Ein Jahr nach der Insolvenz GM rollt auf Rekord-Börsengang zu
Rund ein Jahr nach der Insolvenz will die Opel-Mutter General Motors wieder an die Börse. Auch, um den Staat als Eigentümer wieder loszuwerden. Mit Einnahmen von bis zu 20 Milliarden Dollar könnte die Emission zu einer der größten aller Zeiten werden.
Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington
Langsam, aber stetig geht es seit Monaten wieder aufwärts mit General Motors. Im zweiten Quartal machte das Unternehmen einen Nettogewinn von 1,3 Milliarden Dollar. Auch für das Gesamtjahr erhoffen sich die Autobauer in Detroit schwarze Zahlen. Das Management der Opel-Mutter, die nach der Pleite im vergangenen Jahr inzwischen zu über 60 Prozent den amerikanischen Steuerzahlern gehört, hat schmerzhafte Umstrukturierungen hinter sich. Vor allem durch einen radikalen Personalabbau und durch Kürzungen bei der sozialen Absicherung der Mitarbeiter wurden die Kosten gesenkt.
Ein weiterer Grund für die positive Entwicklung: Der Konzern baue inzwischen bessere Autos, loben viele Experten. Die US-Verkehrsanalystin Rebecca Lindlant etwa spricht von "wirklich ausgesprochen soliden Autos". Sie sei sehr beeindruckt.
Einer der weltweit größten Börsengänge
Durch den Börsengang will GM im ersten Schritt Aktien im geschätzten Wert von 16 Milliarden Dollar unters Volk bringen. Das wäre weltweit einer der größten Börsengänge überhaupt. "Dieser Börsengang ist für das Unternehmen so wichtig", sagt Auto-Expertin Lindlant. Denn für GM sei dies der einzige Weg, den Staat als Eigentümer wieder loszuwerden. "Jeder wünscht sich diesen Erfolg."
Der Job der Automanager
Allen voran die US-Regierung, die lieber heute als morgen die Verantwortung für den Konzern wieder in private Hände legen würde. Präsident Barack Obama hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass er und sein Finanzminister nicht als Automanager in die Geschichte eingehen wollen.
Rettung mit Staatsgeldern
Die positive Entwicklung bei General Motors zeigt andererseits auch, wie richtig die Entscheidung im vergangenen Jahr war, den bankrotten Autokonzern mit Staatsgeldern zu retten. Und so wird der Hauptteil des jetzigen Aktienverkaufs vor allem an die amerikanischen Steuerzahler zurückfließen.
Neben der US-Regierung als Mehrheitsaktionär von GM sind andere Anteilseigner noch mit fast 18 Prozent die amerikanische Autoarbeiter-Gewerkschaft, kanadische Unternehmen und mit zehn Prozent Privatpersonen.
Risiken in Sicht
Doch Kritiker warnen bereits vor zu viel Optimismus. Der Börsengang berge auch Risiken. Die Lage bei GM müsse sich weiter stabilisieren. Der letzte Woche bekannt gewordene Rückzug des mächtigen Unternehmens-Chefs Ed Whitacre habe die Märkte eher verunsichert, meint die Auto-Expertin Michelle Krebs. Und auch die wirtschaftliche Entwicklung müsse nicht zwangsläufig so positiv bleiben. "Was GM jetzt braucht, ist Stabilität und Konsistenz", sagt Krebs. Sie verweist darauf, dass die zwei besten Vierteljahre hinter GM lägen. Die nächsten beiden Quartale würden aller Voraussicht nicht ganz so gut aussehen.
Versprechen an die Mitarbeiter
Trotzdem setzt das Management des Autokonzerns auf eine weiterhin gewinnbringende Zukunft: In einem Papier für die amerikanische Börsenaufsicht heißt es laut Medienberichten, dass die Mitarbeiter der deutschen Tochter Opel von der US-Konzernmutter bis zu einer Milliarde Euro erhalten, falls das Detroiter Unternehmen seine Zusagen für Investitionen in neue Modelle und Arbeitsplätze nicht einhalten sollte.