Gemeinschaft in Südamerika Was ist Mercosur?
Es sollte ein Wirtschaftsblock nach dem Vorbild der EU entstehen - 1991 schlossen sich einige südamerikanische Länder zu Mercosur zusammen. Doch Rivalitäten zwischen den Staaten blockierten die Entwicklung.
Die EU ist Vorbild: Auch in Argentinien und Brasilien findet man ein blaues Logo mit Sternen auf den Nummernschildern. Das Zeichen des südamerikanischen Wirtschaftsblocks Mercosur. Neben den beiden Schwergewichten Brasilien und Argentinien gehören auch die kleineren Partner Uruguay und Paraguay zu Mercosur, die Mitgliedschaft von Venezuela ist derzeit ausgesetzt, Bolivien möchte beitreten.
Der Block wurde 1991 gegründet, um die Entwicklung des ganzen Kontinents voranzutreiben. Nach dem Vorbild der Europäischen Union. Doch diese Integration ist nicht weit gekommen. Zu groß sind die Unterschiede und Rivalitäten zwischen den Staaten - und immer wieder gab und gibt es Regierungen, die auf Protektionismus und Abschottung setzen.
Je nach Regierung wird gebremst
So wie Jair Bolsonaro heute in Brasilien oder die Kirchner-Regierungen bis 2015 in Argentinien. Bis heute gibt es weder eine Zollunion, noch einen echten Binnenmarkt zwischen den Mercosur-Staaten. Die gemeinsamen Institutionen sind sehr schwach. Und die Staaten an der Westküste Südamerikas - Chile, Peru, Kolumbien, haben keine Lust, diesem Gebilde beizutreten - sie haben längst eigene Freihandelsabkommen mit der EU.
Als Markt für Europa ist der Mercosur mit seinen 260 Millionen Einwohnern enorm attraktiv. Autos, Maschinen und andere Waren aus Europa sind teuer, weil die Zölle teilweise über 50 Prozent liegen. Umgekehrt leben die Mercosur-Staaten vor allem von Agrarexporten und würden gern wesentlich mehr Fleisch und Futtermittel wie Soja oder Getreide nach Europa liefern.
Bedenken beim Freihandel mit der EU
Doch die Bedenken sind fast so groß wie die Chancen - und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks. Argentinien und Brasilien fürchten, dass die eigene Industrie nicht konkurrenzfähig ist, wenn Importe aus Europa günstiger werden. In Europa gibt es Bedenken wegen der Agrarimporte - dabei geht es einerseits um Qualitätsfragen - etwa darum ob Fleisch aus Brasilien europäische Kriterien erfüllt. Andererseits fürchten europäische Bauern die Konkurrenz aus dem Süden. Zum Beispiel bei Fleisch, Olivenöl oder Obst.
Deswegen haben sich die Verhandlungen über 20 Jahren hingezogen - und die jüngsten Fortschritte kommen überraschend. Denn eigentlich hält Brasiliens Präsident Bolsonaro überhaupt nichts vom Mercosur. Er schaffte als erstes den Mercosur- Schriftzug auf den brasilianischen Reisepässen und dann das Logo mit den Sternen auf den Nummernschildern ab.