Bullenskulptur an der Wall Street in New York City
marktbericht

Berichtssaison naht Neue Rekorde in New York

Stand: 10.07.2024 22:15 Uhr

Vor neuen Inflationsdaten und einer spannenden Berichtssaison gab es neue Rekorde an den New Yorker Börsen. Der DAX konnte sich kräftig erholen.

Allzu tief ließ sich US-Notenbankchef Jerome Powell bei seiner Anhörung im US-Repräsentantenhaus nicht in die Karten schauen. Seine Äußerungen stärkten dann aber doch die Zinshoffnungen an der Wall Street. Nach verhaltenem Start weitete der Dow Jones seine Gewinne deutlich aus und legte bis zum Handelsschluss um 1,1 Prozent auf 39.721 Punkte zu.

Während der US-Leitindex noch nicht wieder an seine Höchststände aus dem Mai anschließen konnte, erreichten sowohl der marktbreite S&P 500 Index als auch der Technologieindex Nasdaq 100 neue Rekordhöhen. Der Nasdaq 100 ging 1,1 Prozent höher bei 20.675 Punkten aus dem Handel.

Er sei "einigermaßen zuversichtlich", dass das Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent erreicht werde, sagte Powell im Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses. Bei der gestrigen Anhörung im Senat hatte er allerdings präzisiert, dass weitere "gute Daten" nötig seien, um die Zuversicht zu stärken.

"Gestern wurde noch ein wenig gegrübelt, aber einen Tag später will man aus der Rede des Notenbankchefs herausgehört haben, dass die Fed die Inflation nicht als das einzige Risiko ansieht", konstatierte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. "In der Tat ist die Arbeitslosenquote im Juni auf 4,1 Prozent gestiegen und liegt damit über der mittleren Prognose der Notenbank von vier Prozent bis zum Jahresende." Die Währungshüter versuchen, mit hohen Zinsen die Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

In diesem Zusammenhang werden die Juni-Inflationsdaten aus den USA am Donnerstag mit Spannung erwartet.

Am deutschen Aktienmarkt konnte der DAX mit einem Plus von 0,94 Prozent auf 18.407 Punkte seinen gestrigen Einbruch zu einem Gutteil wieder wettmachen. Am Dienstag hatte der deutsche Leitindex unter dem Eindruck schwacher französischer Börsen 1,3 Prozent nachgegeben.

"Es herrscht ein klassischer Sommerhandel und die Marktteilnehmer verhalten sich defensiv, wollen jedoch zugleich keine Performance an den Finanzmärkten verpassen", erklärte Marktexperte Andreas Lipkow.

Mehr Orientierung verspricht aber die bald anlaufende Berichtssaison zum zweiten Quartal. Am Freitag leiten die großen US-Banken den Zahlenreigen ein. Das sei der nächste Lackmustest für den Aktienmarkt, betonte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Der Markt habe nämlich im ersten Halbjahr - von ein paar kleinen Rücksetzern einmal abgesehen - eigentlich nur eine Richtung gekannt: "die nach oben".

Im Devisenhandel gewann der Euro 0,1 Prozent auf 1,0826 Dollar. Am Goldmarkt ging es noch deutlicher aufwärts: Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete am späten Abend 2.372 Dollar und damit 0,3 Prozent mehr.

Nach Bekanntwerden eines unerwarteten Rückgangs der US-Ölreserven zogen die Ölpreise an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 85,35 Dollar. Die Bestände an Rohöl sanken im Vergleich zur Vorwoche um 3,4 Millionen auf 445,1 Millionen Barrel. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg gerechnet. Zuvor waren die Ölnotierungen deutlich zurückgefallen. Marktteilnehmer hatten auf schwindende Ängste vor Schäden des Hurrikans "Beryl" vor der US-Südküste verwiesen. Öl- und Gasfirmen nahmen ihre Arbeit bereits teils wieder auf.

An der Spitze der laufenden Technologie-Rally war erneut die Apple-Aktie zu finden. Das Papier des Elektronikkonzerns erreichte mit Kursen über 232 Dollar neuen Höchststände. Der Konzern habe Zulieferern und Partnern mitgeteilt, dass er ein Wachstum von etwa zehn Prozent bei der Auslieferung neuer iPhones im Vergleich zu den Vorgängermodellen anstrebe, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Apple rechne angesichts der neuen Funktionen unter dem Namen Apple Intelligence mit einem Nachfrageschub, wenn das neue iPhone 16 Ende des Jahres in den Verkauf gehe.

Im DAX gehörte die VW-Aktie zu den schwächeren Titeln. Weil die Nachfrage nach dem Oberklasse-Elektroauto Q8 e-tron eingebrochen ist, kündigte die VW-Tochter Audi an, das Werk in Brüssel auf den Prüfstand zu stellen. Der Betrieb könnte eingestellt werden hieß es - es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass der VW-Konzern ein Werk schließt. Volkswagen stellt sich nun auf Zusatzbelastungen von bis zu 2,6 Milliarden Euro ein und kappte seine Prognose für die operative Umsatzrendite.

