Obama verkündet Erfolg in Detroit GM und Chrysler erstmals seit Jahren profitabel
Die amerikanische Autoindustrie scheint aus dem Gröbsten heraus zu sein: Zum ersten Mal seit sechs Jahren machen die mit Staatshilfen sanierten und runderneuerten Autoriesen GM und Chrysler zumindest operativ wieder Gewinne. Für Präsident Obama ist sein Besuch in Detroit geradezu ein Heimspiel.
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
Nichts tut US-Präsident Barack Obama vor großem Publikum lieber, als eine Anekdote aus seiner bewegten Biographie preiszugeben. Vor den gespannten Chrysler-Arbeitern in Michigan war es natürlich eine Auto-Anekdote.
Unter dem Jubel der Chrysler-Belegschaft verriet Obama, sein erstes Auto sei ein Chrysler-Produkt gewesen. Ein Grand Cherokee. Und an dem Wagen habe alles funktioniert.
Da lachten die Chrysler-Arbeiter, wissend um manche Qualitätsprobleme der Vergangenheit. Chrysler gäbe es nicht mehr und General Motors auch nicht, wenn nicht Obama und sein Auto-Team vor über einem Jahr gegen massiven Widerstand vieler Politiker die Entscheidung getroffen hätten, den drohenden Bankrott abzuwenden.
Rezession kostete acht Millionen Menschen den Job
Mitten in der Rezession wäre es unverantwortlich und brutal gewesen, Chrysler und GM gegen die Wand fahren zu lassen, so Obama. Denn diese Rezession habe Amerika acht Millionen Jobs gekostet und Städten wie Detroit eine hohes Opfer abverlangt. Deshalb habe er dafür gekämpft, mit 60 Milliarden Dollar Steuergeld Amerikas Autoindustrie - und damit zugleich ein Stück amerikanischer Identität - vor der Vernichtung zu retten. Leicht sei ihm diese staatliche Intervention nicht gefallen.
Er sei eigentlich kein Freund davon, dass die Regierung ins Autogeschäft eingreife und er habe als Präsident genug andere Dinge zu tun. Trotzdem habe er für die Teilverstaatlichung plädiert, sagte Obama. Denn über eine Millionen Jobs wären laut unabhängigen Gutachten in den USA verloren gegangen, hätte man GM und Chrysler in der Versenkung verschwinden lassen. Zumal eine solche Liquidierung auch den Konkurrenten Ford in extreme Produktionsschwierigkeiten gebracht hätte, weil mit GM und Chrysler auch Amerikas Zulieferindustrie zusammengebrochen wäre.
55.000 neue Arbeitsplätze seit Juni 2009
Dank der Staatsintervention gebe es jetzt gute Neuigkeiten, sagte stolz der Präsident: Zum ersten Mal seit sechs Jahren machten die sanierten und runderneuerten Detroiter Autoriesen wieder Gewinne, zum ersten Mal seit sechs Jahren, wiederholte Obama voller Freude. Und endlich würden Arbeitsplätze zurückgewonnen: 55.000 neue Arbeitsplätze seit Juni 2009, der stärkste Zuwachs in der Autoindustrie in den vergangenen zehn Jahren - für Autoretter Obama war der Auftritt in Detroit geradezu ein politisches Heimspiel.
Allein diese Chrysler-Fabrik habe vergangene Woche 1100 Arbeiter neu eingestellt, so der US-Präsident. Dass die neuen Arbeiter mit 14 Dollar Stundenlohn gerade mal die Hälfte ihrer Kollegen verdienen, darüber schwieg Obama. Und seine Forderung, die Autoindustrie müsse die 60 Milliarden Dollar Steuerhilfe bis auf den letzten Cent zurückzahlen, mochte er bei seinem Chrysler-Auftritt auch lieber nicht laut erheben.