Vorschlag der Vermittler Das sieht der Kompromiss im Bahn-Tarifstreit vor
Absenkung der Wochenarbeitszeit, Gehaltserhöhung und Laufzeit: Das sind die Knackpunkte im Tarifstreit zwischen GDL und Bahn. Die Bahn will auf Grundlage eines Vorschlags der Vermittler wieder verhandeln. Was sieht das Papier vor?
Der Tarifstreit zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn ist festgefahren. Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sollen im Konflikt die Wogen glätten und vermitteln. In einem zweiseitigen Papier legten sie am 26. Februar einen Kompromissvorschlag vor, auf deren Grundlage die Bahn weiter verhandeln will, den die GDL aber bislang ablehnt. Was genau steht drin?
Wochenarbeitszeit
Es ist wohl der Punkt, um den der GDL-Chef Claus Weselsky am erbittertsten kämpft: Die Absenkung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Um der Forderung nach der 35-Stunden-Woche Nachdruck zu verleihen, dauerte der jüngste Streik der Lokführer auch 35 Stunden.
Die beiden Moderatoren schlagen in ihrem Papier eine Absenkung der Arbeitszeit auf 36 Wochenstunden in zwei Schritten vor: Zum 1. Januar 2026 wird "die Referenzarbeitszeit für das Zugpersonal im unregelmäßigen Wechselschichtdienst" sowie für Beschäftigte in Werkstätten auf 37 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich reduziert. Zum 1. Januar 2028 erfolgt im zweiten Schritt die Absenkung der Referenzarbeitszeit auf 36 Stunden in der Woche.
Erhöhung der Entgelte
Auch die Gehälter der Beschäftigten sollen mit dem neuen Tarifvertrag steigen. Ab dem 1. August dieses Jahres soll es 200 Euro mehr geben, ab 1. April 2025 nochmal 210 Euro. Die GDL hatte zunächst 555 Euro mehr gefordert, mittlerweile sind es 420 Euro.
Erhöht werden sollen auch die Zulagen: Ebenfalls zum 1. August 2024 und 1. April 2025 um jeweils vier Prozent - insgesamt also acht Prozent. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie, die in zwei Raten von 1.500 Euro und 1.350 Euro im März und Juni 2024 ausgezahlt werden soll. Die GDL hatte insgesamt 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie gefordert.
Laufzeit des Tarifvertrags
Der Kompromissvorschlag von de Maizière und Günther sieht eine Laufzeit von 30 Monaten in Sachen Entgelt vor. So eine lange Laufzeit hält die GDL für nicht hinnehmbar und fordert 24 Monate.
Urlaubsregelung und Altersteilzeit
Auch dieser Punkt sorgte zuletzt für Streit: Bisher gibt es bei der Deutschen Bahn die Möglichkeit, mehr Urlaub zu machen und dafür weniger Lohn zu bekommen - je nach Modell entweder zwölf oder sechs zusätzliche Urlaubstage. Diese Optionen sollen laut dem Kompromisspapier wegfallen. Für die GDL ist das "nicht akzeptabel". Auch den vorgeschlagenen Wegfall der besonderen Teilzeit im Alter ab Januar 2028 kritisiert die Lokführergewerkschaft.
Wen der Tarifvertrag betreffen soll
GDL-Chef Weselsky drängt darauf, den Tarifvertrag nicht nur für das direkte Personal im Eisenbahnsystem abzuschließen, sondern auch weitere Berufsgruppen zu vertreten - etwa die Beschäftigten der Infrastrukturgesellschaft Infrago, die für Schienen und Bahnhöfe zuständig ist. Das lehnt die Bahn bislang ab. Und auch der Moderationsvorschlag von de Maizière und Günther sieht vor, dass die Reichweite des Tarifvertrags unverändert bleibt.