Probleme mit Gebäudesicherheit EZB-Belegschaft fühlt sich schlecht informiert
Die Stimmung in der EZB ist im Keller: Weil die Belegschaft nicht über Probleme mit der Gebäudesicherheit informiert wurde, gibt es massive Kritik am Management und Notenbankchefin Lagarde.
Nachdem bekannt geworden war, dass im neuen Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) Brandschutz und Rettungssysteme nicht funktionierten, ist die Stimmung in der Belegschaft schlecht wie nie zuvor. Montagnachmittag traf sich das EZB-Topmanagement mit dem "Staff Committee", einer Art Personalrat, und der EZB- Gewerkschaft IPSO.
"Wir finden es enttäuschend", fasste IPSO- Generalsekretär Leonhard Regneri das Gespräch zusammen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe keinerlei Fehler des Managements zugegeben. Die EZB sprach nur allgemein von offenem Meinungsaustausch. Der Sprecher des "Staff Committee", Carlos Bowles, sagte auf Anfrage, das Gremium sei schockiert, von lebensbedrohlichen Gefahren durch die Presse erfahren zu haben.
Während im internen Arbeitsplan "Project Charter" von nicht funktionsfähiger "lebensrettender Energieversorgung" die Rede war, sagt eine Sprecherin: "Unser Gebäude ist und war schon immer sicher. Die Sicherheitssysteme der EZB haben seit dem Bezug des Gebäudes durchgehend ohne Unterbrechung funktioniert".
Diskussionen im Intranet
Im Intranet und im Gewerkschaftsforum der rund 3.000 EZB-Beschäftigten ging es bisher stets gesittet und ruhig zu. Mal diskutieren dort eine Handvoll, mal ein paar Dutzend Leute.
Zur Sicherheit der EZB-Zentrale war dagegen schon nach kurzer Zeit eine dreistellige Zahl enttäuschter, empörter und sarkastischer Kommentare zu lesen. "Eine Institution, die mit dem Vertrauen in sie steht und fällt, hat das Vertrauen ihres Personals verloren", heißt es bei IPSO. Ein anderer kommentiert: "In einem normalen Unternehmen würden für das Verheimlichen kritischer Informationen Köpfe rollen."
Der EZB war drei Monate bekannt, dass eine Recherche zu Hintergründen der chaotischen Elektroinstallation läuft. Zwei Wochen vor der ersten Veröffentlichung wusste die EZB, welche Unterlagen dem Hessischen Rundfunk vorlagen.
Nach Veröffentlichung vor gut zwei Wochen brandeten Diskussionen unter den EZB-Beamten auf. Erst am folgenden Montagabend aber schrieb Generaldirektor Roberto Schiavi dann dazu einige Zeilen ans Personal. Tags drauf erschien ein Intranet-Artikel "Ihre Sicherheit ist unsere Priorität".
Kommentare von namentlich genannten Mitarbeitern weisen auf leere Floskeln, falsche Antworten und Ungenauigkeiten hin. "Wenn alles so sicher ist, frage ich mich, warum wir (über die technischen Probleme) in der Vergangenheit nichts im Intranet gelesen haben", schreibt ein Beamter. Die technischen Schäden seien das eine, der Umgang mit der Belegschaft das andere, heißt es immer wieder.
Eigene Regeln verletzt
Mittlerweile ist klar, dass die gesamte Sanierung und die zugrunde liegenden Sicherheitsprobleme als Geheimsache behandelt worden waren. Als die EZB-Zentrale im Sommer fünf Wochen fürs Personal geschlossen wurde, war von technischen Verbesserungen die Rede. Die wahren Hintergründe wurden verschwiegen; der Öffentlichkeit wurde auf Anfrage erklärt, derlei Reparaturen seien völlig normal.
Die Arbeiten wurden im "Operational Risk Committee" verantwortet, dem 17 Topmanager angehören. Regelwidrig wurden das "Komitee für Gesundheit und Sicherheit des Personals" und offenbar auch das "Crisis Management Team" nicht eingeschaltet. Das "Staff Committee" erfuhr nichts.
IPSO- Generalsekretär Regneri kündigte an, die "Missachtung der Mitbestimmungsregeln" in der EZB nun politisch zu diskutieren. IPSO werde sich ans Europäische Parlament wenden.
In den an versteckter Stelle veröffentlichten Personalregeln ("Staff Rules") sind würdevoller Umgang und Respekt vorgeschrieben. Das wurde erst vor anderthalb Jahren vom "Büro für Regeln und Steuerung" ("Compliance and Governance Office") bekräftigt, als in einer Vorlage für das Topmanagement hohe ethische Standards des Umgangs festgeschrieben wurden. "Wo sind die EZB- Werte, wenn man sie braucht?", heißt es in einem Mitarbeiterkommentar im Forum der Gewerkschaft IPSO.