Militärische Staatsanleihen Ukraine leiht sich Geld von Investoren
Um Geld für die Streitkräfte und die Bevölkerung zu beschaffen, hat die Ukraine im Krieg gegen Russland am Kapitalmarkt eine militärische Anleihe herausgegeben. Schon bald soll die nächste folgen.
Zur Finanzierung des Krieges gegen Russland hat die Ukraine eine erste Serie militärischer Staatsanleihen in Landeswährung verkauft und sich so teures Geld am Kapitalmarkt geborgt. 8,1 Milliarden Hrywnja (277 Millionen Dollar) habe das Land einsammeln können, teilte das Finanzministerium auf Twitter mit. Zugleich bedankte sich die Behörde bei allen institutionellen und privaten Investoren: "Thank you for participation!"
Militärische Anleihen sind Schuldtitel, die zur Finanzierung von Militäroperationen in Kriegszeiten herausgegeben werden. Ihre Kurse gelten als besonders schwankungsanfällig, da sie oft dann verkauft werden, wenn die wirtschaftliche und politische Situation eines Landes - oder sogar seine Existenz - unvorhersehbar ist. Die ukrainischen Kriegsanleihen bieten Anlegern die Möglichkeit, der Regierung des Landes auf direktem Wege Geld zu leihen und dabei eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.
Elf Prozent Rendite
Denn die Papiere, die am 1. März verkauft wurden, bringen bei einer Laufzeit von zwei Monaten eine satte Rendite von zehn Prozent. Bei einjährigen Anleihen sind es gar elf Prozent - und das in Zeiten von Nullzinsen. Der Nennwert betrug 1000 Hrywnja, umgerechnet etwa 33 Dollar. Die Transaktionen wurden über Händler wie die Citigroup, die österreichische Raiffeisen Bank und die in Budapest ansässige OTP Bank Nyrt abgewickelt, wie das "Wall Street Journal" berichtete.
Die Erlöse verwendet die Ukraine, "um den Bedarf der Streitkräfte der Ukraine zu decken und die ununterbrochene Deckung des Finanzbedarfs des Staates während des Krieges sicherzustellen", hieß es vom Finanzministerium. Dabei ginge es nicht nur um militärische Ausrüstung, sondern auch um humanitäre Hilfe wie Kleidung und Decken. Zuletzt hatte die Regierung den Sold für die Soldaten auf 100 000 Hrywnja (3000 Euro) im Monat erhöht.
Für den 8. März plant die Regierung, weitere militärische Anleihen zu versteigern. Auch die Ausgabe in Fremdwährungen sei möglich, sagte der ukrainische Regierungskommissar für öffentliches Schuldenmanagement, Yuri Butsa, gegenüber "Bloomberg".
Kreditwürdigkeit herabgestuft
Die Ukraine ist hoch verschuldet und seit längerem von der Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) abhängig. Durch die Corona-Pandemie hat das Land finanziell weiter gelitten. Allein dieses Jahr muss es noch Schulden in Höhe von 4,3 Milliarden Dollar zurückzahlen.
Nach dem Angriff Russlands hatten zudem Ratingagenturen wie Fitch die Kreditwürdigkeit der Ukraine von "B" auf "CCC" und damit auf Ramschniveau herabgestuft. Der Einmarsch hat danach für ein erhöhtes Risiko für die Außen- und Staatsfinanzen, die makrofinanzielle Stabilität und die politische Stabilität gesorgt. Reguläre Staatsanleihen können einige institutionelle Anleger deshalb schon gar nicht mehr erwerben.
Um dennoch Investoren für sich zu gewinnen, soll Butsa Anfang der Woche geworben haben, dass der Staat zahlungsfähig und gut kapitalisiert sei. Zudem überwies die ukrainische Zentralbank rund 630 Millionen Dollar an ihren Staatshaushalt und die Regierung leistete kurz vor der Auktion eine Zinszahlung von 290 Millionen US-Dollar. Dass die Investoren trotz des hohen Risikos bei den Kriegsanleihen zugriffen, hängt aber wohl auch mit den Geldspitzen anderer Länder und Behörden zusammen, die die Ukraine vorerst weiter liquide machen.
Geldspritzen aus dem Ausland
So erhält die Ukraine neben Spenden auch finanzielle Staatshilfen in Milliardenhöhe - etwa von der Europäischen Union (EU), der USA und auch Deutschland. Außerdem will die Weltbank in den kommenden Tagen eine kurzfristige Kreditzahlung in Höhe von 350 Millionen Dollar auf den Weg bringen, Haushalt zu stabilisieren. In Kürze soll darüber hinaus ein Paket von 200 Millionen Dollar für Gesundheits- und Bildungsprojekte folgen.
In den kommenden Monaten will die Weltbank das Hilfspaket auf ein Volumen von drei Milliarden US-Dollar ausweiten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich ebenfalls an einer umfangreichen Hilfe für die Ukraine beteiligen und in der kommenden Woche über eine Notfinanzierung entscheiden.