Nvidia und kein Ende Die Tech-Hausse geht weiter
An der Wall Street setzte sich die KI-Hausse fort und bescherte der Nasdaq ein neues Rekordhoch. Tristesse herrschte hingegen bei den Standardwerten, wo robuste Konjunkturdaten die Zinshoffnungen bremsten.
Nach dem feiertagsbedingt langen Wochenende starteten die US-Aktienmärkte uneinheitlich in die neue Börsenwoche. Während die Technologiebörse Nasdaq erstmals die 17.000-Punkte-Marke knackte und damit an die Gewinne vom Freitag anknüpfte, ging es beim Dow Jones, dem Index der Standardwerte, um 0,55 Prozent bergab auf 38.852 Zähler. Der marktbreite S&P, der sowohl Technologie- als auch Standardwerte enthält, ging bei 5.306 Zählern nahezu unverändert aus dem Handel.
Auf die Stimmung drückte mal wieder die mangelnde Klarheit rund um den Zeitpunkt der erwarteten ersten Zinssenkung der US-Notenbank Fed. "In der Anlegergemeinschaft setzt sich zunehmend die Ansicht durch, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Fed die Zinsen im Jahr 2024 senken wird", sagte Peter Andersen, Gründer des Vermögensverwalters Andersen Capital Management. "Bei den nächsten Konjunkturberichten werden die Anleger darauf achten, inwieweit die Zahlen die neue Sichtweise bestätigen."
Abseits der Zinssorgen ging die KI-Rally weiter. Der Nasdaq-Composite-Index legte in der Spitze bis auf 17.032 Zähler zu, überwand damit im Verlauf erstmals die Marke von 17.000 Zählern und markierte ein neues Rekordhoch. Von einem ohnehin hohen Niveau kommend waren die Schwankungen allerdings überschaubar, zumal im Gefolge Gewinne mitgenommen wurden. Am Ende stand ein Zuwachs von von 0,59 Prozent auf 17.019 Zähler. Der Schlusskurs des Auswahlindex Nasdaq 100 lag bei 18.869 Zählern um 0,32 Prozent höher. Bis zum Allzeithoch bei 18.907 Zählern ist es nicht mehr weit.
Hintergrund waren weiterhin starke Kursgewinne bei den Technologiewerten nach dem positiv aufgenommenen Finanzbericht von Nvidia vergangene Woche. Die Aktie des auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Chipkonzerns erreichte im Verlauf bei 1.149 Dollar eine neue Bestmarke und schloss bei 1.031 Punkten um 2,5 Prozent höher.
Angefacht wurde der Hype heute von Elon Musk, dem Chef des E-Autobauers Tesla. Sein KI-Startup xAI hatte bei Investoren sechs Milliarden US-Dollar eingesammelt. Laut der Tech-Publikation "The Information" will Musk Gruppen von Nvidias Tensor-Core-Grafikprozessor H100 verbinden, um einen Supercomputer zu konstruieren. Diese Nachricht untermauere das Vertrauen am Markt in weiter hohe KI-Investitionen, kommentierte ein Analyst des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald in einem Gespräch. Auch die Titel anderer Halbleiterhersteller wie AMD, Micron und Intel legten ebenfalls zu.
Positive Nachrichten kommen heute vom Immobilienmarkt, die allerdings Zinshoffnungen dämpften. Denn in den 20 großen Metropolregionen der Vereinigten Staaten legten die Häuserpreise im März um 7,4 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie aus dem heute in New York veröffentlichten S&P/Case-Shiller-Index hervorgeht. Im Februar wurde bereits ein Plus von 7,3 Prozent verzeichnet.
Auch beim Blick auf die Stimmung der Verbraucher in den USA ist von Krise keine Spur, trotz des hohen Zinsniveaus. Denn das Verbrauchervertrauen hat sich im Mai entgegen den Erwartungen verbessert. Der Indikator sei im Vergleich zum Vormonat um 4,5 Punkte auf 102,0 Punkte gestiegen, wie das Marktforschungsinstitut Conference Board heute in Washington mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang auf 96,0 Punkte gerechnet.
