Strafzins für Großkunden Die Banken wollen kein Geld mehr
Fürs Ersparte gibt es kaum noch Zinsen - das ist bekannt. Nun berichtet der Finanzchef der Baumarktkette Hornbach aber von geradezu absurden Zuständen: Die Einlagen von Unternehmen und anderen Großkunden würden inzwischen mit Strafzinsen belegt.
Unternehmen und andere große Kunden müssen bei manchen Banken inzwischen offenbar einen "Strafzins" für ihre Einlagen bezahlen. Das hat der Finanzchef von Hornbach, Roland Pelka, bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen der Baumarktkette öffentlich gemacht. "Es gibt bereits Banken, die für Anlagen von bis zu drei Monate Strafzinsen verlangen", wird Pelka in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert.
Die Verhängung eines Strafzinses bedeutet, dass Kunden für Ihre Ersparnisse von der Bank keine Zinsen mehr kassieren - sondern Zinsen zahlen müssen. Bei großen Unternehmen können diese Cashbestände durchaus in die Milliarden gehen; beim Mittelständler Hornbach sind es momentan 460 Millionen Euro.
Der Minuszins als Abschreckmittel
Neben Industrieunternehmen sind offenbar auch institutionelle Anleger wie Fonds, Versicherer oder Pensionskassen betroffen. Investmentfonds zum Beispiel legen das meiste Geld zwar in Immobilien, Aktien oder Anleihen an - halten daneben aber meistens auch liquide Mittel. Für dieses Geld brauchen sie normalerweise - im Grunde genauso wie jeder Kleinsparer - ein Konto bei der Bank.
Manche Banken, so berichtet die "FAZ", wollen dieses Geld aber gar nicht mehr und nutzen den Minuszins sozusagen zum Abschreckmittel - in der Hoffnung, dass der Großkunde zum nächsten Geldinstitut weiterzieht. Der Grund: Die Banken wissen aufgrund der allgemein niedrigen Zinsen selbst nicht mehr, wie sie das Geld ihrer Kunden ertragbringend anlegen sollen.
In normalen Zeiten leihen sich Banken ihre überschüssigen Barmittel untereinander, oft sogar nur für wenige Tage oder gar nur "über Nacht". Weil aber kaum noch ein Geldhaus wirklich Geld braucht, werden auf dem sogenannten "Interbankenmarkt" schon lange keine richtigen Zinsen mehr gezahlt.
Alternativ können die Geschäftsbanken ihre liquiden Mittel auch bei der Notenbank deponieren. Doch auch der Einlagenzins bei der EZB ist seit Monaten negativ und wurde jüngst nochmals von minus 0,1 auf minus 0,2 Prozent gesenkt. Mit anderen Worten: Auch die EZB will kein Geld mehr - sondern fordert die Geschäftsbanken indirekt auf, ihr Geld lieber als Kredit in die Wirtschaft zu pumpen. Wenn man so will, geben die Banken den negativen EZB-Zins also nur an ihre Kunden weiter.
Müssen bald auch die Kleinsparer einen Strafzins zahlen?
Experten sagen seit Monaten schon, dass Banken streng genommen auch von Privatkunden einen Strafzins verlangen müssten - denn Geld lässt sich mit den Spareinlagen kaum noch verdienen. Davor schrecken die Institute aber zurück, weil sie öffentliche Proteste fürchten.
Um welche Banken es sich konkret handelt, die negative Zinsen auf große Cashbestände verhängen, geht aus dem FAZ-Artikel nicht hervor. Allerdings schreibt die Zeitung, dass die Deutsche Bank die Minuszinsen "nicht dementiert" habe.