Betrug mit Kryptowährung Hohe Haftstrafen im OneCoin-Prozess
Im Mammutprozess um die fiktive Kryptowährung OneCoin hat das Landgericht Münster die Urteile gesprochen. Für ein Ehepaar aus Greven sowie einen Anwalt aus München gab es mehrjährige Haftstrafen.
Fünf Jahre Haft für Frank R. und vier Jahre für Manon H. lautet das Urteil des Landgerichts Münster: Dem Ehepaar wird vorgeworfen, etwa 320 Millionen Euro von rund 90.000 Kunden aus ganz Europa für die erfundene Kryptowährung OneCoin eingesammelt zu haben. Der Anwalt aus München soll Teile dieses Geldes auf Überseekonten transferiert haben. Er wurde zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
Das Ehepaar aus Greven hatte Millionen Kunden um bis zu drei Milliarden Euro geschädigt. Die beiden hatten als europäische Finanzzentrale für den weltweiten Betrug mit der fiktiven Kryptowährung fungiert. Die 50jährige Manon H. und ihr 71-jähriger Mann Frank R. hatten dazu in Greven ein Unternehmen für diese Transaktionen gegründet und einen Vertrag mit Ruja Ignatova, der Drahtzieherin des Betruges, abgeschlossen.
Ehepaar durch Geldwäscheverdacht aufgeflogen
Die Deutsch-Bulgarin war die Ideengeberin der Kryptowährung. Auf prunkvollen Veranstaltungen hatte sie für OneCoin zwischen 2014 und 2016 international Werbung gemacht. Dann war die selbsternannte "Krypto-Queen" untergetaucht. Das FBI zählt sie inzwischen zu den zehn meistgesuchten Kriminellen.
Frank R. wird als Profi im Bereich Pyramidengeschäfte, dem sogenannten Multi-Level-Marketing, betrachtet. 2016 fiel das Unternehmen allerdings durch eine Geldwäscheverdachtsanzeige der Kreissparkasse Steinfurt auf. Hunderte Buchungen über insgesamt 320 Millionen Euro innerhalb weniger Wochen hatten Misstrauen geweckt.
Prozess dauerte drei Jahre
Die Angeklagten hatten offensichtlich bewusst alle Hinweise auf OneCoin bei ihren Bankgeschäften vermieden. Laut Staatsanwaltschaft Bielefeld, die sich schwerpunktmäßig mit Wirtschaftskriminalität beschäftigt, erhielt das Grevener Paar mehrere Millionen Euro Provision für einen geringen Aufwand.
Der Prozess in Münster hat insgesamt drei Jahre lang gedauert. In 43 Verhandlungstagen beleuchtete das Landgericht die betrügerische Masche. Danach wurden nach einem Pyramidensystem sogenannte Schulungspakete verkauft, die den Kunden völlig wertlose Anteilscheine der Kryptowährung einbrachten. Über das Internet wurde den Käufern dann vorgegaukelt, dass sie die Währung "schürfen" könnten, und es wurde eine fiktive Wertsteigerung präsentiert.
Wenig Hoffnung auf Entschädigung
Obwohl den Angeklagten nicht sämtliche Details des OneCoin-Betrugs bekannt sein sollen, ist das Gericht davon überzeugt, dass sie genügend Anzeichen für den Betrug bemerkt hatten. Darüber hinaus fehlte dem Grevener Ehepaar die erforderliche Genehmigung für derartige Finanzgeschäfte.
Der Münchner Anwalt soll unter falschen Angaben 20 Millionen Euro auf Überseekonten transferiert haben. Die Verteidigung hingegen argumentierte, dass die Angeklagten OneCoin stets für eine seriöse Währung gehalten hätten. Sie hatten auf Freispruch oder eine milde Bewährungsstrafe plädiert.
Auch nach dem Urteilsspruch dürften Betroffene wenig Hoffnung auf eine Entschädigung haben. Die Staatsanwaltschaft konnte von den drei Milliarden Euro lediglich 28 Millionen Euro sicherstellen.