Sowohl die Erwartungen der Verbraucher als auch die Bewertung der aktuellen Lage hellten sich auf. "Mit Blick auf die Zukunft erwarteten weniger Verbraucher eine Verschlechterung der Geschäftslage, der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und des Einkommens, was zu einem Anstieg des Erwartungsindexes führte", kommentierte Dana Peterson, Chefvolkswirtin vom Conference Board. "Nichtsdestotrotz blieb das Gesamtvertrauen innerhalb der relativ engen Spanne, in der es sich seit mehr als zwei Jahren bewegt."
Ein starker Anstieg der iPhone-Verkäufe in China schob zunächst die Apple-Aktie an, die ihre Avancen aber am Ende aber nicht behaupten konnte und am Ende nahezu unverändert bei 189,99 Dollar schloss.
Im weltgrößten Markt für Smartphones ist der Absatz ausländischer Markentelefone im April um über die Hälfte auf 3,49 Millionen Einheiten gestiegen, wie aus Daten der chinesischen Marktforscher CAICT hervorgeht. Zwar wird Apple in dem Bericht nicht explizit genannt, doch der US-Konzern gilt als führender ausländischer Handyhersteller auf dem chinesischen Markt. Die Apple-Aktie stand zuletzt angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs in China unter Druck, hat aber im vergangenen Monat wieder rund zehn Prozent gut gemacht und handelt wieder um die Marke von 190 Dollar.
Bis auf rund 37 Punkte ist der DAX heute im Tageshoch bei 18.855 Punkten an den jüngsten Rekord bei 18.892 Punkten herangerückt, ehe die Anleger der Mut verließ. Für ein neues Rekordniveau fehlte dem Index vor wichtigen Inflationsdaten aus Europa und den USA die Kraft.
Am Ende schloss der DAX um 0,52 Prozent leichter bei 18.677 Punkten und markierte am Nachmittag sein Tagestief bei 18.635 Zählern. Gestern hatte der deutsche Leitindex trotz eines enttäuschenden ifo-Geschäftsklimas und fehlender Unterstützung von der Wall Street 0,4 Prozent höher auf 18.774,71 Punkten geschlossen. "Nach dem US-Feiertag geht die Börsenwoche erst heute richtig los", sagte deshalb der Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab 0,54 Prozent nach auf 27.134 Punkte.
Dass der Weg der Börsenbarometer zu neuen Rekorden zuletzt ein wenig beschwerlicher wurde, liegt auch hierzulande vor allem an der ungewissen Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Noch ist aufgrund des hartnäckigen Inflationsdrucks unklar, wann die Währungshüter die Zinswende einleiten.
Laut US-Notenbanker Neel Kashkari muss es noch "viele weitere Monate mit positiven Inflationsdaten" geben, bevor an eine Lockerung der geldpolitischen Zügel zu denken sei, sagte er dem Sender CNBC. Da die Berichtssaison der Unternehmen mittlerweile ausgelaufen ist, wenden sich die Anleger wieder verstärkt den Wirtschaftsdaten zu.
Zunächst werden morgen aktuelle Inflationszahlen aus Deutschland veröffentlicht. Ein erstes Indiz für die heimischen Verbraucherpreise lieferten heute bereits die Großhandelspreise: Sie fielen im April nur noch um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist zwar der zwölfte Rückgang in Folge, aber zugleich auch der kleinste seit zehn Monaten.
Im Verlauf der Woche folgen zudem Inflationsdaten aus der Eurozone und den USA, die weitere Hinweise auf die Geldpolitik der Notenbanken bereithalten dürften. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni die Zinsen senkt, gilt am Markt als sicher, da die Inflationsraten sich dem Ziel von 2,00 Prozent annähern.
