Abstimmung über Glyphosat-Zulassung Die EU und das Gift
Unter Protest haben in Brüssel die Verhandlungen über die Zukunft des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat begonnen. Die Uneinigkeit der Bundesregierung belastet auch die EU-Entscheidung. Am Ende droht ein Alleingang der Kommission.
Darf Glyphosat auf europäischen Feldern weiter Unkraut vernichten? Das ist die entscheidende Frage, mit der sich die aus allen 28 EU-Staaten entsandten Experten nun befassen: "Ständiger Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel", so nennt sich das in Brüssel tagende Gremium im Fachjargon. Die Ausgangslage ist kompliziert. Als höchst unwahrscheinlich gilt nur eines: Dass sich unter den EU-Staaten eine Mehrheit für ein Glyphosat-Verbot findet.
Jenseits dessen ist vieles denkbar. Ursprünglich wollte die Bundesregierung für die weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters stimmen. Doch weil die Koalition nun gespalten ist, dürfte es auf eine Enthaltung hinauslaufen. Was es auch für die EU-Staaten schwieriger macht, die erforderliche Mehrheit für eine Verlängerung der Zulassung zusammenzubekommen. Bei einer Patt-Situation würde die Entscheidung wohl abermals vertagt.
Droht der EU-Alleingang?
Werden sich die Mitgliedsstaaten auch weiterhin nicht einig, könnte theoretisch die EU-Kommission am Ende selbst entscheiden. Sie müsste dann aber auch mit der vorhersehbaren Kritik leben, quasi im Alleingang einen möglicherweise gefährlichen Stoff erlaubt zu haben. Denn die Wissenschaft ist gespalten über die Frage, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht.
Der Widerstand von Umweltschützern gegen das Unkrautgift ist heftig: Vor dem Gebäude, in dem die Experten zusammensitzen, kam es am Vormittag bereits zu ersten Protesten.