Euro-Schuldenkrise S&P entzieht EFSF die Bestnote AAA
Die Ratingagentur Standard & Poor's hat nach der Herabstufung mehrerer Euro-Länder erwartungsgemäß auch dem Rettungsschirm EFSF die Bestnote entzogen. Dessen Kreditwürdigkeit liege jetzt nur noch bei "AA+". Zuvor hatte die Agentur den Vorwurf politischer Einflussnahme zurückgewiesen.
Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit des Euro-Rettungsschirms EFSF herabgestuft. S&P senkte das Rating von der Bestnote "AAA" auf "AA+", wie das Unternehmen mitteilte. Dieser Schritt war nach der Abstufung unter anderem Frankreichs erwartet worden.
Der Chef der Euro-Gruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, nahm die Nachricht gelassen: "Wir nehmen das zur Kenntnis und werden die Folgen der Entscheidung bewerten", sagte er. Der Rettungsschirm verfüge immer noch über die sehr gute Bewertung "AA+", zudem ließen die beiden anderen wichtigen Ratingagenturen Moody's und Fitch nicht erkennen, das sie etwas an der Top-Bonität des EFSF ändern wollten. Juncker betonte, der Fonds habe ausreichend Mittel, um seine Verpflichtungen zu erfüllen.
Das hatte wenige Minuten nach Bekanntgabe der S&P-Entscheidung ebenfalls der ESFS-Chef Klaus Regeling erklärt.
Agentur in der Kritik
Noch wenige Stunden vor dieser Entscheidung hatte die Agentur Kritik an ihrer Arbeitsweise zurückgewiesen. "Es handelt sich nicht um politische Einflussnahme, wir haben keine politische Agenda", sagte S&P-Europachef Moritz Kraemer im Deutschlandfunk. Die Agentur erfülle lediglich ihren Auftrag. "Unsere Aufgabe ist es, Kreditrisiken zu analysieren und unsere Meinung zu veröffentlichen", fügte er hinzu.
Kraemer wehrte sich auch gegen der Vorwurf S&P, handele zu Gunsten der angelsächsischen Länder: Man habe schließlich auch den USA im vergangenen Herbst das Top-Rating "AAA" entzogen.
S&P hatte am Freitag die Kreditwürdigkeit von neun der 17 Eurostaaten herabgestuft. Frankreich und Österreich verloren dabei ihre S&P-Bestnote "AAA". Daraufhin hatten Politiker erneut Kritik an Ratingagenturen geübt.
Schäuble: S&P hat unsere Maßnahmen nicht richtig begriffen
Diese Schelte setzte sich heute fort: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble forderte, die Macht der Ratingagenturen zu beschränken: "Es besteht dringender Handlungsbedarf." Ziel dieser Regelungen sei es, dass die Agenturen "objektive Schiedsrichter und nicht Interessenbeteiligte" seien. Auf Bundesebene müsse darüber nachgedacht werden, die Rolle der Ratings in der Banken- und Versicherungsaufsicht zu beschränken. Zudem glaube er, dass es den Ratingagenturen angesichts des Wettbewerbes vor allem auch um "ein hohes Maß an Werbung" für sie selbst gehe.
EU: "Ratingagenturen sollten besser mitrechnen"
Die EU-Kommission warf Ratingagenturen schlechtes Timing und fehlendes Wissen vor. "Ich denke, die Ratingagenturen sollten die beispiellosen Maßnahmen der Regierungen besser miteinrechnen", kritisierte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier. Er sei erstaunt über das Timing von Standard & Poor's.
Ein Sprecher der EU-Kommission monierte, der Entzug der Bestnote für mehrere Euro-Länder sei zu einem "eigenartigen" Zeitpunkt erfolgt, da es in der vergangenen Woche gute Nachrichten gegeben habe. So seien die Zinsen für italienische und spanische Anleihen zuletzt gefallen. Zudem hätten viele Länder der Euro-Zone weitgehende Spar- und Reformschritte eingeleitet. Der Entzug der Bestnote sei daher ungerechtfertigt.
IWF fordert von Europa "entschlossene Maßnahmen"
Der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte Europa nach dem S&P-Urteil zu raschem Handeln auf. Andernfalls drohe der Region eine Abwärtsspirale des Vertrauensverlustes, sagte der IWF-Vize David Lipton. Es sei zudem zu befürchten, dass die Konjunktur stagniere und Arbeitsplätze verloren gingen. "Doch mit entschlossenen Maßnahmen in Europa und weltweiter Unterstützung für Europa kann eine neue Phase der Krise verhindert werden."
Zur Ankurbelung des globalen Wirtschaftswachstums forderte Lipton Länder mit nachlassender Inflation auf, vorerst von einer strafferen Geldpolitik abzusehen.