Litauen tritt der Eurozone bei Der Euro ist da, der Wohlstand fehlt
Ab heute ist Litauen das 19. Mitgliedsland im Euro. Mit harten Sparmaßnahmen und guten Wirtschaftsdaten hat sich das Land laut EU-Kommission den Eurobeitritt verdient. Die Menschen profitieren von den guten Zahlen aber noch nicht.
Litauen gilt als eine Art Musterschüler, jedenfalls aus Ökonomensicht. Der südlichste und größte Baltenstaat mit drei Millionen Einwohnern war während der Wirtschafts- und Finanzkrise heftig ins Straucheln geraten, mit Einbrüchen von bis zu 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Doch seit 2009 hat sich das Land zurückgekämpft. Mit Sparprogrammen, die den Bürgern fast die Luft abschnürten. Der Lohn dafür folgte im Sommer 2014. "Wir haben die erfreulich positive Entwicklung von Litauen zur Kenntnis genommen und empfehlen dem Europäischen Rat, das haben wir eben ganz unstrittig beschlossen, dass Litauen nun ab dem 1. Januar kommenden Jahres das 19. Mitgliedsland im Euro werden wird", so Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel.
Erster Versuch 2007 gescheitert
Einen ersten Versuch, der Währungsunion beizutreten, hatte Litauen bereits im Jahr 2007 unternommen, war damals jedoch noch gescheitert, weil es dann doch nicht alle fünf Maastricht-Kriterien erfüllte. Dieses Mal aber klappt es locker, wie der zuständige Währungskommissar Olli Rehn im Sommer erklärte. "Die Inflationsrate ist deutlich unter der kritischen Marke. Das Haushaltsdefizit und der staatliche Schuldenstand sind auf einem nachhaltigen Weg, der Wechselkurs zum Euro ist stabil, ohne jedes Zeichen von Spannung. Und die langfristigen Zinssätze haben sich an EU-Standards angenähert", sagte Rehn damals.
Die Werte sind so gut, dass andere EU-Länder glatt vor Neid erblassen könnten. Zum Beispiel bei der Schuldenstandsquote: Die liegt in Litauen nach EU-Schätzungen bei 41 Prozent, in Deutschland schon bei knapp 70 und in Italien bei rund 133 Prozent. Ein ähnliches Bild gibt es beim Haushaltsdefizit. Während Litauen deutlich unter der Drei-Prozent-Grenze bleibt, wird sie von Frankreich und Spanien überschritten.
"Hochverdienter Beitritt"
Der Beitritt zur Eurozone sei also hochverdient, meint auch Rehn: "Litauen und seine Menschen haben sich die Euro-Einführung hart erkämpft. Der Beitritt sollte aber als ein Start gesehen werden und weniger als das Erreichen der Ziellinie", sagte Rehn mit Blick auf den trotz guter Wirtschaftsdaten fehlenden Wohlstand Litauens. Seine Bürger gehören nun zu den ärmsten in der Eurozone.
Der Beitritt der Litauer wird übrigens auch für Deutschland Konsequenzen haben: Wegen der mittlerweile beträchtlichen Zahl an Mitgliedern hat man sich in der Europäischen Zentralbank auf ein rotierendes Stimmrecht verständigt. Damit verliert auch Bundesbankpräsident Weidmann regelmäßig, alle paar Monate, sein Recht auf Mitbestimmung bei Abstimmungen beispielsweise über Leitzins oder Krisenmaßnahmen.