Nach Pannenserie Boeing tauscht Führungsriege aus
Der Flugzeughersteller Boing leitet Konsequenzen aus der Pannenserie ein: Konzernchef Calhoun wird zum Jahresende zurücktreten, außerdem müssen zwei Abteilungsleiter gehen.
Nach der jüngsten Serie von Sicherheitsmängeln an Boeing-Maschinen tauscht der Konzern mehrere Mitarbeiter in verantwortlicher Position aus: Konzernchef Dave Calhoun gebe den Posten Ende des Jahres ab, teilte der Flugzeughersteller mit. Auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, werden demnach gehen.
"Die Entscheidung zum Rücktritt war ganz alleine meine Entscheidung", sagte Calhoun dem Sender CNBC. Er werde bei der Suche nach einem Nachfolger helfen. Im Falle des Spartenchefs Deal ist die Nachfolge bereits geregelt: Stephanie Pope soll die Leitung übernehmen. Als neuer Aufsichtsratschef sei Steve Mollenkopf nominiert worden, hieß es weiter.
Plötzlich war ein Teil der Kabinenwand weg
Die US-Flugbehörde FAA hat nach einer Pannenserie bei Boeing weitreichende Überprüfungen angeordnet, unter anderem eine Inspektion der Produktionsstätte nahe Seattle. Dort werden vor allem Maschinen des Typs 737 Max hergestellt - ein Defekt an einem Flugzeug der Reihe hatte Boeing im Januar weltweite Negativschlagzeilen eingebracht: Mitten im Flug hatte die Maschine der "Alaska Airlines" eine ein Teil der Kabinenwand mitsamt Fenster verloren. Das Flugzeug konnte sicher zum Flughafen in Portland im US-Bundesstaat Oregon zurückkehren, Menschen wurden nur leicht verletzt.
Bei Kontrollen wurden allerdings auch bei anderen Maschinen lose Teile und lockere Schrauben entdeckt, was Zweifel an der Konstruktion und dem Zulassungsverfahren des Boeing-Kassenschlagers geweckt hatte. Im März gab es in kurzer Folge außerdem Berichte über eine Boeing 737, die beim Start ein Rad verloren hatte und eine 777-Maschine, die eine Abdeckung am Rumpf verloren hatte.
"Produktion vor Qualität"
In den Blickpunkt geraten ist in dem Zusammenhang der Rumpf-Zulieferer Spirit AeroSystems, den Boeing nun wieder selbst übernehmen will. Calhoun sagte, er hoffe, dass es bald zu einem Abschluss komme. Boeing-Finanzchef Brian West sagte dazu: "Jahrelang haben wir einer schnellen Produktion der Flugzeuge vor der Qualität Priorität eingeräumt und das muss sich nun ändern". Die Sicherheitsmängel schrecken Kunden ab und hinterlassen inzwischen tiefe Spuren in der Bilanz.
Boeing-Manager Calhoun war als Krisenmanager zu Boeing gekommen. Er begann seine Laufbahn als Führungskraft als Chef des Markforschungsunternehmens The Nielsen Company, bevor er zur Blackstone Group wechselte. 2019 kam er als Aufsichtsratsvorsitzender zu Boeing, von Januar 2020 an war er dort außerdem Vorstandsvorsitzender, um dem Konzern nach dem Absturz zweier Flugzeuge mit mehr als 300 Toten und dem darauf folgenden Flugverbot für die 737 Max aus der Krise zu helfen