EU-Japan-Treffen Das Hohelied des Freihandels
Beim Treffen zwischen EU-Spitzen und dem japanischen Ministerpräsidenten Abe dominierten gegenseitige Freundlichkeiten. Nicht müde wurden die Teilnehmer zu betonen, wie wichtig Freihandel sei - gerichtet war das auch an die Adresse der USA.
Nicht ein einziges Mal ließen die Spitzen der EU-Institutionen den Namen Donald Trump fallen, als sie gemeinsam mit ihrem Gast, dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, vor die Presse traten. Und doch schien so vieles von dem, was sie sagten, auf den neuen US-Präsidenten gemünzt.
Zum Beispiel, als EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker betonte, wie wichtig für die Europäische Union das geplante Freihandelsabkommen mit Japan sei: "Dieses Abkommen ist notwendig. Weil wir an freien, fairen und auf Regeln basierenden Handel glauben. Daher werden wir uns weiterhin der Welt zuwenden und nicht zum Isolationismus zurückkehren. Die EU ist offen für Geschäfte, faire Geschäfte."
US-Präsident Trump hingegen hatte als eine seiner ersten Amtshandlungen das Transpazifische Partnerschaftsabkommen (TPP) auf- und eine "Amerika-Zuerst-Politik" angekündigt.
Abkommen noch in diesem Jahr?
Die EU und Japan hingegen versuchen nun, mithilfe zweier Abkommen - eines über Freihandel, eines über eine strategische Partnerschaft - den lebendigen Beweis dafür zu liefern, dass sich eine offene Weltordnung weiter lohnt. EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte an Abe gewandt: "Ich versichere Ihnen, dass die EU voll dem Ziel verpflichtet ist, beide Abkommen sehr bald abzuschließen."
Juncker wurde, den Zeitplan betreffend, sogar noch etwas konkreter: "Ich bin zuversichtlich, dass unsere Diskussionen heute den Weg ebnen für einen zügigen Abschluss noch in diesem Jahr."
Auch wenn beide Seiten jetzt aufs Tempo drücken - einfach wird das nicht: Im Laufe der 2013 begonnenen Verhandlungen wurde schnell deutlich, dass es durchaus strittige Punkte gibt: Japan wünschte sich zum Beispiel keine EU-Zölle mehr auf Landwirtschaftsprodukte und Autos.
Die europäische Automobilbranche war lange skeptisch. Auch weil sich japanische Wagen in Europa besser verkaufen als umgekehrt. "Was den Handel betrifft, so würde das Abkommen natürlich einen echten Schub für beide Seiten bedeuten", sagte Juncker.
Japanische Freundlichkeiten für die EU
Abe hatte jede Menge Freundlichkeiten für die EU als Gastgeschenk mitgebracht: "Ein starkes Europa ist gut für die Welt", erklärte er zum Beispiel in Brüssel. Um dann aber doch auch ganz konkret auf die USA zu sprechen zu kommen: "Ich finde es wichtig für Japan und die EU, auch mit den USA weiter zusammen zu arbeiten. Und in der Welt gleichzeitig die Flagge des Freihandels als Vorbild hochzuhalten."
Wenn man das europäisch-japanische Abkommen schnell abschließe, wäre das ein Symbol für Freihandel für die ganze Welt, befand Abe. Widerspruch erntete er dafür von den EU-Vertretern selbstverständlich nicht.