Eurogruppen-Sondersitzung Griechenlands Stunde der Wahrheit
Im EU-Schuldenstreit haben die Hauptgegner Griechenland und Deutschland keine Chance ausgelassen, ihre Kompromisslosigkeit zu zeigen. Nun will die Regierung in Athen bei der Eurogruppe für ihre Pläne werben. Ob sich die Haltung in Brüssel dadurch ändert, ist fraglich.
In der rechten Ecke des Ringes: die Bundesregierung. Und in der linken: die griechische Regierung. Das scheint die Ausgangslage zu sein: Denn die beiden Hauptrivalen im Schuldenstreit hatten zuletzt wirklich fast alles getan, um ihre Kompromisslosigkeit zu unterstreichen: "Ich bin ja zu jeder Hilfe bereit. Aber wenn von mir gar keine Hilfe gewünscht wird, ist das auch gut", so der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble trotzig.
Zuvor hatte Regierungschef Alexis Tsipras vollmundig verkündet: Er werde die "katastrophale Sparpolitik" beenden und aus dem wegen der harten Auflagen so ungeliebten Hilfsprogramm Ende Februar auf jeden Fall aussteigen.
Der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker dämpfte vorsichtshalber die Erwartungen an das so wichtige Treffen der Eurofinanzminister, bei dem die bislang so widerborstig auftretenden Rivalen aus Berlin und Athen sich direkt in die Augen schauen - vielleicht auch aneinander geraten werden: "Griechenland darf nicht davon ausgehen, dass sich die Gesamtstimmung in Europa so verändert hätte, dass die Eurozone ohne Abstriche das Regierungsprogramm von Tsipras übernehmen würde oder könnte", so Juncker warnend an die Adresse Athens. Fest steht jedoch: der EU-Kommissionschef versucht längst, als Mittler zu wirken und den "Grexit", den griechischen Euro-Austritt, abzuwenden.
Noch kein Juncker-Plan
"Es gibt zu diesem Zeitpunkt keinen Juncker-Plan", sagt Kommissionssprecherin Mina Andreeva aber und reagiert so auf Meldungen, Juncker bastle seit Tagen an einem Zehn-Punkte-Kompromiss. Dem zufolge sich - vereinfacht dargestellt - Athen zu weiteren Reformen verpflichtet, und im Gegenzug Übergangsgelder erhält, die eine Pleite erstmal abwenden.
"Die griechischen Wähler können sich nicht per Wahlentscheid höhere Renten erwählen. Das kann nicht funktionieren in Europa. Und das wird Tsipras lernen müssen", sagt der CSU-Politiker und Chef der größten Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber.
Dessen Worte vermitteln einen Eindruck davon, auf welche Widerstände die Griechen stoßen, die am Ende ja alle Euro-Länder überzeugen müssen. Das wird hart. Auch wenn die Grünen im EU-Parlament die Bundesregierung nochmals auffordern, ihre - wie sie es nennen - "Kaputt-Spar-Politik" endlich aufzugeben. Und selbst US-Präsident Barack Obama das eigentlich ähnlich sieht.
Um einen Kompromiss hinzubekommen, werden sich die Kontrahenten in ihren Ringecken bewegen müssen. Und zwar aufeinander zu, ohne übereinander herzufallen. Zuletzt hagelte es eher Drohungen und verbale Tiefschläge. Dazu zählt auch die Aussage des rechten griechischen Verteidigungsministers, notfalls müsse man sich Geldquellen woanders erschließen: in den USA, China oder auch Russland.