Sollte die Inflation in der Eurozone den Erwartungen entsprechend weiter sinken, könnte es im Juni einen ersten und bis zum Jahresende noch einen oder zwei weitere Lockerungsschritte geben. "Es häufen sich mittlerweile die Stimmen aus der Europäischen Zentralbank, wonach eine Leitzinssenkung bereits ausgemachte Sache sei", betonte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Unter den Einzelwerten im DAX gingen die Gewinne und Verluste quer durch alle Branchen. Siemens-Energy setzten ihren jüngsten Anstieg nach einem positiven Analystenkommentar fort und standen an der Indexspitze bei mittlerweile knapp 27 Euro je Aktie. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie der ehemaligen Siemens-Kraftwerkssparte mehr als verdoppelt. Am Abend wurde noch bekannt, dass die Firma 4.100 Stellen bei der spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa streichen will. Auch VW Vorzüge legten zu.
Im Gegenzug steht Bayer ohne neue Nachrichten am Indexende, nachdem sich das Papier zuletzt etwas erholt hatte. Auch Hannover Rück gaben nach.
Der Euro behauptet sich auf hohem Niveau zum Dollar. Zuletzt wurden im US-Handel 1,0865 Dollar bezahlt, das Tageshoch lag allerdings bei 1,0889 Dollar höher. Die Gemeinschaftswährung profitierte von besseren Fundamentaldaten aus Deutschland. Angesichts der weiterhin guten Grundstimmung an den Finanzmärkten war die US-Währung als Hort der Stabilität zuletzt nicht mehr so stark gefragt.
Ansonsten bestimmen hauptsächlich Spekulationen über die US-Zinswende den Devisenmarkt. Dabei profitiert der Dollar tendenziell, denn Zinssenkungen der Fed stehen nach den robusten Konjunkturdaten nicht unmittelbar auf der Agenda. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0882 (Montag: 1,0843) Dollar fest.
Impulse könnte die Veröffentlichung des Internationale Währungsfonds (IWF) zur Bewertung der deutschen Wirtschaftslage liefern. Darin sind zahlreiche Empfehlungen an die Bundesregierung enthalten. Ökonomen machen für Deutschlands schlechte Wachstumsprognose strukturelle Probleme verantwortlich, den Fachkräftemangel, hohe Energiepreise, zu wenig Investitionen und zu viel Bürokratie.
Die deutsche Industrie blickt dennoch so optimistisch auf ihr Auslandsgeschäft wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen stieg im Mai auf Plus 0,3 Prozent, nachdem es im April noch bei minus 1,5 Zählern gelegen hatte, teilte das Münchner Ifo-Institut heute mit. Das ist der höchste Wert seit April 2023.
Die Deutsche Telekom verstärkt sich mit einem milliardenschweren Zukauf in den USA. Die US-Tochter T-Mobile US übernimmt fast das gesamte Mobilfunkgeschäft des Rivalen US Cellular für 4,4 Milliarden Dollar, wie T-Mobile US heute mitteilte. Dazu gehören Mobilfunkkunden und -geschäfte von US Cellular sowie bestimmte Frequenzbereiche.
"Durch die Transaktion erhalten unsere Kunden Zugang zu einer besseren Abdeckung und höheren Geschwindigkeiten", erklärte US-Cellular-Vorstandschef Laurent Therivel. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge war auch der Mobilfunker Verizon an dem Unternehmen interessiert. Die Aktien von US-Cellular schossen über 18 Prozent nach oben.
Der Kaufpreis für das Mobilfunkgeschäft setzt sich aus einer Kombination aus Barmitteln sowie bis zu zwei Milliarden Dollar an Schulden zusammen, die T-Mobile im Zuge eines Umtauschangebots an bestimmte US-Cellular-Schuldner vor dem Abschluss der Transaktion übernehmen wird. Nach Abschluss des Deals soll US Cellular Eigentümer von etwa 70 Prozent seiner Frequenzen sowie von 4.400 Sendemasten bleiben. T-Mobile soll langfristiger Mieter von mindestens 2.600 Masten werden.
