Sanierung Griechenlands Papademos muss handeln - folgen die Partner?
Es ist wieder ein Tag, an dem Griechenland vor der drohenden Staatspleite gerettet werden muss. Heute berät Regierungschef Papademos mit seinen Koalitionspartnern über die geplanten Kürzungen bei Löhnen und im öffentlichen Dienst - ohne die Kürzungen bekäme das Land kein neues Geld.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Heute nun will die Regierung Papademos das umstrittene neue Sparpaket endlich auf den Weg bringen. Die Krisensitzung sollte ursprünglich schon am Sonntag stattfinden und wurde immer wieder verschoben, aber jetzt drängt die Zeit wirklich. Papademos will sich am Vormittag mit den Chefs der drei Parteien seiner Koalitionsregierung treffen; die sollen dann "Ja" sagen zu den Lohnkürzungen in der freien Wirtschaft und "Ja" sagen zu Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst.
Die Kürzungen sind auch innerhalb der drei Regierungsparteien heftig umstritten, aber ohne diese Kürzungen bekommt Griechenland keine neuen Hilfskredite und wäre im März pleite, deshalb soll das neue Sparpaket nun doch umgesetzt werden.
Protest gegen Kürzungen
Gestern protestierten Tausende in Thessaloniki und in Athen gegen das neue Sparpaket. Der Zorn bei den Bürgern ist groß. Bei vielen wurde der Lohn schon um ein Viertel gekürzt oder sie haben ihre Arbeit ganz verloren. Ein Demonstrant ballte gestern die Faust vorm Parlament in Athen: "Die haben uns arm gemacht, die haben uns total arm gemacht. Wir sind wie ein kochender Kessel kurz vor der Explosion."
Einige Demonstranten beließen es tatsächlich nicht bei friedlichem Protest, sondern versuchten, in das Parlament einzudringen. Die Polizei setzte gegen sie Tränengas ein. Es gab aber keine Verletzten.
Viele Griechen haben das Vertrauen in die eigene Regierung und in die Hilfsmaßnahmen der EU verloren, weil es nun schon seit fünf Jahren mit der griechischen Wirtschaft immer nur bergab geht. "Die haben Griechenland auf den Kopf gestellt in den letzten zwei Jahren. Die machen uns verrückt. Am Ende werden wir nicht einmal mehr Geld für einen Kaffee haben. Was soll ich sagen über die Leute in der Regierung sagen? Das sind Barbaren!", schimpft ein 57-jähriger Mann aus Athen.
Verhandlungen mit Gläubigern und Troika
Während Tausende auf den Straßen demonstrierten, jagte Ministerpräsident Lukas Papademos von einer Krisensitzung zur nächsten. Zuerst traf er mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zusammen, um endlich letzte Fragen zum Schuldenschnitt mit den Banken und den privaten Gläubigern zu klären.
Am Abend verhandelte Papademos auch noch mit der Troika, also mit Vertretern von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, um Einzelheiten des neuen Sparpakets festzuzurren.
Auch heute wieder werden einige Krisensitzungen nötig sein, um Griechenland vor der drohenden Pleite zu retten.