Kreuzfahrtschiff "Global Dream"

Hoffnung für Pleitewerft Disney kauft MV-Kreuzfahrtschiff

Stand: 17.11.2022 08:26 Uhr

Walt Disney übernimmt das Kreuzfahrtschiff "Global Dream" der Pleite gegangenen MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Der US-Unterhaltungsriese gehört zu den Profiteuren des neu aufgeflammten Kreuzfahrt-Booms.

Der Disney-Konzern kauft das bisher unter dem Namen "Global Dream" bekannte Kreuzfahrtschiff der insolventen MV-Werften-Gruppe in Wismar. Das teilte der US-Unterhaltungsriese in einem Blogeintrag mit. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das Kreuzfahrtschiff am MV-Werften-Standort Wismar unter ihrer Regie von Experten der Meyer Werft fertigbauen lassen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Disney plant "nur" mit 6000 Passagieren

Auf dem Kreuzfahrtriesen, der auch unter dem Namen "Global One" bekannt war, sollten ursprünglich rund 9500 Menschen Platz finden. Es sollte damit das nach Passagierzahl weltgrößte Schiff werden. Disney plant nun mit einer Kapazität von rund 6000 Passagieren bei etwa 2300 Besatzungsmitgliedern.

Das zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff war vom früheren MV-Werften-Eigner - dem inzwischen insolventen Kreuzfahrt-Konzern Genting Honkong - ursprünglich für den asiatischen Markt bestimmt gewesen.

MV Werften - ein Opfer der Corona-Pandemie

Die MV Werften mit rund 2000 Mitarbeitern an den Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund hatten Anfang Januar Insolvenz angemeldet. Zuvor war in Verhandlungen mit dem asiatischen Eigner Genting keine Lösung für die weitere Finanzierung gefunden worden.

Die auf Kreuzfahrten spezialisierte Gruppe mit Sitz in Hongkong war während der Corona-Pandemie in Schieflage geraten. Inzwischen hat sich die Lage der Branche allerdings entspannt, Kreuzfahrten erleben einen erneuten Boom.

Wie der Kreuzfahrt-Verband CLIA Ende September auf Basis einer Marktanalyse mitteilte, hat die Nachfrage das Niveau von 2019 wieder übertroffen. Bereits im April gab CLIA-Präsidentin Kelly Craighead die Prognose aus, dass die Passagierzahlen bis Ende 2023 über das Vorkrisen-Niveau steigen würden.

Disney profitiert von neuem Kreuzfahrt-Boom

Der erneute Kreuzfahrt-Boom spiegelt sich auch in den jüngsten Quartalszahlen des Disney-Konzerns wider. Walt Disney fasst das Geschäft mit seiner Reederei Disney Cruise Line in der Sparte "Parks, Experiences and Products" zusammen: Die Erlöse in diesem Segment schnellten im vergangenen Quartal um 35 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar in die Höhe.

Das operative Ergebnis verbesserte sich sogar um 150 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal hatten Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie das Geschäft mit Vergnügungsparks und Kreuzfahrtschiffen erschwert.

Hoffnung für ehemalige MV-Beschäftigte?

Der Kauf der "Global Dream" durch den Disney-Konzern bedeutet auch Hoffnung für die noch verbliebenen Mitarbeiter der ehemaligen MV Werften. Diese könnten in dem Disney-Projekt Arbeit finden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe befinden sich 900 ehemalige Werft-Beschäftigte weiter in einer Transfergesellschaft. Diese wurde zuletzt bis Ende November verlängert. Jetzt bietet sich mit dem geplanten Fertigbau durch die Papenburger Meyer Werft am Standort Wismar eine mittelfristige Perspektive.

Der Insolvenzverwalter der MV Werften hatte in den zurückliegenden Monaten mehrere Standorte der MV Werften an Investoren verkauft und ehemaligen Mitarbeitern damit Beschäftigungschancen eröffnet. Zuletzt hatte die Bundesregierung das Werftengelände in Rostock-Warnemünde übernommen. Dort will die Marine ihre Kapazitäten für die Wartung und Reparatur von Kriegsschiffen erweitern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR2 am 17. November 2022 um 07:00 Uhr.