T-Mobile prescht in den Vereinigten Staaten zurzeit aggressiv vor. Am 1. Mai 2024 wurde die Übernahme des Billigfunkers Mint Mobile und der dahinterstehenden Ka'ena Corporation vollzogen. Früheren Angaben zufolge sollte die Übernahme bis zu 1,35 Milliarden Dollar kosten. Kurz zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, gemeinsam mit dem Finanzinvestor EQT den Glasfaser-Anbieter Lumos übernehmen zu wollen. Den 50-Prozent-Anteil ließen sich die Amerikaner circa 950 Millionen Euro kosten. Telekom-Chef Tim Höttges sagte zuletzt, dass er die Markenbekanntheit von T-Mobile bei Glasfaserprodukten in den USA nutzen möchte. Glasfaser helfe, den "Wachstumsmotor" am Laufen zu halten.
Volkswagen will einem Bericht zufolge ein rein elektrisches Auto entwickeln, das 2027 für 20.000 Euro auf den Markt kommen soll. Das Portal "Business Insider" berichtete heute unter Berufung auf Aufsichtsratskreise, dass bei einer dortigen Sitzung das entsprechende Projekt auf der Tagesordnung sei. Das grüne Licht des Kontrollgremiums für den Plan des VW-Vorstands dürfe als gesichert gelten - noch heute sollte es demnach eine Entscheidung geben.
Der Konzern will den Kleinstwagen den Informationen des Portals zufolge in Eigenregie bauen. Der Kleinstwagen soll VW ID. 1 heißen und sich gegen die aufkommende E-Auto-Konkurrenz aus China durchsetzen, wie es in dem Bericht weiter heißt. Zugleich soll ein technisch verwandter Skoda an den Erfolg des inzwischen eingestellten Kleinstwagens Citigo anknüpfen. Volkswagen hält morgen seine rein digitale Hauptversammlung ab.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall soll bei Fußball-Bundesligist und SDAX-Mitglied Borussia Dortmund als Sponsor einsteigen. Das berichtet das "Handelsblatt". Weder der Club noch das Unternehmen äußerten sich am Dienstag auf dpa-Anfrage dazu.
Laut des Berichts wurde eine Partnerschaft über drei Jahre abgeschlossen, die dem BVB einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr einbringen soll. Das Logo des Konzerns soll bereits am Mittwoch während der Dortmunder Vorbereitungen auf das Finale der Champions League auf Werbebanden sichtbar sein.
DAX-Konzern Rheinmetall profitiert von dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022. Der Aktienkurs von Deutschlands größter Waffenschmiede verfünffachte sich seither in etwa.
Bei Thyssenkrupp sorgt der Abgang von Martin Stillger, Chef des Werkstoffhandels Materials Services, für weitere Unruhe. Der Konzern bestätigte, dass Stillger Ende des Monats seinen Posten niederlegt. Der Manager werde auf eigenen Wunsch Thyssenkrupp verlassen. Bei der größten Gewerkschaft im Konzern, der IG Metall, sorgt die Entscheidung für Unmut: "Wir gehen von einer personellen Änderung aus, die offensichtlich von Konzernchef Miguel Lopez forciert wurde", sagte Ingo Klötzer, Unternehmensbetreuer der IG Metall.
Zu dem geplanten Einstieg der Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA finden heute Nachmittag die abschließenden Beratungen in den Fachausschüssen der Bürgerschaft statt. Rot-Grün plant, die Mediterranean Shipping Company (MSC) bei der HHLA an Bord zu holen, um den Containerumschlag zu stabilisieren. Die Bürgerschaft muss den Plänen zustimmen, was angesichts einer Zweidrittelmehrheit von SPD und Grünen als sicher gilt.
Die niederländische Bank ABN Amro übernimmt die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe mit Sitz in Frankfurt am Main. Der vorläufige Kaufpreis liege bei 672 Millionen Euro, wie ABN Amro mitteilte. Die Bank besitzt bereits die Bethmann Bank, mit der sie Hauck Aufhäuser Lampe nun zusammenlegen will. Deutschland wird damit für die Niederländer zum zweitgrößten Markt.