Herbstprognose zur Konjunkturentwicklung Regierung glaubt an Rekordwachstum
Die deutsche Wirtschaft wird laut Bundesregierung in diesem Jahr um 3,4 Prozent wachsen. Erst einmal seit der Wiedervereinigung wurde diese Rekordmarke erreicht. Dank des Aufschwungs werde die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr auf 2,9 Millionen sinken, prognostizierte die Regierung.
Die deutsche Wirtschaft wird laut Schätzungen der Bundesregierung in diesem Jahr um 3,4 Prozent wachsen. Damit wäre die Rekordmarke aus dem Jahr 2006 eingestellt, als das bislang stärkste Wachstum seit der Wiedervereinigung verzeichnet wurde. "Deutschland ist ein Aufschwungland", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. "Ein Wachstum wie dieses Jahr hat es seit dem Wiedervereinigungsboom bisher nur einmal gegeben", erklärte er bei der Vorstellung der neuen Schätzung in Berlin.
2011 schwächt sich der Aufschwung ab
Mit ihrer neuen Konjunkturprognose bleibt die Bundesregierung knapp hinter dem Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute zurück. Diese hatte für das laufenden Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 Prozent vorausgesagt. Für das kommende Jahr rechnet die Bundesregierung damit, dass sich der Aufschwung deutlich abschwächt. Die Wirtschaftsleistung werde voraussichtlich um 1,8 Prozent zulegen. Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen für 2011 von einem Wachstum um 2,0 Prozent aus.
Als Folge des anhaltenden Aufschwungs wird laut der Regierungsprognose die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr um 190.000 auf 3,2 Millionen sinken. Im Jahresdurchschnitt sei mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahl um 290.000 Personen auf 2,9 Millionen zu rechnen. "Es sind derzeit deutlich mehr Menschen beschäftigt als während oder sogar vor der Krise", sagte Brüderle.
Binnennachfrage wird Stütze des Wachstums
Auch dank der sinkenden Arbeitslosenzahlen wird der private Verbrauch laut Bundesregierung in den kommenden Monaten den Aufschwung stützen. Bis zum Jahresende sei "tendenziell mit einer schwächeren Entwicklung der Exporttätigkeit zu rechnen als noch im ersten Halbjahr", schrieb das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht. Die Binnennachfrage werde zunehmend an Bedeutung gewinnen.
In der neuen Prognose korrigierte die Bundesregierung ihre Wachstumserwartungen vom Frühjahr deutlich nach oben. Damals hatte sie noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,4 Prozent in diesem und 1,6 Prozent im kommenden Jahr gerechnet.
Mehr Steuereinnahmen als erwartet
Weil die Konjunkturprognose der Bundesregierung auch die Grundlage für die neue Steuerschätzung im November bildet, ist schon jetzt klar, dass sich die Steuereinnahmen besser entwickeln als im Mai vorhergesagt. Für den Zeitraum Januar bis September ergibt sich laut Bundesfinanzministerium zwar mit Einnahmen von 351,7 Milliarden Euro ein kleines Minus gegenüber dem Vorjahr von 0,3 Prozent. Damit liegen die Einbußen aber deutlich unter den bisherigen Schätzungen, die für das gesamte Jahr 2010 einen Rückgang bei den Steuereinnahmen von 2,6 Prozent vorhergesagt hatten.
Auch in den Kassen der Städte und Gemeinden macht sich der Wirtschaftsaufschwung offenbar bemerkbar. Im dritten Quartal übertrafen die Gewerbesteuer-Einnahmen laut einer Umfrage des Deutschen Städtetages unter 100 größeren Städten das Niveau des Vorjahreszeitraums um rund 34 Prozent.