Rückschlag für Konjunktur Deutschlands Exporte leicht gesunken
Die deutschen Exporteure sind angesichts der flauen Weltkonjunktur schwach in das zweite Halbjahr gestartet. Die Importe legten dagegen überraschend deutlich zu. Droht ein Rückfall in die Rezession?
Der deutsche Außenhandel ist im Juli leicht zurückgegangen. Die Ausfuhren sanken im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent auf 130,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zuvor waren die Exporte drei Monate gestiegen, wenn auch zuletzt zweimal nur leicht um jeweils 0,2 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem kräftigeren Exportrückgang von 1,5 Prozent gerechnet.
Die Importe legten dagegen überraschend deutlich zu: Sie stiegen im Juli um 1,4 Prozent zum Vormonat auf 114,5 Milliarden Euro. Dieser Zuwachs war fast dreimal so stark wie von Volkswirten erwartet.
China produziert selbst, anstatt zu kaufen
Fachleuten zufolge steigt angesichts der schwächelnden Exporte die Gefahr, dass Europas größte Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr erneut in eine Rezession abrutscht. "Der Außenhandel ist nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war, sondern ein Bremsklotz", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Reibungen in den Lieferketten und eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft seien eine Belastung. "Dazu kommt die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren zu produzieren, die es zuvor in Deutschland gekauft hat", erklärt Brzeski.
"Nicht nur die globale Nachfrageschwäche macht den Unternehmen mehr und mehr zu schaffen", kommentierte Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe die Entwicklung. "Sie leiden auch unter der Erosion ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf den weltweiten Absatzmärkten."
Ausfuhren in die EU legen zu
Die Ausfuhren in die EU-Staaten legten im Juli um 0,5 Prozent zum Vormonat auf 71,9 Milliarden Euro zu, während das übrige Auslandsgeschäft um 2,5 Prozent nachgab. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 13,5 Milliarden Euro verkauft, ein Anstieg von 5,2 Prozent - obwohl das hohe Zinsniveau die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" eher dämpft. Die Exporte nach China nahmen ebenfalls zu, und zwar um 1,2 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro.
Die Ausfuhren nach Großbritannien fielen dagegen, während die Exporte nach Russland ungeachtet der westlichen Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine um 2,2 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro zunahmen.
Stimmung hat sich verschlechtert
Eine Trendwende dürfte beim Außenhandel vorerst ausbleiben. Zuletzt hat sich die Stimmung in der deutschen Exportindustrie weiter leicht verschlechtert. Das Barometer für deren Erwartungen für das Auslandsgeschäft fiel im August auf minus 6,3 Punkte - von minus 6,0 Punkten im Juli, so das Münchner ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage.
"Die deutschen Exporteure kämpfen weiterhin mit einer schwachen Weltnachfrage", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Zudem beklagten immer mehr Unternehmen, dass ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit leide.