Einfuhren und Ausfuhren sinken Rückschlag für die deutsche Exportwirtschaft
Die deutschen Exporte sind im Mai fast doppelt so stark gesunken wie erwartet. Noch stärker gehen die Importe zurück. Die Aussichten für die Konjunktur haben sich damit eingetrübt.
Die Ausfuhren deutscher Unternehmen sind im Mai so stark gesunken wie seit dem vergangenen Dezember nicht mehr. Die Exporte schrumpften um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 1,9 Prozent gerechnet. Im April waren die Exporte noch um 1,7 Prozent gestiegen.
Die Importe fielen im Mai sogar um 6,6 Prozent auf 106,7 Milliarden Euro. Hier waren Beobachter von minus 1,0 Prozent ausgegangen.
"Noch viel Luft nach oben"
Die Außenhandelsbilanz schloss im Mai 2024 damit mit einem Überschuss von 24,9 Milliarden Euro ab. Im April 2024 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik laut Statistikamt bei plus 22,2 Milliarden Euro gelegen, im Mai 2023 bei plus 16,8 Milliarden Euro.
Die deutsche Exportindustrie geht damit ohne Schwung in die zweite Jahreshälfte. Das hatte jüngst auch eine Umfrage des ifo-Instituts gezeigt. Demnach sanken die Exporterwartungen im Juni auf minus 1,0 Punkte - von plus 0,2 Punkten im Mai. "Gegenwärtig zeichnet sich keine klare Richtung ab", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, kürzlich dazu. "Die Exportwirtschaft hat noch viel Luft nach oben."
Industrieproduktion schwächelt
Das gilt auch für die Industrieproduktion. In der vergangenen Woche waren die Daten für den Mai deutlich um 2,5 Prozent zum Vormonat zurückgegangen. Sie erreichte damit den niedrigsten Stand seit vier Jahren. "Eine schlechte Auftragslage trifft auf ungünstige Rahmenbedingungen: Personalengpässe, nach wie vor hohe Kosten, beispielsweise für Energie, und bürokratische Hürden bremsen die Industrie aus", so die Einschätzung der DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Melanie Vogelbach.
Für die deutsche Konjunktur sind das keine guten Nachrichten. Das ifo-Institut, das zuletzt den zweiten Monat in Folge eine Eintrübung des Geschäftsklimas ermittelt hatte, rechnet mit einem sehr verhaltenen Wachstum im laufenden Jahr. Demnach dürfte das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,4 Prozent zulegen.
In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union hat Deutschland im Mai kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 72,3 Milliarden Euro exportiert, importiert wurden Waren im Wert von 55,7 Milliarden Euro. Gegenüber April 2024 sanken die kalender- und saisonbereinigten Exporte in die EU-Staaten den Daten zufolge um 2,5 Prozent. Die Exporte in die USA gingen um 2,9 zurück, die Ausfuhren nach China sogar um 10,2 Prozent.