Untersuchung des ifo-Instituts Kündigen für einen Job im Homeoffice?
Das Homeoffice hat sich in vielen Betrieben nicht nur etabliert. Beschäftigte wären sogar bereit, auf mehr Gehalt zu verzichten oder zu kündigen, wenn sie wieder komplett an den Arbeitsplatz zurückkehren müssten.
Das ifo-Institut hat heute die Ergebnisse einer weit angelegten Studie zum Thema Homeoffice unter Vollzeitbeschäftigten vorgelegt. Befragt wurden dabei Beschäftigte in 27 ausgewählten Ländern. Die Untersuchung ergab, dass die Angestellten im Länder-Schnitt 1,5 Tage pro Woche im Homeoffice arbeiteten. In Deutschland hat sich die Nutzung der Heimarbeit nach der Pandemie auf durchschnittlich 1,4 Tage pro Woche eingependelt.
Südkorea, Ägypten, Serbien und Taiwan bewegten sich am unteren Ende mit weniger als einem Tag in der Woche. Singapur oder Indien lagen mit jeweils 2,4 und 2,6 Tagen in der Woche am oberen Ende. In den USA werden im Schnitt 1,6 Tage zu Hause gearbeitet. Im Nachbarland Frankreich sind es 1,3 und in Japan 1,1 Tage.
Skepsis gegenüber Homeoffice hat abgenommen
Damit hat Corona die Arbeitsbedingungen dauerhaft stark verändert. "Nie zuvor hat irgendein Ereignis in so kurzer Zeit derart umfassend das Arbeitsleben umgekrempelt", sagt Mathias Dolls, einer der Autoren der Studie.
Die traditionelle Skepsis gegenüber Homeoffice hat danach abgenommen. So sagen über die Hälfte der befragten Beschäftigten, sie seien zu Hause produktiver als sie es erwartet hätten. Je positiver die Beschäftigten ihre Produktivität im Verhältnis zu ihren vorherigen Erwartungen einschätzten, desto mehr Homeoffice-Tage bieten danach die Arbeitgeber an. Dieser Zusammenhang gelte in allen 27 untersuchten Ländern. In Ländern, in denen während der Pandemie strengere Lockdown-Regeln galten, wurden mehr Homeoffice-Tage angeboten.
Jobwechsel oder Kündigung
Wie wichtig den Arbeitnehmern mittlerweile die Arbeit im Homeoffice ist, zeigt sich an einer anderen Zahl der Untersuchung: 26 Prozent wären bereit zu kündigen oder sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen, sollte ihr Arbeitgeber nur noch Präsenzarbeit anbieten. Studien in den USA hätten sogar ergeben, dass sich dort mehr als 40 Prozent der derzeitigen Heimarbeiter einen neuen Job suchen würden, wenn ihr Arbeitgeber eine vollständige Rückkehr ins Büro verlange.
In Kanada, Australien oder den Niederlanden war die Bereitschaft zu solch einem Schritt mit mehr als einem Drittel ebenfalls sehr hoch. In Großbritannien würden sogar 42 Prozent der Beschäftigten kündigen oder sich nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen, müssten sie wieder fünf Tage die Woche ins Büro.
Verzicht auf Gehaltserhöhung
Für die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, würden Beschäftigte aber auch auf eine Gehaltserhöhung verzichten. Zwei bis drei Tage im Homeoffice sind ihnen im Schnitt knapp fünf Prozent ihres Einkommens wert. In Ägypten, der Ukraine, Brasilien oder Serbien waren die Befragten bereit, auf eine Gehaltserhöhung von mehr als sieben Prozent zu verzichten. In Deutschland lag die Zahl mit 3,7 Prozent unter dem Länderschnitt.
Grund dafür sind auch die teilweise langen Fahrtzeiten zur Arbeit und die dadurch entstehenden Kosten. Im Durchschnitt brauchen die Beschäftigten mehr als eine Stunde am Tag, um zur Arbeit und wieder zurück zu gelangen. In China und in Indien waren es mehr als eineinhalb Stunden am Tag.
Dieser Trend könne weitreichende Folgen haben, sagt Dolls - etwa für die Arbeitsorganisation in Firmen und deren Innovationsfähigkeit oder auch für die Städte. "Wenn ältere und wohlhabendere Beschäftigte in die Vorstädte abwandern, könnten die Mieten in manchen Städten sinken", sagte der Experte. Das wiederum erleichtere jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, dort zu leben und von den Vernetzungsmöglichkeiten zu profitieren.