Beim Absatz verzeichnete VW im vergangenen Quartal ein Minus von 3,8 Prozent. Bei Audi brach der Absatz um 11,3 Prozent ein. Die Kernmarke Volkswagen büßte 5,2 Prozent ein. Skoda und Seat/Cupra legten dagegen zu. Vor allem in China schwächelt das Geschäft. Einen Dämpfer gab es beim Absatz von Elektroautos. Im ersten Halbjahr lieferte der Konzern weltweit 317.200 E-Modelle aus, 4.400 weniger als im selben Zeitraum 2023.

Auch Mercedes-Benz hat das gedämpfte Marktumfeld in Asien zu spüren bekommen und im zweiten Quartal weniger Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum verkauft. Von April bis Juni wurden 600.100 Pkw und Vans abgesetzt - rund sechs Prozent weniger als im zweiten Quartal 2023. Bei den vollelektrischen Autos verzeichnete Mercedes einen Rückgang um ein Viertel.

BMW hat im zweiten Quartal dank eines starken Wachstums bei Elektroautos den Absatz mit seiner Kernmarke leicht gesteigert. Der Münchner Autobauer verkaufte von April bis Juni mit 565.553 BMW-Autos gut zwei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon waren knapp 108.000 batterieelektrische Fahrzeuge, ein Plus von 22,2 Prozent zum Vorjahr.

BASF steigt bis Ende des Jahres aus der Produktion des Unkrautvernichtungsmittels Glufosinat aus. Die betroffenen rund 300 Arbeitsplätze sollen zunächst bis Ende 2025 erhalten bleiben und dann schrittweise abgebaut werden. BASF begründete den Schritt mit der wachsenden Konkurrenz durch Generika-Anbieter und alternative Technologien, zudem belasteten hohe Energie- und Rohstoffkosten das Geschäft. Künftig will der Konzern den Wirkstoff von Drittanbietern beziehen. BASF arbeite zudem an der Entwicklung von Glufosinat-Lösungen der nächsten Generation, die bei deutlich geringerer Menge die gleiche Wirkung erzielen sollen.

Die Finanzaufsicht BaFin hat erneut den zur Deutschen Börse gehörenden Wertpapierverwahrer Clearstream gerügt. Die Clearstream Banking AG müsse sicherstellen, dass sie die Anforderungen der Vorschriften für Wertpapierlieferungen und Abrechnungen in der EU und Zentralverwahrer einhalte, teilten die Aufseher mit. Eine Sonderprüfung habe ergeben, dass das Unternehmen nicht alle Vorgaben in den untersuchten Bereichen erfülle. Es ist nicht das erste Mal, dass die BaFin Mängel bei Töchtern der Deutschen Börse aufzeigt. Zentralverwahrer hätten die Pflicht, klare Regelungen und Kontrollen im Auslagerungs- und Risikomanagement zu besitzen, erklärte die Behörde.

Die Reederei Hapag-Lloyd hat angesichts der starken Nachfrage und der gestiegenen kurzfristigen Frachtraten ihre Ergebnisprognose für 2024 angehoben. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde nun in der Bandbreite von 3,2 bis 4,2 Milliarden Euro statt 2,0 bis 3,0 Milliarden Euro erwartet, das operative Ergebnis (Ebit) in einer Bandbreite von 1,2 bis 2,2 (vorher: null bis 1,0) Milliarden Euro.

Der Anlagenbauer GEA hat seine Jahresprognose für die Ertragskraft angehoben. Im Geschäftsjahr dürfte vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie vor Kosten für den Konzernumbau eine Marge von 14,9 bis 15,2 Prozent des Umsatzes erreicht werden, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Bisher hatte die Prognosespanne bei 14,5 bis 14,8 Prozent gelegen. "Wir freuen uns über die positive Entwicklung im ersten Halbjahr", sagte Vorstandschef Stefan Klebert. Auf Basis vorläufiger Zahlen zog die um Umbaukosten bereinigte Ebitda-Marge im zweiten Quartal um 0,9 Prozentpunkte auf 15,2 Prozent an. Detaillierte Zahlen will GEA am 7. August vorlegen.

Alstom hat einen milliardenschweren Auftrag zur Lieferung von U-Bahnen und Signaltechnik an Hamburg erhalten. Der Rahmenvertrag mit der Hamburger Hochbahn hat ein Volumen von bis zu 2,8 Milliarden Euro. Die Produktion der geplanten 374 U-Bahnen soll 2026 im Werk Salzgitter beginnen. Die Auslieferung der ersten Züge sei für Anfang 2028 geplant.

Ein am Montag gestarteter dreitägiger Streik beim südkoreanischen Technologieriesen Samsung Electronics wird nach Gewerkschaftsangaben auf unbestimmte Zeit verlängert. Die Gewerkschaft National Samsung Electronics Union begründete den Schritt in einer Erklärung damit, dass das Management nicht zu Gesprächen bereit sei.

Ein geplanter Milliarden-Deal zwischen Oracle und dem KI-Startup xAI von Elon Musk ist geplatzt. Der xAI- und Tesla-Chef Musk erklärte auf seinem Kurznachrichtendienst X, man werde nun selbst ein Datenzentrum mit 100.000 Prozessoren des Typs H100 von Nvidia bauen. Zuvor hatte das Medium "The Information" berichtet, dass Oracle die von Musk verlangte Bauzeit als unrealistisch betrachtet habe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. Juli 2024 um 09:00 Uhr.