Banken und Flughäfen betroffen Weltweit Störungen bei Computersystemen
Fluggesellschaften, Banken oder Medienhäuser: Aus mehreren Staaten werden massive Probleme bei Computersystemen gemeldet. Auch Deutschland ist massiv betroffen. Die Störung könnte mit einem fehlerhaften Software-Update zu tun haben.
Eine IT-Panne hat weltweit massive Störungen verursacht. Zahlreiche Branchen, darunter Fluggesellschaften, Banken, Medienorganisationen oder Behörden - unter anderem in Australien, Neuseeland, den USA und Europa - meldeten große Probleme.
Auch Deutschland ist betroffen, bemerkbar macht es sich unter anderem stark im Flugverkehr: Am Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld starteten und landeten über Stunden keine Maschinen. Der Airport sprach in einer Mitteilung von "einer technischen Störung", die zu Verzögerungen in der Abfertigung führe.
Auch am Flughafen Hamburg wurden Probleme gemeldet. Viele Reisende wollten gerade in die Sommerferien starten. Computersysteme von vier Fluggesellschaften seien betroffen, sagte eine Sprecherin des Flughafens. Es handele sich um Eurowings, Ryanair, Vueling und Turkish Airlines. Die Fluggesellschaften stellten die Tickets zwischenzeitlich händisch aus.
Ebenfalls betroffen waren auch die Flughäfen in Düsseldorf, Köln, Memmingen und Nürnberg.
Kliniken in Kiel und Lübeck sagen geplante Operationen ab
Probleme gab es nicht nur im Flugverkehr: Das schleswig-holsteinische Universitätsklinikum sagte für heute alle geplanten nicht lebensnotwendigen Operationen an ihren Standorten in Kiel und Lübeck ab. Auch die Ambulanzen blieben geschlossen, teilte die Klinik auf ihrer Homepage mit. "Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung."
Auch Supermärkte berichteten von Störungen - etwa die Kette Tegut. Hier gebe es Schwierigkeiten mit den Kassensystemen, berichtet der hr. Demnach meldeten auch der Frankfurter Dienstleister Wisag, die Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und das Jobcenter in Bad Homburg Probleme. Auch andere Geschäfte bundesweit waren betroffen und konnten teilweise nicht öffnen.
Keine Softwareprobleme meldete nach ersten Erkenntnissen die Deutsche Bahn. Alle Systeme liefen reibungslos, der Zugverkehr sei in keiner Weise beeinträchtigt, sagte eine Bahnsprecherin auf Anfrage.
Panne bei Cybersicherheitsfirma Crowdstrike als Auslöser?
Die genaue Ursache der IT-Störung ist noch unklar. Der mögliche Ausgangspunkt könnte aber ein Problem bei der US-Cybersicherheitsfirma Crowdstrike sein. Bei der Kundendienst-Hotline des Unternehmens aus dem US-Bundesstaat Texas lief eine Aufnahme, in der das Unternehmen mitteilte, dass es zu Abstürzen des Betriebssystems Microsoft im Zusammenhang mit einem Update des firmeneigenen Antivirenschutzes Falcon komme.
"Das Problem sei "identifiziert, isoliert" und "wird behoben"", teilte das US-Unternehmen inzwischen mit. Crowdstrike arbeite aktuell mit betroffenen Kunden daran, erklärte Unternehmenschef George Kurtz in den Onlinediensten X und Linkedin. Demnach liegt der Fehler in einem Update für Anwendungen des Microsoft-Programms Windows.
Auch der IT-Experte an der Copenhagen Business School, Jan Lemnitzer, ging davon aus, dass es sich nicht um einen Hackerangriff, sondern um ein Softwareproblem einer Cybersicherheitsfirma handelt. Dafür spreche, dass es in Australien begonnen habe, sagte er bei tagesschau24. Denn dort beginne der neue Tag als erstes und wenn es Probleme bei einem Software-Update gebe, dann tauchten sie an diesem Ende der Welt als erstes auf.
"Dann rollen sie mit der aufgehenden Sonne weltweit aus und so führt dann ein fehlprogrammiertes Update dazu, dass in Amerika kein Flugzeug mehr fliegt." Unternehmen könnten sich kaum davor schützen, wenn es Probleme bei einem Softwareanbieter gibt, erklärte der IT-Experte weiter. Es sei aber sinnvoll für solche Fälle, einen "Plan B" in der Schublade zu haben.
Die Behörden in Großbritannien und Frankreich gingen nach bisherigem Stand ebenfalls nicht von einer Cyberattacke aus.
Nachrichtensender, Gesundheits- und Bezahlsysteme weltweit betroffen
Auch international waren die Auswirkungen der Panne nicht nur, aber besonders an Flughäfen zu spüren. Wie in Deutschland kam es in vielen Städten der Welt zu Flugausfällen, Verspätungen und Verzögerungen bei der Abfertigung - so etwa in Sydney, Hongkong, Neu-Delhi, Dubai, Prag, Amsterdam oder Zürich.
Microsoft-Nutzer konnten nicht mehr wie gewohnt auf ihre Programme zugreifen. Nachrichtensender in Australien - darunter ABC und Sky News - konnten ihre Fernseh- und Radiokanäle nicht ausstrahlen und meldeten plötzliche Abschaltungen von Windows-basierten Computern. Ähnliches berichtete auch Sky News auf Großbritannien. Auch an den Börsen etwa in London oder Singapur kam es zu Beeinträchtigungen.
Australien beruft Krisensitzung ein
In Großbritannien gab es zudem Störungen an der IT des Gesundheitssystems, über das Arztpraxen Termine verwalten. Auch im Bahnverkehr kam es dort zu Behinderungen. In Südafrika waren zahlreiche Bankautomaten außer Betrieb. Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in Paris, die in wenigen Tagen beginnen, berichtete, die Technikausfälle erschwerten die Vorbereitungsarbeiten.
Wegen der Probleme berief die australische Regierung eine Krisensitzung ein. "Die australische Regierung arbeitet bei diesen sich entwickelnden Ausfällen eng mit dem National Cyber Security Coordinator zusammen", zitierte die Zeitung Sydney Morning Herald einen Regierungssprecher.