Duesmann muss gehen VW-Chefstratege zum neuen Audi-Chef berufen
Der VW-Konzern setzt Audi-Chef Markus Duesmann ab. Nachfolger soll ab September Gernot Döllner werden. Der enge Vertraute von Konzernchef Blume soll die Premiummarke wieder zum Erfolg führen.
Audi-Chef Markus Duesmann muss seinen Hut nehmen. VW-Chefstratege Gernot Döllner übernehme den Vorstandsvorsitz der VW-Tochter zum 1. September, teilte Audi heute im Anschluss an eine Sondersitzung des Aufsichtsgremiums mit. Döllner sei "jetzt die richtige Person, um die Produktstrategie und die Aufstellung in den wichtigen Märkten für Audi weiter zu schärfen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Döss.
Management und Mutterkonzern waren offenbar nicht zufrieden
Döllner hat Maschinenbau studiert und kam 1993 zu Volkswagen. Seit 2021 leitet er die Produkt- und Konzernstrategie und das Generalsekretariat im Konzern. Zuvor war er bei der VW-Sportwagentochter Porsche in mehreren leitenden Funktionen tätig, unter anderem als Verantwortlicher der Panamera-Baureihe. Zudem gilt der neue Audi-Chef als einer der engsten Vertrauten des Porsche- und VW-Konzernchefs Oliver Blume.
Döllner soll bei Audi nun Ruhe in die Führung bringen und dafür sorgen, dass die angekündigte Offensive mit mehr als 20 neuen Autos in den kommenden zwei Jahren zum Befreiungsschlag wird. Denn die Premiummarke patzte zuletzt bei mehreren Produktanläufen, hat eine vergleichsweise alte Modellflotte und schwächelt darüber hinaus ausgerechnet in China, dem größten Automarkt der Welt. Auch intern am Stammsitz in Ingolstadt soll es laut der "FAZ" Streit im Management gegeben haben und das "Manager Magazin" berichtete jüngst gar von einem "Putschversuch" gegen Duesmann.
Dieser hatte Medienberichten zufolge lange um seinen Chefposten an der Spitze von Audi gekämpft, ihn am Ende allerdings verloren. Denn auch der Mutterkonzern war offenbar nicht glücklich mit der Geschäftsentwicklung. Nach Einschätzung von Analystinnen und Analysten könnte die sinkende Kundennachfrage und wachsender Wettbewerb für eine Umsatzrendite im einstelligen Bereich sorgen. 2022 lag sie noch bei 12,2 Prozent.
Markus Duesmann kämpfte laut Medienberichten lange um den Verbleib an der Audi-Spitze.
Blume will VW effizienter und rentabler machen
Aufsichtsratsvorsitzender Döss dankte Duesmann "für seine wichtigen Leistungen bei Audi in den vergangenen Jahren". Der 54-Jährige, den der vormalige Volkswagen-Konzernchef Diess einst von BMW zu Audi geholt hatte, habe insbesondere die Elektrifizierungsstrategie vorangetrieben. "Darauf wird Audi auch in Zukunft weiter aufbauen können", so Döss.
Betriebsratschef Peter Mosch sagte: "Wir begrüßen Gernot Döllner als neuen Vorstandsvorsitzenden bei Audi. Die Stärkung der Rolle als eigenständige Marke mit unternehmerischer Freiheit innerhalb der Leitplanken des VW-Konzerns wird dabei von zentraler Bedeutung sein." "Döllner kennen wir als vielseitigen Manager, der unterschiedliche Projekte im Volkswagen-Konzern erfolgreich gemeistert hat", erklärten auch die Vertreter der VW-Eigentümerfamilien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech. "Wir sind überzeugt, dass er als Teamplayer die Produktstrategie von Audi mit hohem Tempo umsetzen wird."
Für Konzernchef Blume ist der Führungswechsel in Ingolstadt derweil eine weitere Maßnahme im Umbau von Volkswagen. Er will Europas größten Autokonzern zu mehr Effizienz und Rentabilität führen - etwa durch eine stärkere Ausrichtung am Kapitalmarkt. Die in "Progressive" umbenannte Premiumgruppe, zu der neben Audi die Luxusautobauer Bentley und Lamborghini sowie der Motorradhersteller Ducati gehören, soll eine Rendite von 14 Prozent einfahren. Bislang lag das Ziel bei neun bis elf Prozent.