Stream AG auf ihrer Webseite hervorgeht, wurden auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag sowie am frühen Morgen konstant knapp 29,3 Gigawattstunden pro Stunde geliefert.
Das entspricht einer Lieferung von rund 700 Gigawattstunden pro Tag und etwa 40 Prozent der theoretisch möglichen Auslastung. Der Gasstrom liegt damit weiter auf dem Niveau vor Beginn der zehntägigen Wartungsarbeiten.
Deutschland will gerüstet sein
Auch wenn Russland die Gaslieferungen nach Europa durch die Ostsee-Pipeline wieder aufgenommen hat, bereiten sich Regierung, Wirtschaft und Experten auf ein Fortdauern oder gar eine mögliche Verschärfung der Gaskrise vor. "Die 40 Prozent können uns nicht in Sicherheit wiegen", warnte Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Deswegen ist es wichtig, immer wieder die politischen Instrumente nachzuschärfen."
Habeck stellte am Donnerstag ein Maßnahmenpaket für eine größere Energiesicherheit vor. Angesichts unsicherer russischer Lieferungen soll so die Vorsorge für den Winter verstärkt werden. Der Winter komme erst noch, und auch der folgende Winter werde Herausforderungen bringen.
"Gasverbrauch muss weiter runter"
Das Energiesparpaket beinhaltet höhere Füllstände der Gasspeicher und Sparmaßnahmen sowohl für private Verbraucher als auch für Unternehmen. "Der Gasverbrauch muss weiter runter, die Speicher müssen voll werden. Daran sollten wir mit vereinten Kräften arbeiten", sagte Habeck.
Die Speicherstände der Gasspeicher sollen gegenüber den bisherigen Vorgaben um fünf Prozentpunkte erhöht werden - zum 1. September auf 75 Prozent, zum 1. Oktober auf 85 Prozent und zum 1. November auf 95 Prozent. Damit solle verhindert werden, dass aus den 23 Speichern in Deutschland Gas verkauft werde.
Energiekosten einsparen
Per Verordnung will Habeck Unternehmen zum Energiesparen verpflichten. So sollen etwa Räume, in denen sich Menschen nicht länger aufhalten - wie Flure oder Eingangsfoyers - im Winter nicht geheizt werden.
Darüber hinaus sollen möglichst alle Eigentümer und Eigentümerinnen bis zum Ablauf der übernächsten Heizperiode 2023/24 einen Heizungscheck von Gasheizungen vornehmen. Alle Eigentümer von Gebäuden mit zentraler Wärmeversorgung - also in der Regel Mehrfamilienhäuser - sollen laut Ministerium außerdem einen hydraulischen Abgleich machen, wenn sie es nicht schon in den letzten Jahren getan haben. Dafür soll die Eigentümer die Kosten tragen.
Braunkohle-Kraftwerke werden aus der Reserve geholt
Zur Sicherung der Versorgung will der Wirtschaftsminister auch Braunkohle-Kraftwerke wieder ans Netz holen. Ab dem 1. Oktober werde neben der Steinkohle auch die Braunkohlereserve aktiviert, kündigte der Grünen-Politiker an. Die betreffenden Braunkohlekraftwerke könnten dann an den Strommarkt zurückkehren und Erdgaskraftwerke ersetzen.
Habecks Ministerium verwies darauf, dass sich das Vorgehen bei den Energieeinsparungen in das Bestreben der EU-Kommission einreihe, den Energieverbrauch zu reduzieren. Demnach sollen die Mitgliedsstaaten ihre Gasnachfrage bis März freiwillig um 15 Prozent senken. Nach jetzigem Stand werde Deutschland weniger als die Hälfte erreichen. Mit dem Sparpaket wolle man die Vorgabe erreichen.