Lufthansa nimmt Einsparung zurück Gratis-Kaffee soll Kunden wieder zufriedener machen
Spätestens in der Pandemie haben selbst Premium-Airlines beim Service ordentlich gespart. Dass die Lufthansa 2021 auf bestimmten Strecken sogar den Gratis-Kaffee strich, sorgte für Unmut. Jetzt reaktiviert die Airline ihr Angebot - testweise.
An Bord einiger Lufthansa-Flieger soll es noch in diesem Sommer auch in der Economy-Klasse wieder kostenlose Getränke geben. Rund drei Jahre nach Abschaffung des bis dahin kostenlosen Getränkeservices soll nun testweise und auf einzelnen Kurz- und Mittelstrecken wieder gratis ausgeschenkt werden, bestätigte das Unternehmen.
Vor einigen Jahren noch konnten Lufthansa-Passagiere in der Economy-Klasse etwa auf ihren Kurzstreckenflügen von München nach Frankfurt kostenfrei einen Kaffee, eine Cola und einen Wein trinken - sofern sie all das auf der kurzen Strecke überhaupt schafften. Auch einen Snack gab es gratis dazu.
Mehr Auswahl - Mehrkosten
Im Sommer 2021 hat die deutsche Airline dann aber alle Gratisgetränke und den Snack - bis auf eine kleine Flasche Wasser und ein Stück Schokolade - in der Economy-Klasse gestrichen. Aktuell kosten Heißgetränke an Bord zwischen drei und 3,50 Euro, der auf Flügen beliebte Tomatensaft 3,20 Euro.
Begründet wurde dies damals offiziell damit, dass das Snackangebot in der Economy-Class "die Erwartungen der Gäste" nicht erfülle. Anstelle ungeliebter Sandwiches oder Schoko-Riegel sollten nun höherwertige Produkte angeboten werden - zum Kauf.
Kundenzufriedenheit wieder steigern
Nun also doch die Rückkehr zum Altbekannten? Airline-Chef Jens Ritter hatte in mehreren Interviews den Testlauf angekündigt, der zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen soll, so seine Hoffnung. Es werde ausgewählte Getränke wie Tee oder Kaffee geben, hieß es nun. Im Rahmen der ständigen Kundenzufriedenheitsanalysen soll die Reaktion der Kunden erfasst werden.
Viele Airlines haben im Zuge von Einsparungen in den vergangenen Jahren ihr Angebot verkleinert und kostenfreie Bestandteile nach und nach aus der Verpflegung gestrichen, darunter auch die Lufthansa-Töchter SWISS und Austrian Airlines.
In Airline-Rating abgerutscht
Die Umkehr der Lufthansa dürfte auch an der mangelhaften Kundenzufriedenheit liegen. Lufthansa-Passagiere äußerten in den vergangenen Jahren im Netz immer wieder Kritik daran, dass eine Premium-Airline nicht einmal mehr kostenfreie Getränke bis auf eine kleine Flasche Wasser anbiete. Für viele Leistungen, die einst Teil des Ticketpreises waren, muss mittlerweile draufgezahlt werden: ob Essen, Sitzplatzreservierungen oder aufgegebenes Gepäck.
Lufthansa ist im Airline-Ranking der Rating-Agentur Skytrax 2023 auf Platz 21 abgerutscht, nach Platz 15 im Jahr 2022. Bewertet werden unterschiedliche Kriterien, darunter auch der Service. Studien weisen darauf hin, dass die Bordverpflegung einen starken Einfluss darauf hat, wie Passagiere den Flug wahrnehmen, das gilt vor allem für Erfahrungen mit Premium-Airlines. Bei Billig-Airlines hingegen rechnen Passagiere eher damit, für Getränke und Speisen zu zahlen.
Einnahmen sprudeln wieder
Nach der Corona-Krise sprudeln die Einnahmen nun wieder und sorgen dafür, dass der Kostendruck etwas nachgelassen hat. Im vergangenen Jahr hat der Konzern dank der Rückkehr der Reiselust und höherer Ticketpreise den dritthöchsten Gewinn seiner Geschichte erzielt.
Flugtickets wurden erneut teurer, auch weil das Sitzplatzangebot der Fluggesellschaften mit der gestiegenen Nachfrage kaum Schritt halten konnte. So beförderten die Airlines des Lufthansa-Konzerns im vergangenen Jahr rund 123 Millionen Fluggäste und damit rund ein Fünftel mehr als im Jahr 2022.
Kostenfreier Tee und Kaffee bei British Airways
Mit der Wiedereinführung von Gratis-Getränken ist Lufthansa derweil nicht allein. Die britische Fluggesellschaft British Airways legte im vergangenen Jahr bereits vor. Nach Jahren der Einsparungen gibt es seit letztem Jahr wieder kostenfreien Kaffee und Tee auf Kurzstreckenflügen sowie einen kleinen Snack.
In der Vergangenheit haben auch andere Airlines nach wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, in denen Service-Extras gestrichen wurden, ihr kostenfreies Angebot wieder aufgestockt, wenn es wieder besser lief. So kündigte auch American Airlines 2016 nach 15 Jahren harter Sparpolitik die Wiedereinführung kostenfreier Snacks an, und das, obwohl die frühere US-Airline Continental 2011 berechnet hatte, schätzungsweise 2,5 Millionen Dollar mit dem Einstellen von kostenlosen Snacks einzusparen.