Großes Angebot in Läden Volle Lager und hohe Rabatte im Fahrradhandel
Die Lieferengpässe im Fahrrad-Handel sind vorbei, die Lager so voll wie noch nie. Gleichzeitig drosselt die Inflation die Nachfrage. Wer aktuell ein Rad kaufen will, kann sich über gute Angebote freuen.
In den Corona-Jahren boomte die Fahrradbranche. Absatzzahlen und Preise sprangen in die Höhe, teilweise gab es in der Folge lange Wartezeiten beim Kauf eines neues Rads. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen befinden sich Hersteller und Verkäufer in einer schwierigen Phase. Nie habe es mehr Höhen und Tiefen gegeben als aktuell, erklärt Fahrradhändler Markus Bachnik aus Maintal bei Frankfurt. Er betreibt den kleinen Bikeshop Dillermut in vierter Generation.
Während der Pandemie war die Nachfrage so hoch wie nie, das Angebot hingegen durch Lieferkettenprobleme kaum vorhanden. Das sieht jetzt anders aus: Aktuell seien die Lager mehr als voll, aber die Leute hielten das Geld zurück oder investierten lieber in Urlaubsreisen, so Bachnik.
Die Bestellungen stapeln sich
Die Folge des schleppend laufenden Abverkaufs: teilweise hohe Rabatte. Das können sich vor allem größere Händler leisten - zum Beispiel Frank Bering von Fahrrad Rückenwind in Friedberg. Nahezu täglich werden ihm Container mit neuen Fahrrädern geliefert. Auf seinem Hof, in seinem Lager und in seinen Verkaufsräumen stapeln sich die Bestellungen aus den Jahren 2021, 2022 und 2023. Aktuell hat er rund 1500 Räder vorrätig, während Corona waren es im Durchschnitt gerade mal 150.
Trotz des hohen Verkaufsdrucks sieht Bering das Ganze vor allem für die Kunden durchaus positiv: Zwar müsse er als Händler auf Teile seiner Marge verzichten, aber die Kunden könnten sich aktuell über Angebote freuen, die es so lange nicht gegeben habe und wahrscheinlich auch nicht mehr geben werde.
Umsatztreiber Pedelecs
Umsatztreiber bei Bering sind die Pedelecs, also Fahrräder mit Elektroantrieb, die in den vergangenen acht Jahren stark aufgeholt haben. Der Umsatz der Fahrradbranche hat sich in den vergangenen zehn Jahren dank der Verkaufszahlen der hochpreisigen Räder mit Elektromotoren fast vervierfacht und erreichte zuletzt 7,36 Milliarden Euro.
Dabei kommen Pedelecs inzwischen auf knapp 50 Prozent Marktanteil. Auch 2022 stieg der Absatz von elektrisch angetriebenen Rädern um zehn Prozent auf 2,2 Millionen, während die Gesamtverkäufe um rund 100.000 Fahrräder zurückgingen.
Leasing-Geschäft mit Diensträdern
Auch das Dienstrad-Leasing hält die Nachfrage nach Pedelecs auf hohem Niveau: Immer mehr große und kleine Unternehmen bieten das ihren Mitarbeitern an. So muss ein hochpreisiges Rad nicht auf einmal gezahlt werden, sondern Beschäftigte finanzieren es über eine monatliche Leasingrate, die von ihrem Bruttogehalt abgezogen wird.
Und genau dieses Modell rettet vielen Händlern momentan die Liquidität: Fahrradhändler Bachnik aus Maintal gibt an, dass 90 Prozent aller Umsätze, die er mit Pedelecs mache, über Leasingverträge laufen.
Das Fahrrad ist also weiterhin gefragt, und durch das Rekordangebot dürfen sich die Kunden über den ein oder anderen Rabatt freuen. Auch wenn die Gewinne der Händler dadurch zurückgehen: Mit Radleasing und Reparaturen gibt es Möglichkeiten, im Fahrradmarkt zu bestehen.