DAX steigt im frühen Handel 19.000-Punkte-Marke erneut verteidigt
Hatte es vorbörslich noch nach weiteren Kursverlusten ausgesehen, so zeigt der DAX im entscheidenden Moment abermals Stärke: Der deutsche Leitindex kann sich von der 19.000-Punkte-Marke ein Stück nach oben absetzen.
Der DAX ist entgegen den vorbörslichen Indikationen mit einem klaren Plus in den Handel gestartet. Im frühen Handel geht es bis zu 0,6 Prozent auf 19.122 Punkte aufwärts. Marktexperten mahnen jedoch weiterhin zur Vorsicht. "Die Angst vor Donald Trump ist an den Börsen in Europa und Asien immer deutlicher spürbar", erklärt Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.
Im DAX hatte die horizontale Unterstützungszone bei 19.000/18.900 Punkten gestern dem erneuten Angriff der Bären standgehalten. Zwar war es im Tagestief bis auf 18.839 Zähler nach unten gegangen. Aber der DAX konnte sich im Handelsverlauf erholen und die 19.000-Punkte-Marke auf Tagesschlusskursbasis knapp verteidigen.
Das gibt dem deutschen Börsenbarometer nun Rückenwind. "Um einen ernsthaften charttechnischen 'Schuss vor den Bug' zu verhindern, gilt es dennoch weiterhin diese absolute Schlüsselzone zu verteidigen", betont der Leiter Technische Analyse bei HSBC, Jörg Scherer. Sollte der DAX nämlich per Tagesschlusskurs unter die 18.900 fallen, so droht ihm Scherers Berechnungen zufolge ein Abschlagspotenzial von 700 Punkten.
Von der Wall Street kommen derweil keine Kaufimpulse für den deutschen Aktienmarkt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones war gestern kaum verändert bei 43.958 Punkten aus dem Handel gegangen. Auch der breiter gefasste S&P 500 notierte kaum verändert bei 5.985 Punkten, während die technologielastige Nasdaq 0,3 Prozent auf 19.230 Stellen verlor.
Nachdem die US-Inflationsrate im Einklang mit den Erwartungen ausgefallen war, preisen die Märkte nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 83 Prozent eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed um 25 Basispunkte im Dezember ein.
Konjunktursorgen haben die asiatischen Börsen am Morgen belastet. Schwächere Immobilienaktien drückten die chinesischen Märkte deutlich ins Minus. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gaben um je 1,7 Prozent nach. Anleger zeigten sich von den jüngsten Konjunkturhilfen der Führung in Peking enttäuscht.
Die Börse in Tokio ging den dritten Tag in Folge mit Verlusten aus dem Handel. Der 225 Werte umfassende japanische Leitindex Nikkei verlor ein halbes Prozent auf 38.535 Punkte. "Mein Eindruck ist, dass der Aufwärtstrend des Nikkei auf Widerstand stößt", sagte Stratege Hiroshi Namioka von T&D Asset Management.
Im frühen Devisenhandel zeigt der Dollar weiter Stärke. Im Gegenzug gibt der Euro weiter nach. Bei 1,0534 Dollar markiert die europäische Gemeinschaftswährung den tiefsten Stand seit einem Jahr.
Der starke Dollar zieht auch den Goldpreis weiter in die Tiefe, drücken steigende Dollar-Kurse doch die Nachfrage nach dem in Dollar notierenden Rohstoff im Nicht-Dollar-Raum. Der Preis für das gelbe Edelmetall fällt am Morgen um 0,5 Prozent auf 2.557 Dollar. Damit liegt der Goldpreis bereits über acht Prozent unter seinem Rekordhoch von Ende Oktober bei 2.790 Dollar.
Auch am Ölmarkt sind die Folgen des starken Dollar zu spüren. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich um 0,4 Prozent auf 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notiert 0,5 Prozent schwächer bei 68,08 Dollar.
Der Bitcoin bleibt nach dem gestrigen Sprung über die Marke von 90.000 Dollar auf Rekordkurs. Die umsatzstärkste Kryptowährung klettert am Morgen bis auf eine historische Bestmarke von 90.647 Dollar nach oben. Hinter der Rekordjagd am Kryptomarkt stecken in erster Linie Hoffnungen der Anleger auf regulatorische Lockerungen nach dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident.
Im DAX haben am Morgen zahlreiche Unternehmen ihre Bücher geöffnet, darunter auch die Deutsche Telekom. Das Unternehmen hat im dritten Quartal einmal mehr vor allem vom starken Geschäft in den Vereinigten Staaten profitiert. Zudem erhöhte die Telekom die Prognose für das operative Ergebnis erwartungsgemäß leicht und stellt nun einen Anstieg von etwas mehr als sechs Prozent auf rund 43 Milliarden Euro in Aussicht.
Der Technologiekonzern Siemens erwartet für das neue Geschäftsjahr 2024/2025 weiteres Wachstum. So soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis um drei bis sieben Prozent steigen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 verdiente Siemens mit neun Milliarden Euro mehr als je zuvor. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 5,20 Euro nach 4,70 Euro im Vorjahr erhalten.
