Energieversorgung Mehr dänische Windkraft für Deutschland
Dänemark soll wichtiger werden als Energielieferant. Bis 2030 will das Land die Windenergie auf hoher See stark ausbauen - und Millionen deutsche Haushalte mit Strom versorgen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Insel Bornholm.
Deutschland hat sich den Zugang zu deutlich mehr Windenergie aus Dänemark gesichert. Nach Angaben des dänischen Energieministeriums werden dazu bis 2030 mehrere Offshore-Windparks im Meer Energie liefern. Deutschland sollen mindestens drei Gigawatt elektrische Leistung zur Verfügung stehen. Damit könnten demnach 4,5 Millionen Haushalte versorgt werden.
Der regenerativ erzeugte Strom soll über die Ostseeinsel Bornholm mit einem 470 Kilometer langen Netzkabel nach Deutschland transportiert werden. Auf Bornholm ist ein großes Energieverteilungszentrum geplant. Die Investitionen und die künftigen Gewinne wollen sich beide Länder je zur Hälfte teilen.
Bis zu acht Prozent des Stromverbrauchs
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach von einem Modellprojekt. Es werde helfen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Im vergangenen Jahr hatten Deutschland und Dänemark bereits begonnen, über Kabel mehrere Windparks in der Ostsee zu verbinden. Das skandinavische Land will bis zum Jahr 2030 fünfmal so viel Windenergie vor seinen Küsten produzieren wie bislang.
Im bisherigen Jahresverlauf lag der Strombedarf in Deutschland zwischen 38 und 68 Gigawatt. Das geht aus den Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme hervor. Mit der nun getroffenen Vereinbarung könnte somit je nach Last zwischen rund vier und rund acht Prozent des derzeitigen deutschen Stromverbrauchs gedeckt werden.
Bislang liegt die Leistung der Offshore-Windparks Dänemarks und Deutschlands bei 1,5 beziehungsweise 1 Gigawatt. Um Europa aus der Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland zu befreien, sei "internationale Zusammenarbeit dringlicher als je zuvor", sagte der dänische Energieminister Dan Jørgensen. Zugleich gehe es für den Klimaschutz darum, die Emissionen zu senken.
Der Bedarf dürfte steigen
Experten gehen davon aus, dass in Zukunft mehr Strom in Deutschland verbraucht wird - auch wegen der steigenden Zahl an Elektroautos. Außerdem dürfte der Strombedarf für das Heizen zunehmen - hauptsächlich durch immer mehr Wärmepumpen in Gebäuden.
Erst vor wenigen Tagen hatten Kanada und Deutschland vereinbart, dass das nordamerikanische Land "grünen" - also regenerativ erzeugten - Wassserstoff nach Deutschland liefern soll.
Windenergie-Gipfel auf Bornholm
Am Dienstag findet auf Bornholm ein Gipfeltreffen zum Ausbau der Windkraft in der Ostseeregion statt. Erwartet werden neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die Staats- oder Regierungschefs aus Polen, Litauen, Estland, Lettland und Finnland.