Griechenland in der Krise Kein Schuldenschnitt, aber Erleichterungen?
Einen Schuldenschnitt wird es wohl nicht geben - aber nach dem Referendum sind die Gläubiger offenbar bereit, den Griechen auf andere Art entgegenzukommen. Die Stimmen mehren sich, die den Griechen Erleichterungen bei der Schuldenlast einräumen wollen - wenn die Reformliste aus Athen nicht enttäuscht.
Der Umgang mit den griechischen Staatsschulden ist noch immer der Kern des Streits um den Verbleib des Landes in der Eurozone - und die Positionen liegen offenbar weit auseinander: Die erste Variante ist ein Schuldenschnitt, den die griechische Regierung fordert. Ministerpräsident Alexis Tsipras drängt weiterhin darauf, dass bei dem bevorstehenden Gipfel ein Schuldenerlass Teil einer Lösung der Krise seines Landes sein sollte. Damit hätte Griechenland schlicht weniger Schulden zurückzuzahlen.
Die Bundesregierung widersetzt sich einem solchen Schuldenschnitt für Griechenland allerdings vehement. "Ein klassischer Haircut kommt nicht infrage", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer Balkanreise in Sarajevo.
Erleichterung durch Restrukturierung
Besser sieht es für den Vorschlag aus, die griechischen Schulden zu restrukturieren. Durch längere Kreditlaufzeiten und niedrigere Zinsen würde sich die aktuelle Situation für Griechenland bessern - ohne dass die Schulden oder ein Teil davon erlassen werden müssten. Auf lange Sicht gesehen könnten die Gläubiger so ihr Geld zurückbekommen.
Diese Erleichterung hatte bereits IWF-Direktorin Christine Lagarde gefordert. Nur so könnten Rettungsmaßnahmen funktionieren: "Wir nehmen an, dass eine Restrukturierung der Schulden im speziellen Fall Griechenlands gebraucht wird, um eine Tragfähigkeit der Schulden zu erreichen", sagte sie. Diese Analyse habe sich nicht verändert.
In seinem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick stellte der IWF eine wirtschaftliche Erholung in der Euro-Zone fest - trotz der Griechenland-Krise. 2015 betrage das Wachstum in den Ländern mit der Gemeinschaftswährung 1,5 Prozent, im kommenden Jahr 1,7 Prozent. Der IWF betonte aber, die Krise in Griechenland könnte "viel schlimmere Auswirkungen" haben als bisher angenommen und mahnte "rechtzeitiges politisches Handeln" an, um dies zu verhindern.
Unterstützung für Erleichterung bei Schuldenlast
Neben der Restrukturierung der Schulden ist auch immer wieder eine Umschuldung im Gespräch. Dieser Begriff wird zum Teil ähnlich verwendet wie die Umstrukturierung. Der luxemburgische Finanzminister Pierre Gramegna machte dem Land damit neue Hoffnung: "Umschuldung ist ein Thema, das man vielleicht, vielleicht im Rahmen eines Gesamtpakets diskutieren kann", sagte er im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Er meine jedoch keinen Schuldenschnitt, verdeutlichte er auf Nachfrage.
EU-Ratspräsident Donald Tusk mahnte über Twitter die Regierung in Athen zu konkreten Vorschlägen. Im Gegenzug müsse es aber auch einen "realistischen Vorschlag von Gläubigern zur Schuldentragfähigkeit" geben, schrieb Tusk. Er betonte, dass es ohne Erleichterungen bei den bereits aufgelaufenen Krediten wohl nicht gehe.