Kaufkraft im Alter Wo Rentner besonders günstig leben
Eine Studie hat untersucht, wo Menschen in Deutschland sich von ihrer gesetzlichen Rente am meisten leisten können - also ihre Kaufkraft besonders hoch ist. Das Ergebnis zeigt ein deutliches regionales Muster.
Laut einer neuen Studie sind Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland finanziell besser gestellt als im Westen. Eine Auswertung des Prognos-Instituts, die heute veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Verhältnis von Mietkosten zum Einkommen aus der gesetzlichen Rente im Jahr 2021 in Gera besonders günstig war. Am niedrigsten war die regionale Rentenkaufkraft dagegen im Westen Deutschlands und im Süden, insbesondere in Bayern. Die Studie wurde im Auftrag des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) durchgeführt.
Die Ökonomen setzten für die 400 Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands für die Jahre 2013 bis 2021 geschätzte regionale Mieten und die Durchschnittshöhe der Renten in Bezug und errechneten daraus die örtliche Kaufkraft. "Das Ergebnis ist eindeutig. Rentenbeziehende leben in Ostdeutschland besonders günstig", schreiben die Autoren. "Denn relativ hohe Renten treffen auf niedrige Lebenshaltungskosten."
Rentenkaufkraft im Schnitt 1.036 Euro
Die Autoren nutzten für die Studie Zahlen des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung, welches im vergangenen Herbst die Auswertung zur Höhe der Renten auf Kreisebene für 2021 veröffentlichte. Außerdem zog Prognos für die Berechnungen Daten zu den Angebotsmieten in den betreffenden Jahren heran - als Indikator der Lebenshaltungskosten. Seit 2021 sind wegen der hohen Inflation bundesweit sowohl Lebenshaltungskosten als auch Renten gestiegen.
In Gera lag demnach 2021 die durchschnittliche monatliche Rentenkaufkraft mit 1.437 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1.036 Euro. Unter den ersten fünf folgen nach Gera vier weitere ostdeutsche Kommunen: Chemnitz, Cottbus, Görlitz und der Kreis Spree-Neiße.
Welche Kommunen am teuersten?
"In Bayern verhält es sich umgekehrt", heißt es in der Studie. "Die Rentenkaufkraft liegt deutlich unter dem Durchschnitt." Denn den Autoren zufolge werden die meist überdurchschnittlich hohen Lebenshaltungskosten in Bayern nicht durch überdurchschnittlich hohe Renteneinkünfte kompensiert.
Drei der fünf Kommunen mit der niedrigsten Rentenkaufkraft 2021 lagen laut Prognos-Berechnung im Freistaat: Die Kreise Berchtesgadener Land und Garmisch-Partenkirchen sowie Regensburg mit jeweils 862 Euro im Monat.
Bundesweit am ungünstigsten war das Verhältnis von Wohnkosten und Rentenhöhe der Studie zufolge aber nicht in einer bayerischen Kommune, sondern im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Die Studienautoren beziffern die dortige monatliche Rentenkaufkraft für 2021 auf 856 Euro. Komplettiert wird die Liste der für Rentner ungünstigsten Kommunen vom badischen Freiburg im Breisgau mit ebenfalls 862 Euro im Monat.
Kein Ersatz für "fundierte Einzelfallbetrachtung"
Die Autoren schränken die Aussagekraft ihrer Studie allerdings selbst ein und weisen darauf hin, dass bei der Berechnung lediglich die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung berücksichtigt wurden. Sonstige Einkünfte - etwa aus einer betrieblichen und privaten Rentenversicherung oder aus Wohneigentum oder Aktienbesitz - wurden nicht berücksichtigt. Ebenso unberücksichtigt blieb ein möglicher Entlastungseffekt bei Rentnern, die in ihrer eigenen Eigentumswohnung wohnen und daher gar keine Miete zahlen.
Die Studie gebe damit "allgemeine Hinweise auf potenzielle Vorsorgebedarfe, die aus der Kaufkraftanalyse der Regionen abgeleitet werden". Sie habe aber "nicht zum Ziel, eine 'fundierte Einzelfallbetrachtung' zu ersetzen", schreiben die Autoren.