Zinsen für Staatsanleihen auf Rekordtief Spanien bekommt Geld so billig wie nie
Es mutet verrückt an: Im Sommer 2012 wollte kaum ein Investor Spanien Geld leihen - die Zinsen für Madrider Staatsanleihen stiegen auf horrende acht Prozent. Und nun, nur gut zwei Jahre später? Fällt die Rendite auf ein Rekordtief von 1,96 Prozent.
Vor zwei Jahren noch drohte Spanien an seinen Zinsverpflichtungen zu ersticken - nun kann sich das Land billiger Geld leihen als je zuvor. Erstmals überhaupt sank die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen aus Madrid auf unter zwei Prozent. Der Tiefpunkt war am Vormittag bei 1,96 Prozent erreicht.
Die Rendite spiegelt zwar nun den Handel am sogenannten Sekundärmarkt wider, an dem sich Investoren bereits emittierte Anleihen gegenseitig abkaufen. Allerdings orientieren sich die Zinsen, die Investoren bei Neuemissionen verlangen, an diesem Preis.
Das heißt, wenn die Madrider Regierung das nächste Mal zehnjährige Staatsanleihen begibt, wird sie den Interessenten aller Voraussicht nur noch eine Verzinsung von rund zwei Prozent bieten müssen. Zieht man davon noch die Inflation ab, leihen Gläubiger den Spaniern das Geld trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage fast zum Nulltarif.
Im Vertrauen auf die EZB kaufen die Investoren wie blind
Hintergrund des Renditeverfalls ist das implizite Versprechen der Europäischen Zentralbank, privaten Investoren Staatsanleihen aus der Eurozone im Notfall abzukaufen. Mit anderen Worten: Wenn die Regierungen in Madrid und anderen europäischen Krisenländern nicht mehr in der Lage sein sollten, ihre Schulden zu bedienen, fielen die Verluste nicht bei Banken, Fonds und Versicherern an - sondern bei der EZB.
Als EZB-Chef Mario Draghi das Versprechen im Sommer 2012 bei seiner berühmten "Whatever it takes"- Rede abgab, rentierten zehnjährige spanische Staatsanleihen noch bei gut 7,6 Prozent. Seitdem greifen die Investoren im Vertrauen auf die Zentralbank bei südeuropäischen Staatsanleihen wieder kräftig zu. Abgesehen von einer kurzen Phase im Frühjahr 2013 sind die Zinsen seit der Draghi-Rede kontinuierlich gesunken.
Auch den aktuellen Rutsch unter die Zwei-Prozent-Marke hat Analysten zufolge Draghi ausgelöst. Der hatte nämlich bei einer Rede am Freitag so deutlich wie noch durchblicken lassen, dass die EZB demnächst ein Programm zum Kauf von Staatsanleihen ("Quantitative Easing") auflegen könnte.
Nahezu parallel zur spanischen fiel auch die italienische Anleiherendite auf einen Rekordwert von 2,139 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten bei 0,77 Prozent, was real - also abzüglich der Inflation - beinahe auf einen Nullzins hinausläuft.