Boeing 737 MAX Flugzeuge werden im Werk in Renton, Washington, zusammengebaut.

US-Konzern in der Krise Boeing will zehn Prozent der Stellen streichen

Stand: 12.10.2024 08:17 Uhr

Seit Jahren macht Boeing Verluste. Um die Mitarbeiterzahlen an die "finanzielle Realität" anzupassen, plant der US-Flugzeughersteller rund 17.000 Stellen abzubauen. Gleichzeitig setzt ein Streik dem Unternehmen zu.

Inmitten der Streiks bei Boeing hat der angeschlagene US-Flugzeugbauer angekündigt, in den kommenden Monaten etwa zehn Prozent seiner weltweiten Stellen zu streichen - also rund 17.000 Jobs. Die Verkleinerung der Belegschaft soll zur Überwindung der gegenwärtigen finanziellen Probleme des Unternehmens beitragen, wie Boeing mitteilte.

Demnach sorgt insbesondere der gegenwärtige Streik von mehr als 33.000 Boeing-Beschäftigten für einen Absturz der Unternehmensergebnisse im dritten Quartal. Boeing-Chef Kelly Ortberg erklärte, das Unternehmen müsse die "Beschäftigtenzahlen neu festlegen, um sie mit unserer finanziellen Realität in Einklang zu bringen". Der weltweite Stellenabbau soll demnach auch die Führungsebene betreffen.

Boeing verschiebt 777X-Auslieferung

Boeing gab außerdem bekannt, die Auslieferung seiner neuen Großraummaschine 777X von 2025 auf das darauf folgende Jahr zu verschieben. Die Produktion der Frachtmaschine 767 werde 2027 eingestellt.

Der Streik bei Boeing rund um die US-Metropole Seattle hatte Mitte September begonnen. Die Mitarbeiter fordern unter anderem mehr Lohn. Zwei Verhandlungstage gingen in dieser Woche ohne Einigung zu Ende. Boeing hatte den streikenden Arbeitern zuletzt eine Einkommenserhöhung von 30 Prozent über die vierjährige Laufzeit des Vertrags angeboten. Nachdem die Gewerkschaft sich darauf nicht einließ, zog Boeing das Angebot zurück.

Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Wegen der aktuellen Arbeitsniederlegungen kam die Montage der Boeing-Maschinen 737 Max und 777 praktisch zum Erliegen. Der Arbeitskampf kostet Boeing nach Schätzungen der Ratingagentur S&P eine Milliarde Dollar im Monat.

Erst vor kurzem hat Boeing begonnen, Mitarbeiter im Wechsel in einen vorübergehenden Zwangsurlaub zu schicken. Diese Maßnahmen würden aber nun wegen der bevorstehenden Entlassungen ausgesetzt, kündigte Ortberg an.

Eine Milliarde weniger Umsatz als vermutet

Außerdem gab Boeing vorläufige Eckdaten zum dritten Quartal bekannt. So dürfte der Umsatz bei 17,8 Milliarden Dollar liegen, das ist fast eine Milliarde weniger, als bisher von Experten erwartet wurde. Der Verlust je Aktie soll bei knapp zehn Dollar liegen. Seit Anfang 2019 hat Boeing Verluste von mehr als 25 Milliarden Dollar hinnehmen müssen.

Zudem sehe der Konzern einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden Dollar (rund 4,57 Mrd. Euro). Dabei ist die Sparte Verkehrsflugzeuge für drei Milliarden US-Dollar verantwortlich, der Rest entfällt auf den Bereich Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. Oktober 2024 um 08:00 Uhr.