Inflation in Eurozone niedriger Trügerische Entspannung?
Preisauftrieb im Euroraum lässt nach. Inflation sinkt auf 2,8 Prozent. EZB-Zielmarke rückt in greifbare Nähe. Experten warnen aber vor verfrühter Entwarnung.
Die Inflation in der Eurozone geht zu Jahresbeginn zurück. Die Verbraucherpreise legten im Januar nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember hatte die Teuerung noch 2,9 Prozent betragen.
Die sogenannte "Kerninflation" ging im Januar ebenfalls zurück. Darin sind die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert, auch Alkohol und Tabak werden nicht berücksichtigt.
EZB ist auf der Zielgeraden
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die EZB in ihrem Kampf gegen die Inflation auf der Zielgeraden. "Der Preisdruck lässt weiter nach, was auch in den kommenden Monaten der Fall sein dürfte", glaubt auch Thomas Gitzel von der VP Bank. Damit kommt das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) in Sichtweite. Die Währungshüter halten eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent für angemessen.
Das Inflationsproblem ist noch nicht gelöst
Für Alexander Krüger, den Chefvolkswirt von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, sind das "ermutigende Signale". Auch für die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, "sind die Voraussetzungen für eine weitere Abschwächung des Verbraucherpreisanstiegs gegeben". Insbesondere die schwierige konjunkturelle Lage dürften die Preisanhebungen im Zaum halten.
Aber es wäre verfrüht, den Sieg über die Inflation zu verkünden, glaubt Christoph Weil von der Commerzbank. EZB-Chefin Christine Lagarde und andere Notenbanker argumentieren ähnlich. Die EZB hatte auf ihrer ersten Zinssitzung in diesem Jahr den Leitzins nicht verändert. Zu fragil sei das geopolitische Umfeld, wird argumentiert. Auch mit Blick auf die Lohnentwicklung sei Vorsicht geboten.
Lohnerhöhungen können die Inflation wieder befeuern
Derzeit finden in Deutschland in vielen Branchen Tarifverhandlungen statt. Der Ton ist rau. Gewerkschaftsvertreter drängen auf Lohnsteigerungen, um einen Ausgleich zu schaffen für die Preissteigerungen in vielen Bereichen. Auch die Arbeitsbedingungen sollen sich für die Beschäftigten verbessern. Für Unternehmen bedeutet das unter dem Strich höhere Ausgaben. Diese Kosten werden in der Regel an die Kunden weitergegeben, was die Inflation nach oben treibt.