Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX und Dow verlieren US-Wahlkampf wirft Schatten auf die Wall Street

Stand: 19.07.2024 22:10 Uhr

An der Wall Street sorgten die globalen IT-Probleme für einen schwachen Wochenschluss. Auch die Unklarheiten über die Zukunft Joe Bidens als US-Präsidentschaftskandidat machten den Anlegern zu schaffen.

An den US-Börsen hielt der Abwärtsdruck zum Wochenschluss an. Der Dow Jones sank um 0,9 Prozent auf 40.287 Punkte. Der marktbreite S&P 500 schloss 0,7 Prozent leichter auf 5.505 Zählern. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,9 Prozent auf 19.522 Punkte nach.

Thema an der Wall Street waren die globalen IT-Probleme, die auch bei vielen Unternehmen teilweise massive Störungen des operativen Geschäfts verursacht haben. Das globale Microsoft-Problem verunsichere und setze kurzfristig neue Verkaufsakzente, erklärt IG-Marktanalyst Salah-Eddine Bouhmidi.

Für Ungewissheit sorgte auch die Unklarheit über den Fortgang des US-Wahlkampfs. Zwar mehren sich die Anzeichen, dass der demokratische US-Präsident Joe Biden womöglich aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit aussteigen könnte, denn der Druck aus den eigenen Reihen nimmt zu. Bislang hält Biden aber an seinen Plänen für eine Wiederwahl fest. Er werde in der kommenden Woche wieder auf Wahlkampf-Tour gehen und er werde die Wahl im November gewinnen, teilte der 81-Jährige heute mit.

Zuvor hatte der DAX die Verlustserie der vergangenen Tage fortgesetzt. Der deutsche Leitindex schloss mit einem Minus von einem Prozent bei 18.171 Punkten. Der Wochenverlust summierte sich damit auf insgesamt rund drei Prozent

Aus charttechnischer Sicht könnte das deutliche Unterschreiten der Marke von 18.250 Punkten ein negatives Signal für die nächste Woche sein: "Sollte es im DAX hier zu einem Durchbruch nach unten kommen, wäre die runde Marke von 18.000 Punkten der nächste Anlaufbereich", kommentiert ING-Experte Christian Zoller. "Darunter wäre dann mit einem Kursrückgang bis in den Raum von 17.500 Punkten zu rechnen", so der Marktbeobachter.

Auch wenn die charttechnischen Marken den Investoren wichtige Orientierung bieten, bestimmten weitere Faktoren die Kursbewegungen. Neben den genannten globalen IT-Problemen machten den Investoren die anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten zu schaffen. Auch die Sorgen vor einem sich verschärfenden Handelskrieg zwischen China und den USA blieben ein Belastungsfaktor.

In den nächsten Tagen wird die Bilanzsaison in den USA den Handel in den USA und Europa mitbestimmen. Anlegerinnen und Anleger fürchten derzeit ein Ende des Tech-Booms. "Allein in der kommenden Woche werden ein paar der gesamtmarkttreibenden US-Tech-Schwergewichte ihre Quartalsergebnisse präsentieren. Hierauf werden Anleger besonderes Augenmerk legen, haben doch gerade die vom KI-Boom geförderten Unternehmen gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für satte Renditen gesorgt", schreibt Sven Streibel, Analyst bei der DZ Bank.

"Insgesamt befinden sich die Anleger gerade in einer Phase, in der die Quartalsergebnisse, geopolitische Risiken und der US-Wahlkampf die Stimmung der Märkte beeinflussen. Diese Gemengelage birgt das Potenzial für Marktvolatilität", ergänzt Streibel. Die US-Wahl bestimmt auch den Aktienmarkt in Deutschland: Ex-Präsident Donald Trump gilt als Verfechter protektionistischer Maßnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft könnte unter Trumps Handelspolitik leiden, sollte er gewählt werden.

Für die weltweiten IT-Probleme soll ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike gewesen sein, der wiederum die Software von Microsoft gestört hat. Sowohl die Microsoft-Aktie als auch Crowdstrike-Papiere verloren, letztere deutlich.

Die zahlreichen Technik-Ausfälle im internationalen Luftverkehr infolge der IT-Probleme belasten auch die Airline-Aktien. Über Probleme berichten unter anderem Lufthansa und ihre Tochter Eurowings sowie Ryanair oder US-Fluggesellschaften wie American Airlines und Delta. Im MDAX verzeichneten Lufthansa und Fraport deutliche Verluste.

Der Stahlkonzern Salzgitter hat im zweiten Quartal einen Verlust hinnehmen müssen. Vor Steuern betrug das Minus 5,7 Millionen Euro, teilte das Unternehmen anhand vorläufiger Zahlen mit. Im Jahr zuvor gab es noch einen Gewinn von 27,3 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank von 139,3 Millionen auf 107,2 Millionen Euro. Der Umsatz fiel von 2,9 Milliarden auf 2,6 Milliarden Euro.

In Belgrad wurden am Vormittag in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic zwei Absichtserklärungen unterzeichnet. Eine betrifft ein Rohstoffabkommen zwischen dem EU-Beitrittskandidaten Serbien und der EU. Zudem will Serbien mit Unternehmen wie Mercedes und Stellantis ein Abkommen zum Aufbau einer Wertschöpfungskette vereinbaren. Das künftig in Serbien geförderte Lithium soll laut Präsident Aleksandar Vucic 17 Prozent des europäischen Bedarfs abdecken.

TUI will mit dem Erlös neuer Wandelschuldverschreibungen alte Papiere zurückkaufen. So platzierte der Reisekonzern Wandelanleihen im Umfang von 487 Millionen Euro und einer Laufzeit von sieben Jahren. Das sei der letzte Schritt zur Refinanzierung der von der staatlichen Förderbank KfW erhaltenen Kreditlinie, hieß es von TUI. Der Konzern will in der ersten Hälfte des Kalenderjahres 2025 die in der Corona-Pandemie erhaltene Staatshilfe komplett zurückzahlen.

Der Chipausrüster Süss Microtec hat seine Jahresziele nach oben geschraubt. Der Vorstand gehe nach einem starken zweiten Quartal von einer anhaltend positiven Entwicklung aus. Beim Umsatz würden nun 380 bis 410 (bisher: 340 bis 370) Millionen Euro erwartet, bei der Bruttomarge 38 bis 40 (bisher: 35 bis 38) Prozent und bei der EBIT-Marge 14 bis 16 (bisher: 10 bis 12) Prozent.

Der Streaming-Marktführer Netflix wächst weiter ungebremst und will klassischem Fernsehen verstärkt Zuschauer abjagen. Im vergangenen Quartal gewann der US-Konzern gut acht Millionen Kundenhaushalte hinzu. Unterm Strich stieg der Gewinn von 1,49 auf knapp 2,15 Milliarden Dollar.

Der Autohersteller Stellantis ruft weltweit rund 24.000 Plug-in-Hybrid-Minivans vom Typ Chrysler Pacifica wegen Brandgefahr zurück. Die Besitzerinnen und Besitzer wurden aufgefordert, bis zur Behebung eines möglichen Defekts nur im Freien und nicht nah an Gebäuden zu parken.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Juli 2024 um 09:00 Uhr.