Ergebnisse des Banken-Stresstests Deutsche Banken bestehen - nur HRE fällt durch
Gute Bilanz beim Stresstest: 13 deutsche Banken haben die Hürde genommen - nur die Hypo Real Estate ist wie erwartet durchgefallen. Europaweit scheiterten sieben Institute - die meisten davon aus Spanien. Doch von dort kommt auch der Testsieger. Diskussionen gibt es weiter über den Sinn des Tests.
Von den 14 größten deutschen Banken hat nur der verstaatlichte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate den europaweiten Stresstest für die Branche nicht bestanden. Das Münchener Institut habe in jedem Testszenario die als Maßstab verwendete Kernkapitalquote von sechs Prozent verfehlt, teilten Bundesbank und BaFin als die beiden deutschen Finanzaufsichtsbehörden mit.
Bei dem Stresstest wurde untersucht, ob eine Bank auch dann überlebensfähig ist, wenn sich die Märkte sehr negativ entwickeln oder die Konjunktur einbricht. Dabei wurde geprüft, wie sich das Kapital der Banken in drei Szenarien verhält: Im ersten Szenario bei guter, im zweiten bei schlechter wirtschaftlicher Entwicklung. Im dritten Szenario kamen zur schlechten Wirtschaftsentwicklung auch noch massive Wertverluste von Staatsanleihen hinzu.
HRE scheitert "außer Konkurrenz"
Im Extremfall würde die Kapitalquote der HRE von zuletzt 9,4 Prozent dann auf 4,7 Prozent zusammenschmelzen. Sie laufe allerdings "außer Konkurrenz", weil sie ohnehin in einer tiefgreifenden Umstrukturierung sei.
NordLB und Postbank bestanden den Test nur knapp: Die Eigenkapitalquote der Landesbank von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt lag im strengsten Testszenario nur wenig über der Sechs-Prozent-Grenze. Die Postbank schnitt mit 6,6 Prozent kaum besser ab - sie ist mit 14 Millionen Kunden die größte deutsche Privatbank.
Gut schnitt unter anderem die Deutsche Bank als größtes deutsches Institut ab, die in den beiden Negativ-Szenarien eine Eigenkapitalquote von um die zehn Prozent vorweisen konnte. Je mehr Eigenkapital eine Bank im Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme hat, desto besser kann sie eine Krise verkraften, die mit Kreditausfällen und Wertverlusten bei Anlagen einhergeht.
Im strengsten Stress-Szenario der europäischen Bankenaufsicht CEBS für 2011 kämen die deutschen Banken auf folgende Kernkapitalquoten. Der Test gilt bei einer Kernkapitalquote ab sechs Prozent als bestanden.
1. Landesbank Berlin (11,2 Prozent)
2. Deutsche Bank, HSH Nordbank (je 9,7 Prozent)
4. Commerzbank, WGZ Bank (je 9,1 Prozent)
6. BayernLB (8,8 Prozent)
7. DZ Bank (8,7 Prozent)
8. DekaBank (8,4 Prozent)
9. LBBW (8,1 Prozent)
10. Helaba (7,3 Prozent)
11. WestLB (7,1 Prozent)
12. Postbank (6,6 Prozent)
13. NordLB (6,2 Prozent)
14. HRE-Gruppe (4,7 Prozent)
"Ein gutes Stück vorangekommen"
Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler und der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, attestierten den großen deutschen Banken im Allgemeinen Widerstandsfähigkeit in Krisen. Im Durchschnitt würde ihre Kernkapitalquote selbst bei einer Rückkehr in die Rezession und eines Crashs bei europäischen Staatsanleihen nur auf 8,5 Prozent abschmelzen. Ende 2009 waren es 10,5 Prozent.
"Die deutschen Institute sind bei der Bilanzreparatur ein gutes Stück vorangekommen, aber der Prozess ist sicher noch nicht am Ende", bilanzierte Zeitler. Außer womöglich der Hypo Real Estate brauche keine deutsche Bank aus Sicht der Aufsichtsbehörden frisches Eigenkapital. Es sei aber möglich, dass die Kapitalmärkte das anders sähen.
Neue Erkenntnisse hätten die Prüfungen den deutschen Behörden nicht gebracht, kritisierte Sanio. "Das ist nur eine Operation zur Beruhigung der Märkte." Klaus Abberger vom Münchener Ifo-Institut monierte, dass ein Szenario eines staatlichen Zahlungsausfalls nicht durchgespielt worden sei.
Sieben von 91 Banken scheitern
Europaweit fielen sieben der 91 überprüften Institute durch, teilte die Aufsichtsbehörde CEBS mit. Demnach haben die Institute insgesamt einen Kapitalbedarf von 3,5 Milliarden Euro. Zu den Banken, die nicht bestanden haben, gehören neben der HRE die griechische Atebank und fünf spanische Sparkassen. Die angeschlagenen Sparkassen gelten als Schwachstelle in Spaniens Bankensystem.
Die sieben gescheiterten Banken sollten zunächst versuchen, sich am Markt mit neuem Geld zu versorgen, um ihre Kapitaldecke ausreichend zu stärken, hieß es. Nur falls notwendig, sollten sie Hilfe bei den nationalen Rettungsprogrammen für den Sektor beantragen. Experten hatten erwartet, dass insgesamt etwa zehn Institute die Prüfung nicht bestehen. Am besten schnitt die spanische Banca March ab.
Europa will durch die Tests das von der Finanzkrise erschütterte Vertrauen der Investoren in die europäischen Banken wieder stärken. Den USA ist dies im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Verfahren geglückt.
Im strengsten Stress-Szenario sind sieben europäische Banken und Bankengruppen durchgefallen:
1. Diada Sparkassengruppe, Spanien (3,9 Prozent)
2. Cajasur Sparkassengruppe, Spanien (4,3 Prozent)
3. ATE Bank, Griechenland (4,36 Prozent)
4. Unnim Sparkassengruppe, Spanien (4,5 Prozent)
5. Banca Civica, Spanien; Hypo Real Estate, Deutschland (je 4,7 Prozent)
6. Espiga Sparkassengruppe, Spanien (5,6 Prozent)