Der Energiekonzern E.ON hat trotz Einbußen in den ersten neun Monaten seine Investitionen erhöht und die Prognose bestätigt. Der bereinigte Konzernüberschuss sank um 25 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Die Investitionen stiegen um 20 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Der Konzern bestätigte seinen Ausblick, wonach er im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebitda zwischen 8,8 und 9,0 Milliarden Euro erzielen will.
Merck KGaA lässt den Durchhänger nach dem Corona-Boom weiter hinter sich. Auch im vergangenen Quartal sorgte ein sich in Teilen erholendes Geschäft mit Halbleitermaterialien beim DAX-Konzern für Auftrieb; Schub gab etwa die anziehende Nachfrage rund um KI-Anwendungen. Zudem floriert weiterhin das Geschäft mit Medikamenten. In den drei Monaten von Juli bis September stieg der Gewinn um knapp zehn Prozent auf 812 Millionen Euro.
Ein Hedgefonds ist am Dienstag eine Wette im Volumen von mehr als 100 Millionen Euro auf fallende Kurse des Leverkusener Pharma- und Agrarkonzerns Bayer eingegangen. Der in New York ansässige Fonds D.E. Shaw ging in einem Volumen von 102 Millionen Euro short, wie aus einem in Deutschland eingereichten Dokument hervorging. Am Dienstag hatte eine erneute Senkung der Ergebnisprognose für 2024 die Bayer-Aktie auf ein 20-Jahres-Tief gedrückt.
Aktien von SMA Solar rutschen im Frankfurter Frühhandel um über 20 Prozent ab. Der Solartechnik-Konzern hat nach deutlichen Einbußen in den ersten neun Monaten des Jahres erneut seine Umsatz- und Ergebnisprognose für 2024 gesenkt. "SMA kämpft, um zu überleben, da die Konkurrenz aus China brutal ist", sagte ein Händler.
Der Versicherer Talanx (HDI) rechnet nach einem überraschend guten Sommer mit noch höheren Gewinnen im laufenden und im kommenden Jahr. Trotz höherer Katastrophenschäden erwartet Vorstandschef Torsten Leue für 2024 jetzt einen Rekordgewinn von mehr als 1,9 Milliarden Euro. 2025 soll der Überschuss dann die Marke von 2,1 Milliarden Euro überschreiten.
Eine überraschend starke Nachfrage und höhere Frachtraten haben bei Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd seit Mitte des Jahres das Geschäft belebt. Für die ersten neun Monate wies die weltweit fünftgrößte Reederei ein operatives Ergebnis (Ebit) von rund 1,8 Milliarden Euro aus - 35 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz blieb mit rund 14,1 Milliarden Euro praktisch stabil.
Der Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger hat dank der im April zugekauften Geschäftsaktivitäten des Industriedienstleisters Stork seinen Umsatz im dritten Quartal um 15 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro gesteigert. Die operative Umsatzrendite (Ebita-Marge) verbesserte sich auf 6,0 Prozent von 5,1 Prozent im Vorjahr.
Der angeschlagene Münchner Agrar- und Baustoffkonzern BayWa ist in den ersten neun Monaten tief in die roten Zahlen gerutscht. Vor allem wegen Problemen im Segment Regenerative Energien schrieb der Konzern einen Betriebsverlust (Ebit) von 299,8 Millionen Euro. Baywa hatte Mitte Juli Liquiditätsengpässe einräumen müssen.
GFT Technologies hat seine Jahresziele erneut gesenkt. Der Softwareanbieter rechnen nun noch mit einem Umsatzplus von zehn Prozent auf rund 865 Millionen Euro. Das sind 20 Millionen Euro Erlös weniger als bisher eingeplant. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern korrigierte GFT um fünf Millionen Euro auf 77 Millionen Euro nach unten.
Der Chipindustrieausrüster ASML hält trotz zuletzt schwierigerer Geschäfte an seinen weit gefassten längerfristigen Zielen fest. Schwung liefern soll auch die zunehmende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz. Der Umsatz soll bis 2030 auf 44 bis 60 Milliarden Euro steigen.
Ein Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer hat dem österreichischen Energiekonzern OMV im Streit mit der russischen Gazprom 230 Millionen Euro Schadenersatz zugesprochen. Hintergrund waren zunächst unregelmäßige, ab September 2022 gänzlich ausbleibende Gaslieferungen nach Deutschland.
Italien hat einen weiteren Anteil von 15 Prozent an der Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) verkauft und damit 1,1 Milliarden Euro eingenommen. Das Schatzamt platzierte die Aktien zu 5,792 Euro pro Stück und damit fünf Prozent über dem Schlusskurs. Italien treibt damit Pläne zur Reprivatisierung der Bank nach einem gescheiterten Versuch 2021 voran.
Der Netzwerk-Ausrüster Cisco blickt auch wegen des Hypes um KI optimistisch auf das laufende Quartal. Der Umsatz dürfte im zweiten Geschäftsjahresviertel bei 13,75 bis 13,95 Milliarden US-Dollar liegen, teilte das Unternehmen gestern nach dem New Yorker Börsenschluss mit. Es wäre das erste Plus seit einem Jahr.