Paukenschlag aus Detroit Opel bleibt bei General Motors
Der unendliche Übernahmepoker um den angeschlagenen deutschen Autobauer Opel endet mit einer Überraschung. Der Verkauf an den Zulieferer Magna war so gut wie besiegelt. Doch nun entschied der Verwaltungsrat des Mutterkonzerns General Motors (GM), die deutsche Tochter zu behalten und das Europa-Geschäft rund um Opel selbst zu sanieren.
Der US-Autobauer General Motors (GM) hat den Verkauf seiner deutschen Tochter Opel offiziell abgeblasen. Die Entscheidung des GM-Verwaltungsrats fiel am Abend (Ortszeit) in Detroit. Ursprünglich sollte der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna die Mehrheit übernehmen, doch der US-Mutterkonzern will das Europa-Geschäft rund um Opel und das britische Schwesterunternehmen Vauxhall nun selbst sanieren. Spekuliert worden war darüber schon seit längerem.
Nun baut GM auf Staatshilfen aus Europa. "GM wird seinen Restrukturierungsplan bald Deutschland und anderen Regierungen vorlegen und hofft dabei auf eine wohlwollende Prüfung", kündigte GM-Chef Fritz Henderson an.
Restrukturierung für drei Milliarden Euro
Gleichzeitig entschuldigte sich der GM-Boss für den monatelangen Verhandlungsmarathon um die Zukunft Opels, an dem unter anderem mehrere Regierungen, Unternehmen, der Opel-Betriebsrat und die EU- Kommission beteiligt waren: "Wir verstehen, dass die Komplexität und Dauer dieses Themas für alle Beteiligten anstrengend war." Die jetzige Entscheidung sei aber die beste für die Kunden, Beschäftigten, Zulieferer und Händler.
"Das ist der stabilste und kostengünstigste Ansatz, um die Zukunft von Opel und Vauxhall langfristig zu sichern." Die Kosten der Restrukturierung bezifferte Henderson nach vorläufigen Schätzungen auf drei Milliarden Euro. "Das ist deutlich weniger als alle Investoren-Angebote". Magna hatte 4,5 Milliarden Euro Staatshilfen angestrebt.
Henderson betonte, mit den Gewerkschaften solle gemeinsam ein Plan für einen Sanierungsbeitrag erarbeitet werden. Der Opel-Betriebsrat hatte aber bereits massive Proteste angedroht und lehnt jede Form von Gehaltsverzicht für eine Sanierung mit GM ab.
Bedenken aus Brüssel
Im September hatte das GM-Gremium noch den Verkauf von 55 Prozent der Opel-Anteile an den Autozulieferer Magna und dessen Partner Sberbank empfohlen. Die EU-Kommission hatte den Verkauf aber infrage gestellt, weil sie argwöhnte, dass die Bundesregierung ihre Zusage über 4,5 Milliarden Euro staatlicher Bürgschaften an Zugeständnisse beim Erhalt deutscher Standorte geknüpft hat. Daher sollte der GM-Verwaltungsrat schriftlich zusichern, dass die Entscheidung zum Verkauf an Magna ohne politischen Druck zustande kam.
Zünglein an der Waage: Zugang zum europäischen Markt
Nach der ersten Empfehlung für Magna galt der GM-Verwaltungsrat als gespalten. Einige Mitglieder wollten Opel behalten, weil beide Hersteller aufeinander angewiesen seien: Opel allein sei zu klein zum Überleben, und GM brauche Opel wegen der modernen Technologie der Deutschen und deren Zugang zum europäischen Markt. Dieser Marktzugang gab nun als "wichtiger Bestandteil der globalen Strategie von GM" auch den Ausschlag für den Stimmungswandel in der entscheidenden Sitzung des GM-Verwaltungsrats.