Keine Entwarnung Lebensmittelpreise treiben Eurozonen-Inflation
Nach einem leichten Rückgang im vergangenen Monat hat sich die Inflation im April wieder verstärkt. Vor allem die Preise für Lebensmittel ziehen immer weiter an, aber auch Energie wird teurer.
Der Preisschub in der Eurozone hat sich im April wieder leicht verstärkt. Die Verbraucherpreise legten verglichen mit dem Vorjahr um 7,0 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat heute in einer ersten Schätzung mitteilte. Im März hatte die Teuerung bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar waren es dagegen noch 8,5 Prozent gewesen. In der Eurozone hatte die Inflationsrate im Oktober mit 10,6 Prozent ein Allzeithoch erreicht. Danach schwächte sie sich vor allem wegen zurückgehender Energiepreise Monat für Monat ab.
Für Deutschland gab Eurostat eine Inflationsrate von 7,6 Prozent an. Das Statistische Bundesamt, das eine andere Berechnungsmethode hat, hatte am Freitag eine Teuerung von 7,2 Prozent gemeldet, eine leichte Abschwächung im Vergleich zum März mit 7,4 Prozent Teuerung.
Lebensmittel werden immer teurer
Gestützt wird die allgemeine Inflationsrate durch die Energiepreise, die im Jahresvergleich um 2,5 Prozent stiegen, nachdem sie im März noch gesunken waren. Vor allem aber wird die Gesamtinflation mittlerweile durch deutlich steigende Preise für Lebens- und Genussmittel befeuert. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen um 13,6 Prozent. Im März hatte der Anstieg 15,5 Prozent betragen.
Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 6,2 Prozent nach 6,6 Prozent im März. Die Preise für Dienstleistungen nahmen im April um 5,2 Prozent zu nach einem Plus von 5,1 Prozent im März.
Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging im April allerdings auf 5,6 Prozent zurück. Im März hatte dieses wichtige Inflationsmaß bei 5,7 Prozent gelegen.
Was tut die EZB?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält eine Inflationsrate von 2,0 Prozent für optimal. Die EZB hat im Kampf gegen die hohe Teuerung die Zinsen seit Juli 2022 bereits sechs Mal in Folge angehoben, zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Angesichts der Banken-Turbulenzen hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde angekündigt, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren wollen.
Einige Notenbanker hatten sich allerdings zuletzt für weiter steigende Zinsen starkgemacht. Die nächste Zinssitzung der Währungshüter ist bereits an diesem Donnerstag. Volkswirte erwarten einen weiteren Schritt nach oben.
Keine Entwarnung
"Wenn es noch Argumente für weitere deutliche Zinsanhebungen der EZB bedarf, mit den April-Inflationsdaten werden sie spätestens geliefert", meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Der neuerliche Inflationsanstieg zeige, dass der Teuerungsdruck hoch bleibe.
Der Druck auf die EZB, die Leitzinsen anzuheben, bleibe unverändert hoch, kommentiert auch Christoph Weil, Ökonom bei der Commerzbank. Zwar hätten die Energiepreise schon im Herbst den Höhepunkt überschritten, der Inflationsschub seitens der Nahrungsmittel scheine Weil zufolge nachzulassen. "Aber nun steht mit den kräftig steigenden Löhnen eine neue Kostenwelle ins Haus. Diese wird insbesondere die Preise für Dienstleistungen weiter in die Höhe treiben."
"Es wird noch Monate dauern, bis das EZB-Preisziel langsam am Horizont sichtbar wird", meint Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Da die Kerninflation weiter erdrückend ist, bleiben Leitzinserhöhungen das Gebot der Stunde."